Herakut in Frischhaltefolie

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Mein Street Art- und Graffitiherz schlägt schneller: München hat ein neues Museum! Eröffnung war am Donnerstag, 08.12.2016. Es liegt zentral zwischen Marienplatz und Sendlinger Tor, man muss sie aber trotzdem finden, die Hotterstraße 12. Früher, als die Hundskugel noch Kult war und Rudolph Moshammer noch unter uns, las man in der Presse öfter etwas aus dieser Ecke. Nun neigt man dazu die Sendlinger Straße zielstrebig nur rauf- und runterzulaufen, auf der Jagd nach Konsum. Es geht aber in eine kleine Seitengasse ein paar Meter rein, und dann sieht man das Gebäude schon: Es ist neben einem Hochbunker, früher befand sich ein Umspannwerk darin. Das Ehepaar Stephanie und Christian Utz, das vorher auch schon in Kunst machte (Projekte wie das unter der Candidbrücke, Street-Art-Acts auf dem Tollwood, eine Galerie in der Maximilianstraße, Beteiligung an der STROKE Art Fair) hat private Investoren gefunden, das Gebäude für sieben Jahre zur Miete zugesagt bekommen und außerdem einen bekannten Fürsprecher: Münchens zweiten Bügermeister Josef Schmidt. Das Ehepaar konnte jetzt darin ein Museum eröffnen, in dem Kunst, die auf der Straße entstand, wechselnd ausgestellt wird.

Schon von außen ist es ein Knaller: Der in Berlin lebende Street Art Künstler STOHEAD hat die komplette Fassade mit seinen der Kalligrafie nachempfundenen Zeichen bemalt.

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Es sind am Freitag schon einige interessierte Leute zum Museum gekommen, wenngleich auch erst ein Teil fertig war. Bis Februar soll auch der Keller für großformatige Bilder und eine Hochgalerie mit Café fertig sein. Obwohl bislang nur das Erdgeschoß nutzbar ist, in dem schon einige interessante Exponate ausgestellt sind, wirkt es jetzt noch sehr wie Rohbau, noch ein bisschen dreckig, Eimer, Besen, Kleiderständer stehen herum, andererseits hat es aber auf diese Art und Weise auch einen gewissen Street-Art-Charakter und -Charme. Einige der Stimmen aus den Medien bemängeln nämlich eben genau das: Street Art, Urban Art, Graffitis, all das gehört doch nicht in ein Museum!? Ja warum denn nicht? Hier kann man geballt auf einem Fleck innerhalb kurzer Zeit verschiedene Varianten und Facetten moderner Urban Art und Street Art sehen. Wo sonst kann man in München einen Banksy sehen? Oder bei Dunkelheit, wo man nicht mehr unter der Candidbrücke oder anderen entlegenen Stätten schlendern will, etwas von Herakut?

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Hier schon. Ich habe schon lange nicht mehr etwas so Imposantes gesehen wie das überlebensgroße Bild von Herakut im Querformat, im zugigen Eingangsbereich, völlig unbeaufsichtigt, seiner Bestimmung überlassen, noch in Folie eingewickelt. Ich fiebere darauf hin, wenn das Museum ganz ausgebaut ist, alle Bereiche jedem zugänglich und auf der Galerie ein hübsches Café eingerichtet ist. Dieses Museum ist so zentral gelegen, dass ich hoffe, die Utzens bieten eine Jahreskarte an. Ich freue mich auf ein Glas Weißwein am Abend oben auf der Galerie, mit einem Überblick über die neuesten Errungenschaften Münchens in Sachen Urban and Contemporary Art.

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MUCA Museum of Urban and Contemporary Art
Hotterstraße 12
Geöffnet täglich außer dienstags 10-20 Uhr
Eintritt frei bis Ende Januar 2017

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