Die Zeitkapsel

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Die US-Amerikanerin Swoon zählt seit zwei Jahrzehnten nicht nur zu den bedeutendsten amerikanischen Street-Art Künstler*innen, sie gilt auch als anerkannte Mixed-Media-Künstlerin mit zahlreichen Ausstellungen in den renommiertesten Museen der Welt, wie das Museum of Modern Art New York, das New Orleans Museum of Art, die Tate Modern London. Die Künstlerin stellt nun erstmals in Deutschland aus, im Münchner MUCA.

„Time Capsule“ nennt sie das Projekt, mit dem sie Arbeiten und Installationen im Sinne der Retroperspektive ihres Schaffensprozesses zeigen will. Sie arbeitet hauptsächlich mit Kleisterdrucken und lebensgroßen, figurativen Scherenschnitten, die das Leben und ihre Geschichte in allen Facetten spiegeln.

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Warum „Time Capsule“? Swoon ist überzeugt, dass die Menschen ihre Erfahrungen über die Jahre hinweg in ihrem Körper abspeichern. In ihren Portraits möchte sie genau diese Erfahrungen sichtbar machen. Betrachter*innen sollen dazu animiert werden, diese Erfahrungen im Bild zu erkennen und mit eigenen Erlebnissen zu verknüpfen.

s2Die erste Figur, die Swoon erschuf, war beispielsweise ihr Großvater. Fast jeder Betrachter kann sich wahrscheinlich damit identifizieren. Weitere persönliche Erinnerungen werden eingearbeitet: ein Besuch an der Freiheitsstatue, ein Besuch an der Mauer in Palästina, Straßenszenen aus der vorbeifahrenden U-Bahn, Kinder, die überrascht waren, eine Frau Motorrad fahren zu sehen, ganz alleine, ohne Mann!

s3Mir geht es ja im MUCA manchmal so, dass ich mir denke, wow, okay, na das habe ich ja schnell überblickt. Zügig erfasst man den Raum im Erdgeschoß, in dem immer an der Wand lang die Kunstwerke installiert sind und die Mitte schön frei bleibt. Schlendert man dann an den Arbeiten vorbei und lässt sich auf sie ein, kann man doch immer irgendetwas für sich entdecken und gewinnen. So ist es auch diesmal mit Swoon.

s7Kleinigkeiten fallen einem auf, Scherenschnitte, verschiedene Materialien, aufgeklebte Schmetterlinge und kleine Bilder, Sticker, fast mobileartige frei in den Raum gestellte fragile Bilder. Witzig ist auch die Art und Weise, wie einem die Werke erklärt werden:

s1Keine Beschreibungen dazu in Schwarz auf Weiß an der Wand daneben sondern dezent auf den Boden gedruckter Text mit Erklärungen der Künstlerin aus der Ich-Perspektive.

s8Wie kam es zu diesem Werk, was hat sie sich hier und da gedacht?
Die 1977 geborene Swoon, die in Wirklichkeit Caledonia Curry heißt, ist Absolventin des Pratt Institute in Brooklyn. Sie ist bekannt für ihre lebensgroßen Figuren aus Linoldrucken, die sie seit über 20 Jahren mit Kleister in den Straßen New Yorks anbringt.

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Ein Besuch im ersten Stock in der Art Lounge ist auch sehr interessant: Ein Film über Swoon und ihre Projekte und Installationen – auch außerhalb von Museen – vervollkommnet das Bild über sie.

Swoon „Time Capsule“
noch bis 3.5.2020 zu sehen im
MUCA, Museum of Urban and Contemporary Art
Hotterstraße 12

Öffnungszeiten:
Mi – Sa: 10:00-20:00
So: 10:00-18:00

Preise: Regulär 7,50 €, Ermäßigt 5 €

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