Einzigartiger Stilmix

1Als fleißiger Verfolger sämtlicher Metal-News, war ich hoch erfreut über die Ankündigung eines neuen Albums des Ein-Frau-Projektes Myrkur zu lesen. Seit dem letzten Lebenszeichen, das 2016 veröffentlichte Live-Album namens Mausoleum, bis zu dem am 15.09.2017 erscheinenden Mareridt (deutsch: Alpträume) ist eine für Metalverhältnisse kurze Zeit vergangen. Die gebürtige Dänin Amalie Bruun (Myrkur) lebt mittlerweile in New York City, betreibt das Projekt seit 2013 im Alleingang und spielte alle Instrumente selbst ein. Selten zuvor war ich auf die Musik eines neuen Tonträgers so gespannt.

Das knapp 39-minütige auf Relapse Records erschienene Album, das es übrigens auch als 12″ Vinyl für Sammler und Genießer gibt, beginnt zu rotieren und gleich beim Intro kann ich in die Musik eintauchen. „Mareridt“ beginnt als würden Arcana und Hagalaz Runedance zusammen musizieren, bombastisch und voller Stolz legt sich ein elfengleicher und zugleich nordisch starker Frauengesang über einen Drone – das wäre ein Soundtrack für einen Viking Film. „Måneblôt“ zeigt, dass Myrkur auch den Black Metal beherrscht. Beeindruckend rasend gespielt, hier werden immer wieder geschickt akustische Zwischenspiele integriert, von einer gar gespenstischen Frauenstimme begleitet. Eine sehr mächtige Mixtur! „The Serpent“ eröffnet durch ein geniales Doom-Metal-Riff, und es folgt ein lupenreines Sludge/Doom/Psychedelic Metalmonster. Schwer kriecht das Lied aus den Boxen, es gibt kein Entkommen mehr. „Crown“ entführt uns in die Welt der Neoklassik und sakraler Ambient Musik, ein wunderschön eingesungener Chor unterlegt mit Nordic Folk. Titel Nummer 5, „Elleskudt“, strahlt eine Power aus, das ist ein Wow-Moment für mich. Beeinflusst von alten Großmeistern wie Ulver (Bergtatt Album), Storm (Nordavind) und gelegentlich auch eine Kelle Gothic Doom Metal. „De tre piker“, ein weiteres Nordic-Folk-Stück klingt sehr naturverbunden und mystisch. Mit dem Gesang im Alleingang vermag es den Hörer zu entführen, die einsetzende Musik harmoniert einfach perfekt. Alleine an den Nordic-Folk-Stücken des Albums könnte ich mich nicht satthören. „Funeral“ zeigt ein wenig die andere Seite von Myrkur. Man hört hie und da Anna von Hausswolff und Chelsea Wolfe, sehr beeindruckend und düster. „Ulvinde“ und „Gladiatrix“ haben es mir besonders angetan. Der für mich beste Gothic/Doom/Black Metal mit Heavenly Voices. „Kætteren“ hat mich sehr überrascht, es ist eine Mixtur aus Medieval, Bombast, Irish Folk und Mittelerde! Fast schon fröhlich und recht beschwingt. „Børnehjem“ beschließt das Album. Der in meinen Ohren als Outro zu verstehende Track lässt uns noch einmal in eine Welt verlassener Klöster abtauchen. Sakral Ambient der allerfeinsten Sorte.

Fazit: Ihr werdet sicher gemerkt haben, dass ich das Album sehr mag! Die Symbiose aus Nordic Folk, Einflüssen aus Doom Metal, Sludge, Black Metal und Mittelerde-Sound ist einfach perfekt. Leider dauert das Album nur 39 Minuten, man wird süchtig und möchte es gleich wieder von Anfang an hören. Hänger gibt es hier keine. Endlich mal wieder eine Künstlerin, die des Titels „Künstlerin“ würdig ist. Für Anhänger ein Pflichtkauf, allen Neugierigen kann ich den Kauf dieses Albums empfehlen.

Myrkur: Mareridt
Nuclear Blast, 15.09.2017
CD 16,99€ http://www.nuclearblast.de/en/products/tontraeger/cd/cd-digi/myrkur-mareridt.html

Band https://www.myrkurmusic.com/
Facebook https://www.facebook.com/myrkurmyrkur

Tracklist
01 Mareridt
02 Måneblôt
03 The Serpent
04 Crown
05 Elleskudt
06 De tre piker
07 Funeral
08 Ulvinde
09 Gladiatrix
10 Kætteren
11 Børnehjem

(5067)