Im Rhythmusrausch
Nitzer Ebb treten wieder auf? Und es gibt sogar eine Tour? Da sind wir doch sofort dabei! Als die Ankündigung vor einem Jahr kam, waren nicht nur wir von Schwarzes Bayern euphorisch, ist es doch viele Jahre her, dass die Band uns hier in München beehrt hat. Auch sonst hat man sich sehr rar gemacht, und viele sind nach den EBM-Göttern ausgehungert. Doch die Ernüchterung folgte bei vielen Oldschool-Fans nach den Auftritten auf dem WGT und dem Amphi auf dem Fuß, denn die kalte, brutale EBM-Härte ist einem clubbigeren, technoideren und etwas leichter zugänglichen Sound gewichen. Skandal! Frevel! Daher gehen wir als Fans des schönen alten Testosteron-EBMs mit etwas gemischten Gefühlen in diesen Abend, wollen uns aber definitiv selbst von den „neuen“ Nitzer Ebb ein Bild machen. Dass Daniel Myer mit Liebknecht dabei ist, ist ein zusätzlicher Anreiz, denn mit einem Myer-Projekt kann man gar nichts falsch machen. Bleibt nur noch die Frage, wie viel Leute den Weg an einem Dienstag ins Backstage finden – beim Konzert 2010 war es überraschend leer … Weiterlesen

Grün Wasser sind Keely Dowd (Vocals & Production) und Essej Pollock (Electronics & Production) aus Chicago. Die beiden Freundinnen gründeten ihr gemeinsames Projekt 2015; 2016 erschien ihr erster Longplayer Nein/9, zwei Jahre später Predator/Prey. Keely Dowd macht kein Geheimnis daraus, dass sie in diesen ersten Jahren der Band mit Alkoholismus und Depressionen zu kämpfen hatte. Sie gewann. In den Lyrics das dritten Albums Not ok with things spielen nicht nur die Folgen von und der Kampf gegen Abhängigkeit und Krankheit eine große Rolle, sondern auch die gesellschaftlichen Strukturen und Mechanismen, die beide hervorbringen oder befördern: Zwänge, Sprachlosigkeit, soziale Hierarchien, destruktive Rollenbilder, toxische Beziehungen. Keine leichte Kost, sollte man meinen, aber wie klingt das in Musik übersetzt? Anders, und: catchy.
Zehn Jahre Phasenmensch: Seit 2009 erkundet Wolfram Bange mit diesem Projekt den Bereich zwischen Industrial, Rhythm&Noise, Downbeat und Dark Ambient, mal allein, oft in Kollaborationen. Mit den Kollegen von ICD-10 und dem 2017 gemeinsam veröffentlichten Divinity/Unity/Nothingness war er vor Kurzem in München zu Gast (zum Konzertbericht
Sylker, wonach klingt das? Hört sich das nicht nach etwas Seidigem, Schmeichelndem, leicht Eingängigem an? Ha! Von wegen – zum Glück. Der Name und das Projekt sind aus der Kombination von Sylvgheist Maëlström und Soul Stalker entstanden. Deren Zusammenarbeit nahm ihren Anfang bereits 2009 als Live-Act, in dem Vincent Ripoll Vocals zu Julien Sylvgheists für gewöhnlich wortlosen Industrial-Breitwand-Noisescapes beisteuerte. Danach trat man immer wieder einmal miteinander auf, warf die eigene Musik zusammen und übertrug die Songs anderer Leute aus anderen Stilen in eine gemeinsame elektronische Welt. Das Projekt entwickelt eine eigene Identität und eigenes Material, und nun, zehn Jahre nach dem ersten Zusammentreffen, bekommt es folgerichtig auch ein eigenes, schlicht selbstbetiteltes Release.
Heute stellen wir euch mit Petrolio ein spannendes Dark Noise-Projekt aus Italien vor. Enrico Cearrato, der auch in anderen Bands in den Bereichen Metal (InfectionCode), Jazznoisepunk (Moksa) und Industrial (Gabbiainferno) aktiv ist, erschafft seit 2015 mit seinem Solo-Projekt Petrolio experimentelle Klanglandschaften aus pulsierenden Rhythmen und dunklen, verzerrten und verhallten Geräuschen. Vor einigen Wochen habe ich Soundtüftler Petrolio live auf dem Audiotrauma Festival erlebt – eine perfekt einhüllende Atmosphäre und ein absoluter Hörgenuss! „Sometimes noisy, sometimes sad, always dark.“
Post Punk / Darkwave aus Italien: Anfang des Jahres haben Polyverso ihr Debüt-Album Antagonista veröffentlicht. Polyverso sind Produzent und Komponist Adriano S. Iacoangeli, der auch beim Pariser Darkwave-Duo Echoberyl aktiv ist und Sängerin Ari Arianna Todero. Antagonista ist ein großartiges Debüt und enthält zehn melodische Tracks aus eingängigen Synthies und herrlichen Wave-Gitarren-Klängen – perfekt kombiniert mit der wandelbaren Stimme von Ari. Das Album lässt sich wunderbar am Stück genießen! 