Mit Hingabe loslassen

Von Zeit zu Zeit stoße ich immer mal wieder auf Bands, die noch nicht unter Vertrag genommen worden sind, weil sie erst am Anfang ihres Weges sind und gerade ihr Debüt in Eigenregie veröffentlicht haben. So auch mein neuestes Review-Opfer Corps Fleur aus dem Vereinigten Königreich. England ist seit einigen Jahren konsequent Lieferant für guten bis sehr guten Black Metal inklusive fast jeglicher Unterart außer dem vakanten Post Black Metal Thron. In klassischer Besetzung mit zwei Gitarren zeigen uns die Jungs von Corps Fleur wo der Hammer hängt und erheben auch Anpruch auf den Thron. Ihren Sound würde ich nach meinen Empfindungen als einen Mix aus Post Black Metal, Suicide Depressive Black Metal und Blackgaze beschreiben. Folgend habe ich meine Empfindungen beim Hören des Albums für euch niedergeschrieben.

Das wunderbare Coverartwork zeigt einen schreienden oder rufenden Mann inmitten eines Waldes, umwickelt von einem Tuch oder wahlweise auch Netz. Bei mir entsteht sofort ein Gefühl von Leere, Flucht und dem Willen, etwas zu beenden. Ein Album, das ganz klassisch mit einem Intro beginnt, hier in Form von „Burgeon“. Schön ist ein Intro deswegen, weil es den Hörer langsam in den Klangkosmos der Künstler und ihrer Veröffentlichung einführt. Nach den ersten paar Sekunden hat man den von mir weiter oben erwähnten Wald vor Augen. Die Stimmung ist schon mal perfekt für das Folgende. „Sea of trees“ beginnt im Uptempo und reißt den Hörer gleich mit. Hier fällt das Besondere an Corps Fleur auf. Das Stück ist eigentlich mit einer recht fröhlichen Melodie versehen, die im absoluten Kontrast zu den Galle spuckenden Vocals steht. Verträumte Ambient Parts lockern eine misanthropische Raserei auf, die bei absolutem Focussieren auf den Song wie ein schwarzes Loch wirkt, das einen verschlingen könnte. Die göttlichen langsameren Parts möchte man am liebsten shoegazend auf einer Fläche mit viel Nebel zelebrieren. Dachte ich bei „Arboreal“ zu Beginn an Dornenreich „Zu träumen wecke sich wer kann“ wegen dem wunderschönen Gitarrenintro, so bricht nach einem herrlich in die Länge gezogenen Riff das Inferno los. Rasende Parts, die wie ein D-Zug auf den Hörer zu rollen und den ganzen Hass, den Corps Fleur empfinden, ausspeien. Für mich persönlich sind solche Songs immer ein Highlight im Post Black Metal, da sie herrlich alles verneinend sind. „Solace“ ist eigentlich das Highlight des Albums. Unglaublich schwer! Die Kombination aus maschinell manischen Drumgewittersalven und den unglaublich gut gelungenen Depressive Suicide Black Metal Vocals und Parts ist so einmalig. „Lament“ wäre dann mein Anspieltipp für euch. Inspiriert von Atmospheric Black Metal der 90´s zelebriert man die ganze Palette an Epicness des Genres. Ein Gefühl von Kälte, Frost und der absoluten Hingabe an den Black Metal stellt sich ein. Der Schlagzeuger muss ein Polyp sein, das geht nicht anders. Das abschließende „Swansong“ schlägt in die gleiche Kerbe wie „Lament“ und bietet einen so derart hohen Standart an Reife und Können, dass ich manchmal nicht an ein Debüt glaube.

Fazit: Unmöglich einen Song besonders hevorzuheben. Die Intensität des Albums Corps Fleur ist in der Vergangenheit selten von einer Band erreicht worden. Als Vergleich möchte ich Alcest, Asura (ebenfalls aus England) und den göttlichen Woods of Desolation anführen. Ein Highlight jagt das nächste. Corps Fleur verfügen über die rar gewordene Gabe, ein Album konstant interessant zu gestalten. Die Produktion ist für ein in Eigenregie produziertes Werk mehr als beachtenswert und zu einem Großteil besser als vieles andere, was den Markt überschwemmt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich ein Label ihrer annimmt und ihnen unter die Arme greift. Einzig die Spielzeit von knapp 33 Minuten empfinde ich als zu kurz, aber es ist ja auch nur eine EP! Unbedingt antesten!

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Corps Fleur: Corps Fleur
Vö. 5. September 2020
Album: https://corpsfleur.bandcamp.com/
10 GBP

Tracklist
1 Burgeon
2 Sea of trees
3 Arboreal
4 Solace
5 Lament
6 Swansong

Band: https://corpsfleur.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/corpsfleur/

 

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