Schwungrad
Die Band mit dem ungewöhnlich klingenden Namen SLÆGT (dänisch für Gattung) wurde 2011 von Oskar J. Frederiksen in Kopenhagen gegründet und kann bereits eine EP und zwei Longplayer vorweisen, von denen man vor allem das letztjährige Werk Domus Mysterium hervorheben muss. Nun erscheint der neue Output namens The Wheel. Frederiksen singt und spielt Rhythmusgitarre, die weiteren Mitglieder sind Anders M. Jørgensen an der Leadgitarre, Bassist Olle Bergholz und Adam ‚CC‘ Nielsen am Schlagzeug. Die Wurzeln der Band liegen im Black Metal, und damit bin ich im Normalfall schon raus. SLÆGT halten sich jedoch nicht mit Klischees auf, sondern erweitern kontinuierlich ihren Sound, vor allem der klassische Heavy Metal hat es ihnen angetan, und durch diese Vorgehensweise werden sie für mich interessant.
Mit einem undefinierbaren Rauschen wird das Schwungrad The Wheel angeschoben, und dann nimmt der Opener „Being born (is going blind)“ richtig Fahrt auf, wenn unvermittelt Double Bass Drums einsetzen, eine Referenz an die Black-Metal-Wurzeln von SLÆGT. Dabei erinnert mich der Gitarrenlauf aber an den „Temple of love“ der Gothic Rocker The Sisters Of Mercy. Dann wechselt die Sequenz von Melodie und Rhythmus her Richtung NWOBHM, hier passiert also weit mehr als bei einer allgemeinen Schwarzmetall-Combo. Dazu setzt auch der Gesang ein, kein Geschreische, sondern ein rauer Growl-Gesang, der durchaus noch Text verstehen lässt. Dieses Wechselspiel macht SLÆGT für mich interessant. Den Beginn von „Masician“ dominiert der Gitarrenlauf, der fast ein Solo ist, wäre da nicht die Schlagzeugbegleitung. Doch dann marschiert der Song davon, wenn alle Instrumente zusammen einsetzen. Klassischer Heavy Metal paart sich hier mit dem vom Black Metal inspirierten Growl-Gesang, dabei gibt es Tempo-Variationen, sogar kleine Breaks werden eingestreut. Zum Ende klingt der Song in einer ruhigen Sequenz aus, die man fast für einen eigenen Titel halten könnte. Bei „Perfume and steel“ kommen mir unweigerlich Krieger in den Sinn, die auf ihren Rössern in die Schlacht reiten, vor allem das Schlagzeugspiel sticht hierbei hervor. Trotz aller Energie ist dies aber kein Power Metal, die Riffs orientieren sich wieder an der NWOBHM. Auch wird hier die Geschwindigkeit des Songs wiederholt variiert.
Das folgende „Citrinitas“ drosselt ein klein wenig das generelle Tempo, dennoch kann man auch hier prima sein Haupthaar schütteln. Der Song ist ein wenig technisch geraten, zum Beispiel wenn die gesamte Tonleiter ausgereizt wird, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Nach der Eröffnungssequenz, die für mich nach Southern Rock mit einem Schuss Psychedelic klingt, ertönt bei „V.W.A.“ zunächst ein Double-Bass-Drum-Gewitter, bevor der Song fließend in Richtung Speed Metal abdriftet. Doch etwa zur Hälfte folgt darauf eine sehr ruhige und beinahe schon akustisch zu nennende instrumentale zweite Hälfte. Auch wenn das Prinzip schon zuvor angewendet worden ist, kommt es hier doch sehr überraschend. Mit einer regelrecht flimmernden Gitarre beginnt „Gauntlet of lovers“, dann vermag ich durch den Metal-Teppich einen latenten Doom-Einfluss auszumachen. Der ruhige Mittelteil wird mit Streichern bereichert und wirkt sehr düster, doch dem wird schließlich wieder die flimmernde Gitarre entgegengestellt. Zum Abschluß liefert der Titeltrack „The wheel“ einmal mehr eine lange Drumsequenz, die aber zugunsten der Gitarren etwas weniger druckvoll abgemischt ist. Der Song besticht für mich durch seine ausgefeilte Rhythmik und lässtdas Album schließlich ausklingen.
Fazit: SLÆGT verleugnen ihre im Black Metal liegenden Wurzeln nicht, lassen sich aber von dem Genre nicht einengen. Stattdessen verarbeiten sie vielfältige Einflüsse zwischen klassischen Heavy und Speed Metal und schrecken auch nicht vor ruhigen Parts und psychedelischen Einsprengseln zurück. Damit setzen sie ihren bisherigen Weg konsequent fort. Es wird mit Sicherheit Kritiker geben, die The Wheel als unausgegoren empfinden, weil sie eine einheitliche Linie vermissen, aber gerade dieses Ausbrechen aus der Metal-Norm und die Abwechslungen in den Songs sind eben das, was mir hier so gefällt. Nichts für Puristen also, alle anderen sollten The Wheel einen Schubs auf dem Plattenteller geben.
Anspieltips: Being born (is going blind), V.W.A.
SLÆGT – The wheel
Ván Records, VÖ: 05.10.2018
CD 12,00 €, LP 18,00 € erhältlich über Ván Records
Homepage: https://www.facebook.com/Slaegt
http://www.van-records.de
Tracklist:
01 Being born (is going blind)
02 Masician
03 Perfume and steel
04 Citrinitas
05 V.W.A.
06 Gauntlet of lovers
07 The wheel
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