Kurioses um die Bavaria

Die Bavaria kennt sicher jeder Münchner, und auch viele Besucher suchen die Dame auf: Mit einem Löwen an der Seite schaut sie, als Patronin des Landes und Beschützerin des Oktoberfestes, über die Theresienwiese. Seit über 150 Jahren steht sie da vor der Ruhmeshalle. König Ludwig I. hatte einen Wettbewerb für den Bau einer Ruhmeshalle ausgeschrieben. Leo von Klenze bekam den Zuschlag. Fast zwölf Jahre dauerte es, bis es soweit war: Die kolossale Statue der Bavaria wurde 1850 feierlich enthüllt, ganz München wollte bei diesem Spektakel zusehen.

Bis es aber soweit war, mussten viele Hindernisse überwunden werden, die meisten waren technischer Art. Unter anderem musste man immerhin eine 15,75 Meter hohe Metallplastik gießen. Diese Aufgabe war einzigartig. Der Leiter der Gießerei war Ferdinand von Miller, und die erfolgreiche Bewältigung dieses Auftrags erfüllte ihn so sehr mit Stolz, dass er einen kleinen Teil der Bavaria als Zeichen seines Könnens in kleiner Auflage gießen ließ, und zwar die ersten beiden Glieder des kleinen Fingers. Nur ausgewählte Personen wurden damit beschenkt – auch der inzwischen abgedankte König Ludwig I. Doch nicht nur Ferdinand von Miller war höchst zufrieden, auch Ludwig von Schwanthaler war es. Er war der Hofbildhauer Ludwigs I. und hat die Bavaria entworfen. Er war, wie Ferdinand von Miller, sehr stolz auf sein Lebenswerk. Er hat nicht nur die Ausführung der großen Bavaria überwacht sondern auch die Sonderauflage vom „Kleinen Finger der Bavaria“. Dieser „Kleine Finger“ hat sich bis heute als selbstständiges Kunstwerk behauptet. Er ist immerhin eine Lineallänge (30 cm) hoch, hat in etwa einen Durchmesser von fast 15 Zentimetern, an der breitesten Stelle einen Umfang von 48 cm und wiegt 7 kg. Ein Exemplar kann man im Münchner Stadtmuseum besichtigen.

Eine Ausfertigung hingegen steht ganz einfach jedem zugängig mitten in Fürstenfeldbruck an der Hauptstraße Nr. 15 vor dem Haus, in dem Ferdinand von Miller geboren wurde. Er hat ihn seinerzeit eigenhändig dem Männergesangverein der Stadt übergeben. Grund war die große Verbundenheit mit der Stadt gewesen. Die damaligen Mitglieder des Gesangsvereins hatten damals auch ein nettes Ritual: Zu besonderen Anlässen benutzten sie die Skulptur – wie angeblich König Ludwig I. bei der Enthüllung der Bavaria auf der Theresienwiese – als Krug. Aber es ist überliefert, dass man höllisch aufpassen musste. Setzte man den Riesenfinger falsch herum an, schwappte einem das ganze Getränk ins Gesicht. Er hat immerhin ein Fassungsvermögen von drei Maß Bier!

Wer ohnehin schon in Fürstenfeldbruck ist und etwas Zeit mitgebracht hat, wird sicherlich noch zum nur ein paar Hundert Meter weiter gelegenen Kloster Fürstenfeld gehen. Dies ist eine wunderschöne Anlage mit Kloster, Kirche, Museum, Veranstaltungszentrum und verschiedener Innen- und Außen-Gastronomie (im Normalfall …). Und was steht hier noch? Eine Nachbildung des Kopfs der Bavaria!

Kopf der Bavaria, Nachbildung v. 2000 von Mattia Bier, Mano Giesen, Peter Pfitzner, Werner Schmidbauer

Ganz schön interessanter Ausflug!

Der Kleine Finger der Bavaria
Hauptstraße 15
82256 Fürstenfeldbruck

Kloster Fürstenfeld
Fürstenfeld 7
82256 Fürstenfeldbruck

 

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