Alles wie immer: also wunderbar!

 

Zweiter Tag des Free & Easy, nach dem Blitzgewitter am Nachmittag scheint wieder die Sonne, und das Schwarzvolk pilgert ins Backstage. Die eine Hälfte biegt ins Werk zu Napalm Death ab, die andere füllt nach und nach die Halle, denn Solar Fake und Beyond Obsession rufen zu einem schweißtreibenden Synthie-Abend. Das Package war im Februar schon mal in München, da noch im viel zu kleinen Backstage Club, jetzt haben doch deutlich mehr Zuschauer die Chance, die beiden Bands noch einmal zu erleben.

DSC_7837Um viertel nach acht entern die beiden Herren von Beyond Obsession, André Wylar und Nils Upahl, die Bühne, um in der nächsten Stunde einen Querschnitt durch ihr bisheriges musikalisches Schaffen zu bieten. Der Sound ist eine Schnittmenge aus Mesh, Erasure und Depeche Mode, weist aber noch genug Eigenständigkeit auf und geht bei den schnelleren Stücken gut in die Beine. Den Abend eröffnen Beyond Obsession mit „Pieces of Machinery“ und „Nothing like that“ vom gleichnamigen Album beziehungsweise dem Debüt Listen, learn and speak. Nach „On my Way“, „Unwinnable War“ und „I (don’t) hate you“ folgt dann ein erster Vorgeschmack auf das neue Album, der Song „Ghost on Pictures“ wird zum ersten Mal live dargeboten, und trotz der Bedenken der Band läuft alles super.
„Song for the Dead“ markiert dann einen weiteren Höhepunkt des Konzerts, auch wenn Nils Upahl da ein wenig die Stimme wegbleibt. Macht aber nichts, die Situation wird souverän überbrückt, und bei den nächsten Songs wie „Let me go“ oder „Tokio Underground“ gehorcht die Stimme dann wieder einwandfrei. Zum Abschluss gibt es mit „Moment of Truth“ noch einen weiteren vielversprechenden Ausblick auf das neue Album. Das Publikum verabschiedet das überaus sympathische Duo mit großem Applaus, und das war auch ein wirklich schöner Auftritt. Kommt bald wieder, Jungs!

DSC_8193Danach zieht sich die Umbaupause leider etwas, kühler wird es in der Halle auch nicht, immer mehr Zuschauer drängen hinein, das Warten macht da keinen Spaß. Als dann endlich André Feller und Sven Friedrich auf die Bühne stürmen, bricht ohrenbetäubender Jubel los. So ziemlich jeder im Raum dürfte Solar Fake mindestens schon einmal im Leben gesehen haben, aber man kann, nein, muss sie sich einfach immer wieder anschauen, die Songs sind durch die Bank großartig, die Live-Show der beiden Herren keine Sekunde langweilig. Mit „Not what I wanted“, dem Eröffnungstrack des aktuellen Albums Another Manic Episode, beginnt der Abend energetisch, und genauso geht es auch weiter, Zeit zum Verschnaufen gibt es erst mal nicht. „Fake to be alive“ – mein persönliches Lieblingslied von Another Manic Episode – bringt alle zum Tanzen, die Klassiker „No Apologies“ und „Here I stand“ halten das Begeisterungslevel mühelos aufrecht. Schön heftig wird es mit „Parasites“ und „Observer“. Zum ersten Mal etwas ruhiger wird es mit „I don’t want you in here“ – das ist auch nötig, André und Sven geben wie gewohnt alles auf der Bühne, das Publikum ebenfalls, und ich bin der unbekannten Dame neben mir unendlich dankbar für ihren Fächer, mit dem sie sich (und mir) kühle Luft zufächelt.

Nach „I hate you more than my Life“ und „Reset to default“ ist es Zeit für das erste – und einzige – Cover des Abends, „Somebody told me“ von den Killers. „My Spaces“ und „Stay“ runden den regulären Teil ab, doch ohne Zugabe geht hier niemand nach Hause. „Under the Skies“, „Radical“ und das wie immer zum Heulen schöne „Where are you“ sowie in der zweiten Zugabe das ebenso melancholische „The Pages“ und „If I were you“ sind dann noch ein Zuckerl für die Solar-Fake-süchtige Meute, bevor sich André und Sven verdientermaßen in den Feierabend verabschieden und DJ Sconan die Blackstage entert, um die bewährte Elektromischung auf diejenigen loszulassen, die noch Kraft zum Tanzen haben (das sind erfreulicherweise noch sehr viele).

Solar Fake sind eine sichere Bank, ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft ich sie schon gesehen habe, und es ist trotzdem jedes Mal einfach nur großartig und zaubert ein fettes Grinsen aufs Gesicht. Ein Headliner-Auftritt ist natürlich auch noch mal was anderes als die zahlreichen Festivals, die Solar Fake so absolvieren, viel persönlicher und mit mehr großartigen Songs. Beyond Obsession könnten für meinen Geschmack ein paar mehr schnellere Lieder ins Live-Set integrieren, aber es macht auch Spaß, den ruhigeren Sachen und den schönen Melodien zuzuhören. Und das neue Album wird sicher der Hammer.

Gelungener Abend!

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Setlist Solar Fake:
1. Not what I wanted
2. Fake to be alive
3. No Apologies
4. Here I stand
5. All the Things you said
6. Parasites
7. More than this
8. Under Control
9. Observer
10. I don’t want you in here
11. I hate you more than my Life
12. Reset to default
13. Somebody told me (Killers-Cover)
14. My Spaces
15. Stay
16. Under the Skies
17. Radical
18. Where are you
19. If I were you
20. The Pages

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