Same same, but different
Der Friedensengel gehört zu München wie das Riesenrad zur Wiesn, der Alte Peter zum Marienplatz und der süße Senf zur Weißwurst. Wir haben ihn euch vor noch nicht allzu langer Zeit sogar ausführlich vorgestellt: Friedensengel
Schon hier konnte man lesen, dass eine Menge Künstler am Denkmal, am Engel selbst und an den Anlagen drum herum beteiligt waren. Aber: Wie sieht es im Untergrund aus? Genau unterhalb des Friedensdenkmals gibt es eine Parallelwelt, auch Kunst, auch Künstler, die beteiligt waren, aber ganz anderer Art, und zwar Street-Art, und die möchte ich euch hier vorstellen!
Loomit, Münchens bekanntester Street-Art-Künstler, hat 2011 internationale Künstler eingeladen, die Fußgänger- und Radfahrerunterführung unter dem Friedensengel zu gestalten.
Es sollte eine Art Galerie werden mit nicht nur ein oder zwei großen Graffitis. Die beiden Eingangsbereiche sollten in Komplementärfarben gestrichen werden, der Norden in Blau und der Süden in Orange.
Als Grundkonzept sollte Symmetrie beibehalten werden, anstatt wild und unkoordiniert drauflos zu sprayen, also die Künstler auf der linken und rechten Seite sollten so malen, dass ein einheitlicher Stil ersichtlich ist, mit jeweils am Eingang und Ausgang einem Bild des jeweiligen Künstlers.
Senkrechte Lichtsäulen unterteilen die Wände der Fußgängerunterführung in rund 50 Einzelflächen. Das war Loomit gerade recht, denn so war für jeden Graffitisprayer ein abgegrenzter Bereich vorhanden.
Die Künstler sind wirklich Multikulti: Flin und Tonik74 aus München, Daim aus Hamburg, Kid Acne und Dotmaster aus England, Light und Markus aus Russland, Stuko aus Japan, Kelp aus München und Santiago de Chile und noch einige andere. Loomit gab keine Inhalte vor.
Gleichzeitig war diese Graffitigalerie aber auch eine Hommage und schöne Erinnerung an einen Kollegen, an „Dare“ (Sigi von Koeding), der mit 41 Jahren an Krebs verstorben ist. Loomit hat für ihn eine gute Stelle in Schwarz und Orange gehalten, Farben, mit denen Dare gerne gearbeitet hat. Es war Loomit eine Herzensangelegenheit, eine Stelle ganz nach seinem Stil zu gestalten.
Die Arbeit war eine Kooperation zwischen der Färberei, dem Kreisjugendring München, dem Kulturreferat München und dem Tiefbauamt. Loomit und die anderen Künstler machten sich keine Illusion darüber, dass das, was sie hier geschaffen hatten, für die Ewigkeit ist. Und dennoch: Diese Unterführung, die Anfang 2011 in Angriff genommen wurde – also vor fast zehn Jahren – sieht nun, im Jahre 2020 immer noch verdammt gut aus! Ansehen!
(7619)