Beiträge

Eintauchen in den Untergrund

 

Mittwoch, 3. Juli, ein warmer Sommerabend, das Münchner Konzertangebot überschlägt sich geradezu mit Alternativen – und doch kommt eine ansehnliche Anzahl Schwarzmetaller im Backstage Club zusammen, um dem Untergrund-Black-Metal zu huldigen. Fünf Bands sollen heute spielen, manche erst in den letzten Jahren gegründet, manche echte Szeneveteranen wie die Amerikaner Von oder das kolumbianisch-amerikanische Duo Inquisition.

Das verspricht ein langer, intensiver Abend zu werden, sodass mit Ewigeis auch um Punkt 19:30 Uhr schon die erste Band die Bühne des wegenewigeis des Oberlichts noch taghellen Clubs betritt – leider ohne Ansage, der exakte Konzertbeginn (der auch noch ein intensives Instrumentestimmen sein könnte) geht daher etwas unter. Mit der Zeit versammeln sich dann doch ein paar Leute vor der Bühne und lauschen dem Münchner Duo um Mastermind Saat, das eher midtempolastigen Black Metal mit deutschen Texten spielt und einen Querschnitt aus den zwei bisher erschienenen Demos Abgrund und Wolfsmond präsentiert. Im Prinzip machen Ewigeis das auch nicht schlecht, Kreisch-Sprechgesang, sägende Gitarren, scheppernde Drums – doch so richtig mitreißen will das alles nicht. Musikalisch fehlt (noch) Eigenständigkeit und Intensität, letztere wäre auch in puncto Bühnenpräsenz wünschenswert. Die beiden Musiker auf der nicht gerade riesigen Bühne sehen leider etwas verloren aus, der eine hinter seinem kleinen Schlagzeug, der andere mit der Gitarre in der Hand vom linken zum rechten Mikro pilgernd … dass es in dieser Besetzung auch sehr viel dynamischer geht, zeigt sich im Lauf des Abends.  Weiterlesen

asaru-logo_white

 

Diese Woche stellen wir euch eine Band vor, die es bereits seit 1995 gibt und definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient hat: ASARU machen trashigen Black Metal vom Feinsten und sind seit 2011, nach einer langen Geschichte voller Besetzungs- und Ortswechseln beim deutschen Underground-Label Schwarzdorn Production unter Vertrag. Das aktuelle Line-up besteht aus Frank Nordmann (All strings & vox), Petter Myrvold (Bass) und Sebastian Wilkins (Drums). Im Mai 2012 erschien das zweite Album From the Chasms of Oblivion, das sich für jeden lohnt, der schnörkelloses Schwarzmetall hören will. Für die Rubrik Band der Woche stand uns Frank Nordmann Rede und Antwort. Weiterlesen

Der Herr der Schmerzen

cover-hinab-in-die-vertraute-fremdheit

Eine deutsche Black-Metal-Band namens SHRIKE? Nun, ich war im Januar diesen Jahres sehr sehr intensiv mit Herrn Simmons (nein, nicht Gene – Dan!) beschäftigt und eigentlich der Ansicht, ich hätte meinen Shrike-Soll für 2013 schon erfüllt. Denn, soviel Erklärung sei für Uneingeweihte noch hinzugefügt, das Shrike ist in Dan SimmonsHyperion-Gesänge eine mysteriöse und sehr bedrohliche Wesenheit auf dem Planeten Hyperion. Es kann zwischen verschiedenen Zeitebenen wechseln, besteht scheinbar aus Metall und ist überall mit Klingen und Dornen gespickt. Seine Opfer werden an einen Baum genagelt, wo sie nicht sofort sterben, sondern zunächst die vollen psychischen und physischen Todesqualen durchleiden müssen. Und – immerhin handelt es sich bei SHRIKE ja um eine Black-Metal-Band – das Shrike kann die sogenannte Kruziform, das Markenzeichen der Priester der Zukunft, entfernen, was eigentlich unmöglich ist, da diese mit seinem Träger verwächst.
Alles in allem also eigentlich keine schlechten Voraussetzungen für ein gutes Stück Schwarzmetall. Der Vollständigkeit halber sei noch kurz erwähnt, dass es die Band seit 2006 gibt und Hinab in die vertraute Fremdheit das zweite Album der fünf Herren Uwe (Gesang), Jul (Gitarre), Xaver (Gitarre), Fabi (Bass) und Moe (Drums) ist. Weiterlesen

Musikalische Sturmflut

hallig_13_keys_to_lunacy_cover

Hallig kommen, man glaubt es kaum, aus NRW und haben sich seit 2010 innovativem melodischen Black Metal verschrieben. L. – Vocals, A. – Guitar, F. – Guitar, M. – Bass und J.P. – Drums – so simpel liest sich das Line-up, aber was hier an Kreativität vermisst wird, macht das Quintett durch die Musik wieder mehr als wett. 13 Keys to Lunacy heißt der Erstling, der via Folter Records veröffentlicht wurde, auf dem uns acht druckvolle Songs mit deutschen und englischen Texten erwarten, die es in sich haben. Weiterlesen

Letzte Haltestelle

streams_of_blood_cover

Die Bandgeschichte von Streams of Blood liest sich ein wenig wie das Who is Who der deutschsprachigen Black-Metal-Szene: Streams of Blood wurde 2009 von Thymos (Ex-Darkened Nocturn Slaughtercult, Ex-Sargwart, Ex-Engraved) und Tavo (Ex-Engraved) gegründet. Im zerstörerisch heißen Sommer 2009 nahm die Band ihre erste Mini-CD Antilife auf, das Schlagzeug wurde von Torturer (Mor Dagor, Belphegor) eingetrümmert. Im eisig frostigen Winter 2010 schloss sich Schlagzeuger Blood Hammer (u.a. Panzerchrist, Ex-Paragon Belial) der Band an. Nach dem Erstlingsalbum The Descend to the Source of Disorder, das 2011 via Articaz und Ketzer Records veröffentlicht wurde, liegt nun dank Folter Records mit Ultimate Destination das zweite Studioalbum vor. Weiterlesen

Das Grauen aus Polen

night_of_the_world_cover

Die polnische Black-Metal-Szene war ja schon immer gut, aber zur Zeit überraschen uns unsere Nachbarn mit einer Reihe exzellenter Bands und deren musikalischem Output. Night of the World, Ende 2011 gegründet, bestehend aus den drei Musikern mit den klangvollen Namen AM (Gitarre, Bass), ML (Drums) und NRT (Vocals), ist eine der jüngeren Bands aus dem Osten und legen mit Drive the Knife deeper einen Erstling vor, der es in sich hat. Weiterlesen

Thorngoth sind eine 2003 gegründete Black-Metal-Kapelle aus Bad Tölz, die soeben mit Schwarz-Karg-Kalt in Eigenregie ihr viertes Album vorgelegt hat. Über die aktuelle Scheibe haben wir ja bereits berichtet, jetzt hat sich Sorath (Gitarre/ Synthies) die Zeit genommen, meine Fragen zu beantworten.

Nekrist: Vorneweg ganz eigennützig die Frage, die mich am meisten interessiert: Wann und wo kann man euch mal live sehen?
Sorath: Der nächste Gig wird voraussichtlich Anfang September bei uns in der Nähe von Bad Tölz stattfinden. Näheres dazu werden wir auf unseren Webseiten bekannt geben.
Ende des Jahres wird es wohl noch weitere Gigs geben, wobei noch nichts bestätigt ist. Weiterlesen

Stimmen aus der Vergangenheit

pagan_prophecies_cover_300dpiPagan Metal ist in den letzten Jahren immer mehr zum Synonym für Party Metal geworden, Bands wie Korpiklaani oder Turisas verbreiten gute Laune und laden zu Bier, Gesang und Tanz ein (was ja auf keinen Fall schlecht sein muss). Doch das wirklich Heidnische, das Naturverbundene und die Rückbesinnung auf alte Götter und Mythen – das sollte man woanders suchen. Fortið – auf Isländisch „Vergangenheit“ – gehören zu diesen tiefgründigeren Bands, denen neben mitreißender Musik auch die Gedankenwelt dahinter wichtig ist. 2002 wurde das Projekt in Kópavogur von Einar „Eldur“ Thorberg ins Leben gerufen. Nach der im europäischen Untergrund sehr erfolgreichen Völuspá-Trilogie – Thor’s Anger, The Arrival of Fenris, Fall of the Ages –, die Eldur im Alleingang eingespielt hatte, zog er 2008 von Ísland nach Norwegen und bildete eine komplette Band. Pagan Prophecies das Ergebnis dieser Kooperation. Der Titel bezieht sich – ähnlich wie die ersten drei Alben – auf die Prophezeihungen der Völva, der Seherin in der „Völuspá“, dem ersten der sechzehn Götterlieder der Edda. Weiterlesen

42 Tage

curse-void-above-abyss-below-rgb

Wenn ich Sätze lese wie „So wurde das Album ‚Void Above, Abyss Below‘ innerhalb von 42 Tagen geschrieben und aufgenommen. Die Hälfte des Songmaterials ist improvisiert (…).“, muss ich an den bösen Geist des Black Metal, Varg Vikernes himself, denken, und wie er erklärt, dass er bei Burzum alles über ein Headset-Mikrofon aufgenommen habe. Und angesichts dessen weiß ich dann immer nicht so genau, ob ich das jetzt abschätzig belächeln oder irgendwie geil finden soll. So oder so: Neugierig werde ich bei so was immer. Also, rein mit Void Above, Abyss Below, Play gedrückt und los geht’s! Weiterlesen

Griechischer Bombast

small_water_img_9329

Descending-Frontmann Jon Simvonis

Vier Bands aus unterschiedlichen europäischen Ländern, wenn auch deutlich dominiert von den Griechen, machen sich bereits seit geraumer Zeit daran, in ganz Europa eine große schwarze Messe zu zelebrieren. Vergangene Woche erreichten sie auch München.

Pünktlich geht’s los mit Descending, einer noch jungen Formation aus HELLas, die mit New Death Celebrity Ende 2011 ihren ersten Silberling auf den Markt geworfen haben. Die fünf Jungs machen schnellen, trashigen Metal und ziehen eine Bühnenshow ab, die sich wirklich sehen lassen kann. Wie es aber immer so ist vor 22 Uhr in München sehen die nicht allzu viele, das Werk ist alles andere als gut gefüllt. Die Zuschauer, die schon da sind, bekommen ein extrem spielfreudiges Quintett zu sehen, das richtig abgeht und auch – zumindest für die weiblichen Zuschauer – optisch ein Leckerbissen ist. Nach einer halben Stunde ist das Set durch und der Augenschmaus vorbei. Ich jedenfalls besorgte mir umgehend die CD und habe beschlossen, Descending im Auge zu behalten – den letzten Halbsatz mag jetzt jeder auslegen, wie er will! Weiterlesen