It’s a kind of magic!

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Herakut

 

Mehr als 60 Street Art Künstler aus mehr als 20 Nationen sind in einer künstlich geschaffenen Fantasiestadt in der kleinen Olympiahalle versammelt. Circa fünf Jahre lang tingelt die Ausstellung durch verschiedene Orte, Premiere war 2016 in Dresden. Es ist mehr als fair, dass München zumindest die zweite Anlaufstelle ist. Denn es ist nicht so, dass Street Art in Deutschland womöglich seinen Ursprung in Berlin oder in einer anderen geilen Stadt mit ganz viel alternativer Kunst hat. Nein, in München war es, wo alles begann! Mia san mia, und das war schon immer so!


In den frühen 80ern taten sich ein paar junge Burschen zusammen, die ein Hobby teilten: sprayen, mit Farbe aus der Dose, auf Wände und Züge. Gab es etwas Tolleres, als Kunst zu schaffen, auch wenn sie vergänglich war? Aber ein Zug mit Kunst drauf, der zumindest durch die Stadt fährt, gesehen und wahrgenommen wird! Die jungen Leute endeten mehr als einmal in Untersuchungshaft oder gar im Gefängnis. Die „SOKO Graffiti“ hatte damals viel zu tun in München! Heutzutage bittet man die jungen Leute von einst darum, es noch einmal zu tun, für diese Ausstellung. Loomit, Münchens „Graffiti-Außenminister“, ist einer davon.

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Behutsam kann man sich anfangs in die Materie herantasten. Es wird erklärt, wie und wo alles begann, in USA, New York mit Hip Hop und U-Bahnen besprühen, in Deutschland/München mit dem ersten angesprayten S-Bahn-Zug von Geltendorf nach München. Man sieht in Miniaturdarstellungen die nachgebildeten Züge, auf Fotos die Historie von Street Art und Graffiti-Kunst weltweit. Die Kunst, die einen hier erwartet, sind nicht nur plakative Graffitis und Wandgemälde,

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Ron English, Stonehenge Temper Tot

 

 

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Asbestos, All I have lost

 

es sind auch 3D-Illusionen, Skulpturen, Hinweise auf Verrücktheiten jenseits von Spraydosen, etwa klitzekleine Figuren, die einen eigenen Mikrokosmos darzustellen scheinen,

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umhäkelte Einkaufswägen,

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Lego am Baum. Man darf nicht nur schauen und staunen, man soll auch mitmachen: Fotos machen, in 3D-Illusionen mitwirken,

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Replete, Money in the Tank

mitgestalten und kreieren. Wenn man anfängt, etwas müde und durstig zu werden, taucht wie durch ein Wunder ein kleines Café auf, das Wasser, Säfte und Kaffee anbietet, und in der unmittelbaren Umgebung gleich Liegestühle und Filme mit Künstlerportraits sowie Blicke hinter die gestalterischen Kulissen.

Am Ende der Ausstellung kann man in einem gut sortierten Store stöbern (den wunderbaren Ausstellungskatalog kaufen!) und sich auf einer Litfasssäule verewigen. Die ganz Jungen oder Mutigen haben hier im Eingangs-/Ausgangsbereich die Möglichkeit sich künstlerisch zu verausgaben.

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14,90 Euro ist ein happiger Eintrittspreis. Dennoch müsste man fast mehr als einmal hierher kommen, um alles in sich aufzunehmen und aufzusaugen. Noch dazu gibt es zusätzlich zum festen Programm wechselnde Führungen, Lesungen und (Film-)Vorträge.

Mein Street-Art-Herz brennt. Ich bin happy!

Magic City – Die Kunst der Straße
Di. bis Fr. und So. 10 – 18 Uhr
Sa. 10 – 22 Uhr
Kleine Olympiahalle
Noch zu sehen bis 3. September 2017

 

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