The Great Pretender

Bohemian Rhapsody

Farrokh lebt mit seiner Familie in London. Sie kommen aus Sansibar, dem heutigen Tansania. Musik ist Farrokhs Leidenschaft, weswegen er, zum Unmut seines Vaters, viel in Musikkneipen herumhängt. Als nach einem guten Gig einer Band der Sänger ausscheidet, bietet er sich an. Etwa zeitgleich lernt er eine reizende junge Frau kennen, die Verkäuferin Mary Austin, an der er sein ganzes Leben lang hängen wird. Farrokh kleidet sich exzentrisch und ändert seinen Namen in Freddie Mercury. Aus ihm und den anderen Bandmitgliedern, Brian May, Roger Taylor, wird im Jahr 1970 die Band Queen, ein Jahr später kommt John Deacon dazu. Zuerst tingeln sie ein wenig herum, aber bald feiern sie Erfolge. Keiner hätte es für möglich gehalten, aber ein Song mit einer Länge von über sechs Minuten wurde erfolgreich! „Bohemian Rhapsody“ war geboren!

Es folgt Hit um Hit, Freddie verlobt sich mit Mary, die Bandkollegen heiraten und gründen Familien. Freddie aber ist irgendwie zerrissen, er merkt, dass er anders ist, er hat sexuelle Erlebnisse mit Männern, und auch das Arbeiten mit der Band befriedigt ihn nicht mehr. Er startet eine Solokarriere, reist alleine umher, umgibt sich mit falschen Leuten und ergibt sich Alkohol-, Drogen- und Sex-Exzessen. Erst Mary rüttelt ihn wach und öffnet ihm die Augen. Er erkennt, dass er seine Kollegen/Freunde sehr enttäuscht hat. Er entschuldigt sich bei ihnen, sie treffen sich wieder und performen 1985 einen der spektakulärsten Auftritte der Rockgeschichte: Bob Geldorf hat die renomiertesten Musiker dieser Zeit aufgerufen, beim weltweiten Konzert-Projekt „Live Aid“ im Londoner Wembley-Stadion mitzumachen. Queen ist die Sensation – obwohl Freddie Mercury damals schon an Aids erkrankt war.

Der Film spielt zeitlich im Rahmen zwischen der Gründung von Queen 1970 und dem legendären Konzert 1985. In diesen 15 Jahren kann dieser Freddie Mercury im Film alle seine Facetten zeigen: Er ist der junge, ideenreiche Mann, er hat Überzeugungskraft, er liebt und begehrt, er macht Fehler, er hat Sehnsüchte, er wird enttäuscht. Es rührt mich ins Herz, als er für Mary in der Wohnung gegenüber das Licht an- und ausmacht, ein Ritual zwischen den beiden, aber sie reagiert nicht; wie er endlich Jim Hutton wiederfindet, mit dem er bis zu seinem Tod zusammenbleibt; wie er seiner Mama wie abgesprochen während des Live Aid Konzerts über die Kamera einen Kuss zuwirft; wie er seinen Papa am Ende endlich stolz macht.

Rami Malek, den ich bislang nur als Mr. Robot kannte, spielt diesen Freddie Mercury sensibel und vielschichtig, es ist eine Glanzleistung und eine Freude als Freddie-Fan, ihm zuzusehen. Er hat sich die Figur Freddie Mercury vollkommen zu eigen gemacht, perfekt in Gestik und Mimik, oscarreif. Was wäre wohl aus dem Film geworden, wenn tatsächlich Johnny Depp oder Sacha Baron Cohen die Rolle übernommen hätten? Ob das wahre Leben genauso war, wie im Film: Ich glaube nicht. Sicherlich wurde die Realität ein wenig glatt gespült. Von Sex-Eskapaden sieht man nichts, ganze Teile der Biografie wurden ausgeblendet. Aber man erfährt dennoch Details, wie man sie sonst noch nie gehört hat. Man merkt einfach, das Brian May und Roger Taylor an diesem Biopic über die Band Queen mitwirkten.

Dieser Film ist Musik, Rührung, Gänsehaut. Was für ein mieser Tag, dieser 24. November 1991, an dem Freddie Mercury mit 45 Jahren starb.

Bohemian Rhapsody
Produktionsland: USA
Start in Deutschland: 31.10.2018, (2 Std. 15 Min.)
Regie: Bryan Singer/ Dexter Fletcher
Cast: Rami Malek, Gwilym Lee, Lucy Boynton u.v.m.

 

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