Eine herausragende Veröffentlichung

coverBereits das Debüt A gaze into the abyss aus dem Jahre 2015 der aus Leipzig stammenden Formation Antlers sorgte bei mir für Jubelstürme. Der gebotene Sound war genau der, dem ich zur damaligen Zeit bevorzugt meine Aufmerksamkeit schenkte. In klassischer Black Metal Vier-Mann Besetzung, bestehend aus Mts (Bass, Vocals), M. (Drums), Pablo C. Ursusson (Guitars, Keyboards) und I. „Ntx“ Soler (Guitar, Keyboards, Vocals), veröffentlichten sie Ende März 2018 ihr Zweitwerk beneath.below.behold über das noch junge, aber sehr interessante Label Totenmusik, einem Sublabel von Van Records. Also genug Gründe für mich, meine Höreindrücke für euch niederzuschreiben.

Zu Beginn sei noch erwähnt, dass man bei einheimischen Underground Bands besonders kritisch ist, was die Gefälligkeit betrifft, aber es sei schon mal erwähnt, dass euch die folgenden knapp 52 Minuten in eine andere Sphäre versetzen werden. Zu Beginn eines Albums gleich den mit fast 12 Minuten längsten Titel zu platzieren, verdient schon einmal tiefsten Respekt. „Theôm“ eröffnet standesgemäß, wie es sich ein jeder Liebhaber atmosphärischen Black Metals wünscht. Dunkle Dark Ambient Flächen lassen Bilder von alten verlassenen Gemäuern aufkommen, ehe ein Trommelwirbel die Apokalypse in Form von rasendem, druckvollem Black Metal ins Rollen bringt. Die Melodiefraktion erzeugt ein Gänsehaut-Riff nach dem anderen. Das darauffolgende „Heal“ hat mich an den Black Metal norwegischer Schule erinnert. Es wird geholzt, dass aus Bäumen Streichhölzer werden! Der kräftige, fast schon War-Black-Metal-like gebrüllte Gesang ergänzt sich unwahrscheinlich gut zu den genialen Melodieläufen der Gitarre, deren Sound sich wie eine Prozession anhört. Puh, was für ein Tempo! Aber keine Sorge, denn mit „Nengures“ erklingt das erste von insgesamt drei Zwischenspielen. Tiefe Trauer macht sich breit, und ein Gefühl von Trostlosigkeit, Vergänglichkeit und Verfall stellt sich ein. Die Geigen gefallen mir hier besonders gut, dieses Instrument erzeugt immer Melancholie. Auch in „Beyond the golden light“ wechseln sich die Spieltempi ab und erzeugen mit Nachdruck Abwechslung. Besonders die schnellen, rohen Parts gefallen mir außerordentlich. Das Drumming ist perfekt getimed, und überhaupt stimmt jeder Ton und jede Melodie. „Metempsychosis“ wäre auch schon mein Anspieltipp für euch! Von der ersten Sekunde an hat mich der Song in seinen Bann gezogen. Ein Rhythmus, der in meinem Kopf ein Bild von Wikingern entstehen lässt, gleich einem mächtigen Wald! Das Highlight für mich ist die weibliche Stimme, die einen Part des Songs führt. Das ist wahrhaft Kunst, durch Musik solche Bilder beim Hörer zu erzeugen. Das zweite Intermezzo in Form eines rein mit Klavier erzeugten Stückes, „Drowned in a well“, ist eindringlich und tiefgehend. Im Kopf hatte ich das Bild eines Menschen, der aus einem mit Regentropfen behafteten Fenster die Trostlosigkeit beobachtet. Ich erwähnte bereits, dass dieses Album sehr abwechslungsreich ist. Wie gerufen kommt da „Off with their tongues“, da hier das Tempo wieder angezogen wird. Herrliches Geholze und Vocals, die nach Möchsgesängen klingen, in perfekter Symbiose, dass es eine wahre Freude ist – in dieser Perfektion noch nie vorher gehört. „The tide“ walzt sich mit einer Gitarrenwand den Weg durch Geäst und Gehölz. Einfach nur druckvoll erhabener und tief verwurzelter Black Metal! Da passt der letzte Track „Luq’s waters“ natürlich auch sehr gut ins Gesamtbild. Ein Geisterpiano, das sich über einem Teppich aus Depressive Black Metal Gitarren legt. Einzig die Klaviermelodie variiert, die Gitarren spielen den gleichen Part. So entsteht ein Gefühl einer alten, verlassenen Ruine.

Fazit: Dieses Album verdient es auf jeden Fall unter den Top Veröffentlichungen des Jahres 2018 zu landen. Mit einer kraftvollen, warmen und erdigen Produktion versehen, wird hier dem Black Metal der alten Schule gehuldigt, und nicht nur das, für mich sind sie eindeutig herrlich Oldschool. Während alle davon reden, Black Metal sollte mit einer eisigen, kalten Produktion versehen sein, sage ich, nicht zwingend! In den schnellen Momenten hat mich diese Veröffentlichung am meisten mitgenommen. Kompliment an Totenmusik für das Signing dieser Band und an die Band selbst. Ich kann es kaum erwarten, die nächsten Veröffentlichungen zu vernehmen. Uneingeschränkte Kauf- und vor allem Genussempfehlung!

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Antlers: beneath.below.behold
Totenmusik, Vö: 23.03.2018
Album: https://ntlrs.bandcamp.com/album/beneath-below-behold
8 €

Tracklist
1 Theôm
2 Heal
3 Nengures
4 Beyond the golden light
5 Metempsychosis
6 Drowned in a well
7 Off with their tongues
8 The tide
9 Luq’s waters

Band: https://ntlrs.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/antlersband

 

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