Mystik und Mittelalter



stille-volk-coverStille Volk sind eine Folkband aus den französischen Pyrenäen und seit 1994 aktiv. Sie beziehen ihre Inspirationen aus der Natur, diversen Mythen, Zauberei und allen möglichen paganen Themen. Ihr Debüt – und immer noch Referenzwerk – Hantaoma erschien 1997. Mit La Pèira Negra ist nun ihr sechstes Album auf dem Markt, nachdem es einige Jahre ruhig um die Band geworden war. Wie gewohnt sind die Songtexte in Französisch und anderen romanischen Sprachen (ob wieder Katalan und Okzitanisch vertreten sind, kann ich leider mangels Sprachkenntnissen nicht beurteilen), die Lieder sind akustisch und wunderbar altmodisch mit allen Arten von Pfeifen, Saiteninstrumenten und Drehleiern instrumentiert. 
Hantaoma gehört zu meinen Lieblingsalben aus dem Folk-Mittelalter-Bereich, Maudat aus dem Jahr 2002 war auch noch sehr ordentlich, dann habe ich die Band etwas aus den Augen verloren. Ob sie immer noch diese magisch-mystischen Stimmungen erzeugen kann wie früher? 

Ohne lange Vorrede: Sie kann. Stille Volk klingen immer noch so, wie man sie hören will, mit Trommeln, Pfeifen, vielen Instrumentalpassagen, dazu aber auch die wohltönende Stimme von Sänger Patrick Lafforgue. Schließt man die Augen, fühlt man sich sofort in einen Wald oder an ein Lagerfeuer versetzt, will gleichzeitig tanzen und verträumt in die Weite blicken. Gelungen sind alle Lieder, einige stechen aber natürlich besonders heraus. „Sous l’œil de la Lune“ zum Beispiel beginnt zuerst lieblich, steigert sich dann aber mit inbrünstigem Refrain, Trommeln und sogar einer dezenten Trompete immer weiter. Das darauffolgende „L’Eveil du Spectre“ setzt diese Motive fort, hier wirkt die Mischung allerdings weniger zart, sondern fast schon aggressiv, wild und ursprünglich. 
Ein weiteres Highlight ist definitiv „Litanie du Pétrifié“, in dem über den Grundrhythmus mittelalterlicher Tänze spannende Gesangslinien gelegt werden, durch die das Stück zusammen mit der vielfältigen Instrumentierung bis zum Schluss überraschend bleibt. 
„Heaume de Lichen“ bricht durch den weniger präsenten Gesang und ungewohnte Rhythmen ein wenig aus dem bisherigen Muster aus, auch wenn es immer noch unverkennbar Stille Volk ist. Die experimentelle Schlagseite ist allerdings nicht zu leugnen und könnte das Lied für Fans von Hedningarna, Hoven Droven und ähnlich experimentierfreudigen Folkbands interessant machen. 
Bemerkenswert ist außerdem noch das Abschlussstück von La Pèira Negra, ein Cover des Mercyful-Fate-Songs „Come to the Sabbath“. Sowas kann gewaltig in die Hose gehen – das tut es hier zum Glück nicht. Stille Volk reduzieren den Song auf sein Skelett, verwandeln ihn in ein mittelalterlich anmutendes Folkstück, und man vermisst keine Sekunde die Stimme King Diamonds und was den Song im Original noch ausmacht. Mercyful-Fate-Puristen werden natürlich trotzdem schockiert sein, doch alle anderen dürfen gern ein Ohr riskieren. 

Fazit: Stille Volk liefern ein weiteres hochklassiges Werk ab, das nicht ganz an Hantaoma herankommt, aber immer noch genügend spannende Arrangements, mitreißende Melodien und naturmythische Stimmung aufweisen kann. Wer die Band kennt und mag, darf bedenkenlos zugreifen, wer mit experimentellem Folk und Mittelaltermusik etwas anfangen kann und neuen Stoff braucht, soll sich am besten gleich alles von Stille Volk anhören. 

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2: (mit Tendenz zu fünf)

Stille VolkLa Pèira Negra
Holy Records, 30.05.2014
Spiellänge: 48:00 min
Kaufen: amazon 20.99 €
Bandwebsite

Tracklist:
1. Dementis Maudiçon
2. Sous l’œil de la Lune
3. L’éveil du Spectre
4. La Pèira negra
5. Litanie du Pétrifié
6. La Forêt Gorgone
7. Heaume de Lichen
8. En Occulz
9. Come to the Sabbath (Mercyful Fate Cover)

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