Wenn man gern in die Fantasy-Welt, die von Zwergen, Orks und anderen dunklen Gestalten bevölkert ist, eintaucht, landet man früher oder später bei dem Autor Markus Heitz. Seit seinem Durchbruch mit Die Zwerge ist er aus diesem Genre nicht mehr wegzudenken. Wie er zum Schreiben kam, woher seine Ideen nimmt, erfahrt ihr in folgendem Interview.

Likiwing: Lieber Markus,

vielen lieben Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst für unsere Fragen.
Markus Heitz: Kein Thema. Mache ich gerne.

Likiwing: Warum bist Du Autor geworden? Was oder wer hat Dich dazu gebracht? Wann hast Du mit dem Schreiben begonnen? Bist Du noch im Besitz Deiner ersten Schreibversuche?
MH: Es ging mit 14 los, einfach so, ohne ein besonderes Ereignis. Ich habe sehr viel gelesen, und daraus entstand das Bedürfnis, eigene Storys zu erfinden. Die ersten Versuche waren nicht länger als eine bis drei, vier DinA5-Seiten. Und ja, ich habe sie, und NEIN, ich zeige sie nicht.

L: Was fasziniert Dich so an Zwergen, Orks und Fantasy? War das bereits in Deiner Kindheit schon so?
MH: Märchen, Sagen, Legenden – wer findet das als Kind nicht spannend? Meine Vermutung: Es gibt wenige. Und ich gehörte zu denen, die von Grimm bis Bechstein alles aufgesogen haben. Da liegt wohl der Urkeim. Mit dem Lesen aller möglichen Genres entsteht eine gewisse Vorliebe für Stoffe, und nach Der kleine Hobbit fand ich Phantastik schon toll. Aber den Schwerpunkte legte ich erst später mit dem Beginn der Rollenspielkarriere auf Fantasy. Das Schwarze Auge, so fing das damals an, in den 80ern.

L: Du hast sehr viele Bücher in den letzten Jahren geschrieben. Woher nimmst Du Deine Ideen für Deine Geschichten? Und wie ermahnst Du Dich zur Disziplin?
MH: Es macht mir Spaß, und das ist der größte Antrieb. Schreiben ist auch ein Stück Handwerk, und zu dem gehört es, sich hinzusetzen, Stunden damit zu verbringen, Sätze zu arrangieren, Worte zu finden, Bilder zu bauen … das wird gerne unterschätzt.
Die Ideen, du meine Güte … wenn ich das wüsste. Kreativität schlägt einfach zu, ohne dass ich es genau sagen könnte. Manchmal im Gespräch mit Freunden, beim Sehen eines langweiligen Films, bei der Lektüre eines Fachartikels, es gibt keine Regeln.

L: Gibt es in den letzten Werken Lieblingscharaktere, mit denen Du Dich vielleicht auch identifizieren kannst?
MH: Nein. Man bringt als Autor höchstes Verständnis für Handlungen auf, aber identifizieren – so weit geht es dann doch nicht.

L: Mit „Totenblick“ hast Du auch mich als Leserin Deiner Geschichten gewinnen können. Warum der Ausflug in das Thrillergenre? Und was mich natürlich brennend interessiert: Gibt es vielleicht ein Wiedersehen mit Ares oder Korff?
MH: Thriller ist im Grunde ein neutraler Begriff und bedeutet nicht anderes, als dass ein Buch schnell, packend und actionreich ist. Und genau das schreibe ich ja im Grunde schon seit Jahren. Streicht man die Zwerge und Vampire raus, bleibt ja nur noch die reale Handlung. So schwer ist es mir nicht gefallen, und die Gelegenheit bot sich mir gerade. Die Idee dazu hatte ich schon lange, nur wäre sie an Vampiren oder Wandelwesen verschwendet gewesen. Und als der Verlag mich nach einem Thriller fragte, tada, konnte ich denen aus dem Stand meinen Vorschlag unterbreiten. Ob ich da weitermache, weiß ich noch gar nicht. Die Zeit wird es zeigen.

L: Wie sieht Dein nächstes Projekt aus?
MH: Ein MysteryThriller, vorgesehen für den August 2014. Sagen wir, Wandelwesen und Vampire spielen eine kleine Rolle, aber die bekannte Welt von Eric und Sia erhält eine neue Komponente. Darauf wird der Schwerpunkt liegen. Es ist ein bekanntes Motiv, ähnlich wie das Tod-Unsterblichkeits-Motiv in ONEIROS, das von mir neu interpretiert wird. Ich bin gespannt, wie es bei den LeserInnen ankommt. Aber mehr kann ich dazu aus dramaturgischen Gründen noch nicht sagen. Im März erscheint vorher noch der vierte und letzte Band der Albae, TOBENDER STURM. Und die haben Vorfahrt.

L: Gibt es Neuigkeiten in Sachen Verfilmung Deiner Werke? Oder können die Leser mal wieder mit einer Lesung mit musikalischer Unterstützung, wie damals mit Corvus Corax, hoffen?
MH: Da gibt es leider noch nichts Neues.

L: Bei der Lesung mit Sebastian Fitzek ging es u.a. auch um das Thema „Ghostwriting“. Du schreibst alles selber. Verurteilst Du Autoren, die Andere zum schreiben hinzuziehen?
MH: Ich schreibe deswegen selber, weil ich mir einbilde, dass nur ich diese Geschichte so erzählen kann. Ideen anderen anvertrauen und abwarten, was sie daraus machen, nein, das wollte ich nicht bzw. nicht meinen Namen als Verfasser draufschreiben. Ich finde, der Leser sollte wissen, wer der Autor des Buches ist. Und sollte der Tag kommen, an dem ich zum Ideengeber werde und einen anderen das Buch schreiben ließe, würde das genau SO auf dem Cover stehen. Oder man denkt sich ein Pseudonym aus und bildet eine Autorengemeinschaft, wie das z.B. bei Serienheftchen meistens gemacht wird.

L: Welche Autoren schätzt Du besonders? Hast Du mit jemanden engeren Kontakt?
MH: Wir Phantastik-Autoren kennen uns alle untereinander größtenteils, ich plaudere gerne mit den Kolleginnen und Kollegen. Meistens sieht man sich auf Conventions oder den Buchmessen. Autoren, die ich schätze … mh … Poe und Lovecraft und Theodor Storm. Klingt komisch, ist aber so.

L: Welche Lektüre liegt derzeit bei Dir auf dem Nachttisch? Und was liest Du privat gern?
MH: ich lese privat meistens Magazine wie STERN und SPIEGEL, bevorzuge Kurzgeschichten, die thematisch nichts mit meinen Werken zu tun habe, wie z.B. Horst Evers oder Torsten Sträter. Böser Humor ist ganz weit vorne.

L: Wenn Du drei Bücher mit auf eine einsame Insel nehmen könntest, welche wären das? Und warum?
MH: 1.) How to survive on an island, 2.) How to build a boat, 3.) ein leeres Notizbuch für meine Ideen.

L: Ein Leben ohne Bücher wäre für Dich…?
MH: Schwer vorstellbar.

L: Was unsere Leser sicher noch interessiert: Was sind Deine musikalischen Vorlieben?
MH: Hahaha, ja, was könnte das wohl sein? Ich mag es dunkelbunt gemischt, von Deine Lakaien bis Estampie, von Solitary Experiments bis zur Leipziger GothicAmbient Band Lambda, von schnellem Krach bis industriellem Krach zur Klassik und zum Soundtrack. Was gar nicht geht, ist FreeJazz und Volkstümlicher Schlager. DA kann ich aktiv-aggressiv werden.

L: Was macht Markus Heitz, wenn er mal nicht schreibt?
MH: Reisen, Musik hören, Freunde treffen. Ach ja, Hausputz, einkaufen … muss auch mal sein.

L: Ich bedanke mich bei Dir, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Vielleicht hast Du noch ein paar Worte zum Abschluss?
MH: Was immer der Lebenstraum ist – nicht aufgeben! Zeit und Geduld aufbringen, aber niemals aufgeben und wegwerfen, was einem wichtig ist. Ich sehe es an mir: Manchmal gehören Umwege dazu, um ans Ziel zu gelangen – sofern man das Ziel vorher nicht aus den Augen verliert.

Homepage Markus Heitz

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