Who the F*** is Banksy?

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Ich bin ja Street-Art- und Graffiti-begeistert, und wir haben ja in München diesbezüglich eine lange, schöne Kultur und einige wundervolle Künstler, aber noch nie habe ich einen Banksy in natura gesehen. Nun ergibt sich für den Fan in München die Gelegenheit. Im MUCA läuft derzeit die Ausstellung Urban Fine Art II. Bis 29. September werden hier berühmte Werke aus der eigenen Sammlung gezeigt. Das sind bekannte Protagonisten der Street- und Urban-Art-Szene wie D*face, KAWS, Os Gêmeos, Shepard Fairey – und eben Banksy. Alle Künstler sind bekannt, die Os-Gêmeos-Zwillinge habe ich zum Beispiel schon im Kunstpark – jetzt Werksviertel – gesehen. Aber Banksy ist der Star unter ihnen und zugleich das Enfant Terrible. Das MUCA, wie gesagt, zeigt etliche Originale, und, sehr schön, im Obergeschoss den Film über ihn: Exit Through the Gift Shop. Dies ist ein als Dokumentarfilm aufgemachter Film des britischen Streetart-Künstlers aus dem Jahr 2010. Er wurde seinerzeit sogar für den Oscar als bester Dokumentarfilm nominiert.

Wer ist jetzt dieser Banksy?


Es wird gemunkelt und spekuliert: Man weiß es nicht. Eins ist klar: Er ist mit sieben Wassern gewaschen, er hat es faustdick hinter den Ohren, er liebt es, die sogenannte Kunstszene in die Irre zu führen.Ich glaube ein jeder hat diesen Coup mitbekommen, den er sich im Oktober 2018 geleistet hat:

 

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Im Auktionshaus Sotheby’s in New York wurde sein Bild „Girl with Balloon“ ersteigert. Kurz nachdem der Hammer fiel, ist es zum Erstaunen aller durch einen im Rahmen verborgenen Schredder gelaufen. Banksy stellte die Aktion später auf seinem Instagram-Account im Internet als von langer Hand geplante Kritik am Kunstmarkt dar. Das Witzige ist: Die Kundin behielt das „Gemälde“, also die Fetzen davon, und bezahlte 1,2 Millionen Euro dafür. Geschaffen wurde dabei nämlich ein neues Kunstwerk, live sozusagen, das nun „Love is in the Bin“ heißt.

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Vor wenigen Wochen erst, anlässlich der Biennale in Venedig, hat er sich wieder etwas geleistet. Er hat sich sozusagen heimlich zur Biennale geschlichen – und niemand hat es gemerkt. Er hat in der Nähe des Markusplatzes einen Straßenstand aufgebaut. Zu sehen sind dort mehrere Gemälde, die sich zu einem großen Kreuzfahrtschiff zusammenfügen. Es heißt laut daneben stehendem Schild „Venice in Oil“ – ein Seitenhieb auf den Tourismus mittels Kreuzfahrtschiffen in dem kleinen Venedig. Er selbst war getarnt als mutmaßlicher Straßenverkäufer, der sich hinter einer Zeitung versteckt. Er wurde von der Polizei angehalten, sich vom Platz zu machen. Banksy veröffentlichte auf seinem verifizierten Instagram-Account daraufhin folgende Erklärung: „Obwohl es die größte und renommierteste Kunstveranstaltung der Welt ist, bin ich aus irgendeinem Grund nie eingeladen worden.“

Aber schon 2013 hat er in New York die Kunstwelt und Fans in Atem gehalten. Über Nacht erschien da an einer Hauswand das Sprühbild zweier Jungen. Der eine, auf dem gebeugten Rücken des anderen, griff nach einer Farbdose in einem rot-weißen Verbotsschild: „Graffiti is a crime.“ Graffiti ist ein Verbrechen. Ein Graffito über Graffiti: Tags darauf war das Meta-Kunstwerk auch schon wieder weiß übermalt. Das ging den ganzen Oktober über so. Banksy suchte New York City heim und machte die Stadt zu seiner Open-Air-Galerie. Ein neues Werk pro Tag, ohne Vorwarnung, wann oder wo: „Eine Künstlerresidenz in den Straßen New Yorks“, so kündigte er es auf seiner Website an. Der Titel der Aktion war „Better Out Than In“ und bezog sich auf ein Zitat von Paul Cézanne: „Bilder, die drinnen, im Atelier, gemalt werden, werden nie so gut sein wie die, die draußen entstehen.“ Wohl wahr. Denn hiermit begann für die New Yorker die tollste Schnitzeljagd, die diese kunst- und kulturbesessene Metropole seit Langem erlebt hat. Wo taucht das nächste Graffito auf? Wie lange überlebt es? Werden wir endlich bald wissen, wer dieser Banksy ist? Die ganze Stadt war unterwegs, entweder als Fan, als Sammler oder als Gesetzeshüter. Am schönsten finde ich aber das, was Banksy sich für den Central Park ausgedacht hat. An einem Samstag baute er dort einen Stand auf, der signierte Spray-Bilder anbot. Keiner der Passanten erkannte sie als echte Banksys, nur drei Werke verkauften sich – für je 60 Dollar. Bewacht wurde der Stand von einem älteren Herrn. War das Banksy selbst? Niemand weiß es – am nächsten Tag war er verschwunden. Glück für die drei Herrschaften, die für 60 Dollar einen echten Banksy erwischten! Das müsste mir mal passieren!!!

 

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