Das Wunder von Vänersborg

Warum Wunder? Das erzählt euch unsere Autorin ankalætha, und natürlich auch, was sie alles in Schweden erlebt hat!
Subkult-das-22Reh22-1Beinahe hätte es kein Subkult 2024 gegeben. Im September 2023 wandte Festivalchefin Mirre sich sichtlich bedrückt in einem Aufruf auf YouTube und Social Media an alle Fans und potenziellen Unterstützer*innen, da das Festival finanziell vor dem Aus stand. Durch erfolgreiches Crowdfunding konnten die drängendsten Ausstände jedoch beglichen und das Blatt gewendet werden, und dann geschah das, worauf wohl kaum jemand auch nur zu hoffen gewagt hatte: die Kartenvorverkäufe übertrafen alle Erwartungen, Anfang Juni wurde sogar der Festivalcampingplatz zu klein, und ein zweiter musste kurzfristig organisiert werden, um allen Festivalhungrigen einen Schlafplatz anbieten zu können. Deutlicher können Fans wohl nicht zeigen, dass das Subkult inzwischen einfach zum Sommer gehört wie Regen zu Midsommar.
Stattfinden tut das Ganze auch diesmal, wie schon die letzten Jahre, im Vänersborger Dalaborgsparken, einem in Schweden sehr verbreiteten „Folkets Park“, einer Mischung aus Grünanlage und nostalgischem Vergnügungspark, in dem oft auch Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden. Dieses Mal haben wir uns auch gleich ein Hotel am Ort gesucht, anstatt wie früher im benachbarten Trollhättan unterzukommen. Der Charme ist zwar ohne den historisch klapprigen Hotelaufzug nicht ganz derselbe, aber auch hier lässt es sich gut aushalten. Als wir am Donnerstag ankommen, ist das Wetter allerdings geradezu unerträglich heiß und schwül, und das motiviert nach der langen Anreise nicht unbedingt, sich aufzuraffen und nochmal aus dem Haus zu gehen, jedenfalls nicht, bevor es gegen Abend etwas angenehmer wird. Und dann braucht es doch erst mal eine kleine Orientierungsrunde und auch etwas zu essen. Die offizielle Pre-Party lassen wir dementsprechend also sausen.

Freitag: a little less talk…
Jetzt aber! Nach dem wirklich guten Frühstück im Hotel machen wir uns relativ früh auf den Weg zum Bus. Wir kennen eh kaum eine der Bands auf dem Programm sonderlich gut, da muss man ja geradezu versuchen, so viele wie möglich mal anzutesten. Nach einem kurzen Stopp in der Innenstadt (Blasenpflaster! Ich habe die Blasenpflaster vergessen!) finden wir mit etwas Glück sogar einen Bus, der uns über die doch ziemlich lange Dalbobron zum Festivalgelände fährt. Es gibt auch quasi keine Einlassschlange, und wir wären eigentlich noch ziemlich pünktlich zur ersten Band – wenn da nicht gleich rechts hinter dem Eingang der niedliche Kaffeebus im Weg wäre. An dem komme ich natürlich auch diesmal nicht einfach so vorbei.
Subkult-Stella-Sleeps-1Zwei perfekte Milchkaffee (wahlweise mit Hafer- oder Kuhmilch) und einen netten Ratsch über britische Punkfestivals in den 80ern später schauen wir dann doch noch zur kleinen Bühne hoch, um zu sehen, was Stella Sleeps da gerade so machen. Stella Sleeps ist das Post-Punk-Soloprojekt des Lokalmatadoren Karl Bolander, 2022 kam das erste Album Anemic City heraus, Anfang Juni dann Album Nummer zwei, Undisclosed Location. Live hat Bolander sich natürlich Verstärkung geholt, und man kann nicht direkt behaupten, die ganze Stella-Bühne würde schlafen (ha!), dennoch ist mir das Ganze nach ein paar Songs irgendwie etwas zu blutleer (haha!), und wir gehen uns mal weiter auf dem Gelände umsehen. Dessen oberer Teil, in dem wir uns gerade befinden, besteht aus dem eigentlichen Dalaborgsparken, einer Grünanlage mit einem runden, hölzernen Pavillon, in dem sich die Stella-Bühne befindet, einem langestreckten Gebäude mit einer Bar und Platz für den Merch und etlichen etwas zufällig verteilten, weiß gestrichenen Sitzbänken und Tischen. Noch etwas weiter oben am Hang, gleich hinter dem Kiosk, in dem es völlig festivalunabhängig Limo und Waffeln zu kaufen gibt, kommt dann noch das Helgon-Zelt, in dem tagsüber diverse Kurse und Aktivitäten angeboten werden und am Abend DJs auflegen. Unterhalb des eigentlichen Parks, wo normalerweise der Parkplatz liegt, ist auch dieses Jahr wieder gleich neben dem Ein- und Ausgang die Hauptbühne (Aura) aufgebaut, und großzügig darum herum befindet sich der Food Court. So weit, so gut, jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wo denn dieses Jahr die Toiletten versteckt sind, und was es mit dem geheimnisvollen VIP-Bereich neben dem Backstage, zu dem neben den Künstler*innen auch Gäste mit Support-Tickets Zugang haben, auf sich hat.
Subkult-Aux-Animaux-1Auf der großen Bühne spielt jetzt mit Statue of Goat schon die erste Punkband, aber irgendwie klingt Schwedenpunk für mich doch meistens ziemlich gleich. Wir holen uns erst mal was zu trinken und sitzen noch ein bisschen in der Sonne, bis dann auf der kleinen Bühne schon mein erstes Festivalhighlight ansteht: Aux Animaux (Band der Woche Juni 2022). 2022 war sie schon einmal dabei, damals habe ich sie leider wegen des Viktorianischen Picknicks und akuter Hitzeerschöpfung verpasst. Zwei Jahre, mehrere neue Veröffentlichungen und eine Tour mit She Past Away später ist sie jetzt zum Glück wieder hier. Der Pavillon ist auch schon recht gut gefüllt, als Gözde in einer Wolke aus schwarzem Tüll und blutroter Spitze die Stella-Bühne betritt. Los geht es vergleichsweise ruhig, dann steigern sich sowohl das Tempo als auch die Temperatur unaufhaltbar. Gözde wechselt gekonnt zwischen Bass, Mikrofon, Computer und ihrem Theremin und tobt dabei wie ein wilder Dämon über die Bühne, während sie sich nebenbei einiger Lagen ihres Outfits entledigt. Es fällt schwer, aus diesem Gesamtkunstwerk einzelne Songs als Highlight herauszustellen, aber das herrlich thereminlastige „Lost souls“ hat wohl allen Anwesenden trotz der Sommerhitze einen eiskalten Schauer über den Rücken gejagt. Absolut beeindruckend und eine unbedingte Empfehlung! Als die 45 Minuten Spielzeit (viel zu früh!) vorbei sind, geht es dementsprechend auch gleich mal in die Schlange am Merch. Nachdem der allerdings von den Künstler*innen selbst besetzt werden muss, warten wir eine Weile, aber egal – die Sonne scheint, vor uns wartet ein kleines Mädchen im rosa Glitzer-Tutu mit seiner Mutter geduldig auf das gewünschte „Body Horror“-Shirt, und unten auf der Hauptbühne spielt eh schon wieder eine Punkband. Mehr Subkult-Feeling geht eigentlich nicht.
Subkult-Stilla-Havet-1Die nächste Band auf der kleinen Bühne ist schon Stilla Havet, und jetzt wird es trotz der relativ frühen Stunde richtig gut voll. Das liegt natürlich daran, dass sich das Duo aus Stockholm mit seinem Mix aus Indiesynthpop und Post Punk seit Jahren sowohl national als auch international einen Namen gemacht hat, zeigt aber auch, wie sehr das Festival sich die letzten Jahre weiterentwickelt hat. Vorbei die Zeiten, als es tagsüber vor den Bühnen meist etwas zu luftig zuging und die meisten Zuschauer erst zu den Headlinern auftauchten, jetzt ist hier richtig was los. Wir gehen trotzdem, bevor die Band ihr Set beendet, wir brauchen jetzt nämlich mal was zu essen, und nachdem sich der Food Court quasi vor und neben der Hauptbühne befindet, geht das leichter, solange da gerade mal keine Punkband … Die nächste hat aber dann schon wieder Soundcheck, bevor wir mit dem Essen fertig sind.
Subkult-Oher-1Ich bewege mich also lieber wieder in den oberen Teil des Geländes und warte bei einem alkoholfreien Birnencider auf O+HERO+HER, das sind Erica Li Lundqvist (Abu Nein) und Tobias Bernstrup, die zusammen flott-rhythmischen und doch atmosphärischen Dark Wave in modernem Gewand machen. Das Projekt besteht erst seit 2022, bringt aber natürlich eine Menge Bühnenerfahrung mit und hat trotz der sehr reduzierten Bühnenshow und einer gewissen – typisch schwedischen? – unnahbaren Ausstrahlung keinerlei Mühe, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Von den zahlreichen hektisch hin- und herwuselnden Fotograf*innen mal ganz abgesehen.
Anschließend sollten auf der Aura-Bühne eigentlich Ashbury Heights spielen, die allerdings leider wenige Wochen vor dem Festival absagen mussten. Kurzfristig einspringen konnte niemand Geringeres als Priest, die zudem gerade ihr neues Album Dark Pulse veröffentlicht haben.
Subkult-Priest-1Ein echter Glücksfall für die Organisator*innen und das Subkult. Dafür gebührt den maskierten Synthpoppern auch alle Ehre, leider ändert es nichts daran, dass Priest definitiv die Band ist, die ich schon am öftesten live gesehen habe im Verhältnis dazu, wie wenig mich die Musik interessiert. Wir schauen also erstmal kurz in den VIP-Bereich, wo ich mir grandios fehl am Platz vorkomme. Dafür sind aber die Getränke etwas billiger.
Anschließend landen wir im Helgon-Zelt, das dieses Jahr ganz hinten auf dem Gelände platziert ist. Hier befindet sich eine Ausstellung mit Bildern des Konzertfotografen Krichan Wihlborg, und an den Abenden dient das Zelt als Dancefloor, wo man zu diversen DJ-Sets ungestört abtanzen kann. Als Erstes ist Syntax Error dran, der lustige Bitpop animiert allerdings gerade kaum jemanden zum Tanzen. Macht nichts, nach dem Ansehen der Fotos kann man dazu auch ganz gut in den in den Ecken platzierten Sesseln chillen. Als anschließend DJ Paulina mit einer gekonnten Mischung aus 80er/90er-Klassikern und aktuellen Szenebands deutlich mehr Leute ins Zelt lockt, wird dann auch das „Publikum-Kucken” durchaus interessant, und einige Fälle von „Musiker*innen tanzen zu ihrer eigenen Musik” können identifiziert werden.
Subkult-Sierra-1Kurz vor Ende des Sets müssen wir aber los, denn jetzt ist auf der Stella-Bühne Sierra dran. Seit 2017 überzeugt die französische Künstlerin mit ihrem dunklen Synthwave, der mit treibendem Bass und harten Beats deutliche EBM- und Industrial-Vibes erzeugt. Tanzen ist hier jetzt nicht mehr optional, und das Publikum geht dementsprechend ab. Die Bühne bleibt dabei weitestgehend dunkel, der Auftritt reduziert sich auf das Wesentliche. Nur gelegentliche Spotlights und Lichtblitze erhellen die Bühne, wovon die meisten vermutlich von den zahlreich lauernden Fotograf*innen stammen. Ansagen gibt es keine, neuere und ältere Songs werden nahtlos ineinander verwoben wie bei einem Industrial-Set, aber als die Stunde rum ist, wäre man stark versucht, laut nach einer Zugabe zu rufen – was aber auf dem Subkult generell eher sinnlos ist. Außerdem muss ich jetzt schlussendlich doch zumindest einmal nach unten und eine der Hauptbühnen-Bands anschauen, denn da stehen jetzt Go_A aus der Ukraine auf dem Programm. Den meisten Mittel- und vor allem Nordeuropäer*innen dürfte die Band wohl in erster Linie durch ihre Eurovision-Teilnahme 2021 ein Begriff sein, und so eröffnen sie den Gig auch mit dem damaligen Beitrag „SHUM“.
Subkult-Go_A-1Die Mischung aus Elektronik und Folklore kommt beim ohnehin meist sehr gut gelaunten und tanzfreudigen Subkult-Publikum hervorragend an, und so lässt man sich nicht lange zum (Folks-)Tanz bitten. Dennoch beschleicht mich nach einer Weile etwas das Gefühl, dass sich alles ein bisschen zu oft wiederholt, die Melodien, die Flötensolos und auch die sehr ausführlichen Ansagen zwischen den Songs, bei denen es neben den für ukrainische Bands bei Auslandskonzerten natürlich obligatorischen Hinweisen auf die ernste Lage des Landes irgendwie immer um eine besonders schöne und treue, junge ukrainische Frau zu gehen scheint. Als dann kurz vor halb eins Sängerin Kateryna verkündet, dass die Spielzeit jetzt zwar eigentlich vorbei wäre, sie aber noch einen Song spielen dürften, und dann wieder erstmal zu einer ausführlichen Erklärung ansetzt, wird mir das ein bisschen zu viel Gerede, und ich mache mich schon mal auf den Weg zurück nach oben in den Pavillon. Hier ist auch schon einiges los, und die schwedischen Bitpop-Festivalfavoriten Dunderpatrullen stehen auch schon bereit.
Subkult-Dunderpatrullen-1Ich habe die Band zu Vor-Pandemiezeiten schon einmal auf dem Subkult gesehen, damals ohne jegliche Erwartungen, und wurde von dem wilden Bitpop-Zirkus dementsprechend aus den Socken gehauen. Heute passiert dafür leider so ziemlich das Gegenteil. Zwar beginnt die Show immer noch genauso, aber dann fehlt leider irgendwie das Tempo. Ob das Alterserscheinungen sind, Post-Covid, oder man einfach einen schlechten Tag erwischt hat, der Funke will diesmal nicht überspringen, und als dann innerhalb der ersten fünfzehn Minuten schon zum zweiten Mal zu einem ausgedehnten Schwatz mit dem Publikum angesetzt wird, fällt die Entscheidung gegen den Rest des Gigs und für den letzten Linienbus zum Hotel deutlich leichter als erwartet.

Samstag: …a little more action!
Subkult-Potochkine-1Heute gilt es pünktlich sein, denn als allererste Band des Tages und damit schon um Viertel vor zwei dran ist ausgerechnet Potochkine. Dafür müssen wir diesmal sogar schweren Herzens das eigentlich immer sehr nette Viktorianische Picknick im Stadtpark ausfallen lassen. Eigentlich sind wir auch absolut früh genug dran, doch da haben wir die Rechnung leider ohne die diversen sich für Wasserfahrzeuge öffnenden Brücken Vänersborgs gemacht. Einen deshalb verpassten Bus später laufen wir also ziemlich eilig so schnell wie möglich über die Dalbobron, gerade noch rechtzeitig, bevor auch die sich öffnet … Der obligatorische Kaffee vom Bus muss diesmal also auch noch warten. Erstmal schnell rauf in den Pavillon, der trotz der frühen Stunde schon wirklich gut gefüllt ist. Kein Wunder, Potochkine sind ja auch nicht erst seit gestern eine Hausnummer in der Szene. Die Französ*innen mischen gekonnt elektronische Klänge mit Dark Techno und Synthpunk-Vibes, und das anfangs noch ein wenig verschlafen wirkende Publikum beginnt mehr und mehr von „am Kaffee nippend vorsichtig mit einem Fuß wippen“ zu „Becher weg und tanzen“ überzugehen. Die Dreiviertelstunde Spielzeit ist dementsprechend schnell rum, wir gehen uns jetzt auch endlich den Kaffee holen und bleiben noch ein wenig bei der Hauptbühne stehen, wo jetzt eine – nein, wo jetzt tatsächlich mal keine Punkband spielt. Auch wenn Del III mit ihrem Indie-Postpunk davon auch wieder nicht allzu weit entfernt sind, eine willkommene Abwechslung ist die 2015 gegründete Band aus Malmö allemal, und wir bleiben noch eine Weile. Bis es dann um kurz nach drei wieder nach oben geht, wo jetzt Octolab auf die Bühne kommen.
Subkult-Octolab-1Angekündigt sind sie als Synthpop-Band mit cinematischen Inhalten, dementsprechend wenig Ahnung haben wir, was wir erwarten sollen. Die Bühne füllt sich mit Menschen – in erster Reihe natürlich die Sängerin, aber auch dahinter und drum herum wird es mit Instrumentalist*innen, Backgroundsänger*innen und einer wechselnden Anzahl von bis zu acht maskierten Tänzer*innen irgendwann echt unübersichtlich. Denselben Eindruck kriege ich leider zunehmend auch von der Musik, es geht unheimlich viel durcheinander, und nach drei, vier Stücken kommen wir zu dem Schluss, dass man da „vielleicht etwas zu viel gewollt“ hat.
Subkult-Me-the-Tiger-1Oder uns fehlt einfach der nötige Alkohol im Blut, deshalb probieren wir es nochmal mit der Bar im VIP-Bereich. Sitzgelegenheiten gibt es auch ein paar, und es lässt sich durchaus aushalten – bis einen der Hunger dann doch wieder runter und in den Food Court treibt. Das passt aber eh, weil ab Viertel vor sechs Me The Tiger die Hauptbühne einnehmen. Die Electropop-Band aus Falun ist derzeit mit dem neuen Album Envy unterwegs. Auf dem Subkult war man vorher erst einmal zugange, bei der allerersten Ausgabe des Festivals 2016, und Frontfrau Gabriella wird nicht müde zu betonen, wie sehr sie sich freut, endlich wieder da zu sein. Das Publikum freut sich auch, und so steht einem netten Abend nichts mehr im Wege. Der eingängig-fröhliche Elektropop passt hervorragend zum Sonnenschein und der ausgelassenen Festivalstimmung, der unbestreitbare Charme der Sängerin und die enorme Spielfreude von Schlagzeuger Jonas und Gitarrist/Keyboarder Tobias tun ihr Übriges, um die Sommerparty ordentlich in Schwung zu bringen. Das eigentlich nicht zur Show gehörende Auftauchen eines sehr großen „Rehs“ im Publikum passt da genauso perfekt dazu, wie dass Tobias’ komplett mit Gaffatape verklebte Gitarre gegen Ende des Gigs irgendwie – ob mit Absicht oder nicht – plötzlich im Publikum landet und von einem sehr lässigen Roadie erst wieder zurückorganisiert werden muss. Um halb sieben ist leider Schluss, und nachdem es bis Sturm Café noch über zwei Stunden hin sind, gehen wir erstmal wieder in den VIP-Bereich, in der Hoffnung auf gemütliches Chillen. Da kommen zwei zufällig gerade freie Sitzsäcke gerade recht.
Sehr, sehr bequeme Sitzsäcke, aus denen man mit einem Ciderbecher in der Hand wirklich kaum wieder hochkommt. Geradezu unmöglich, als dann auch noch auf einmal keine Geringere als Emmon die Kontrolle über die musikalische Gestaltung des Barbereiches (vom Handy auf die Bluetooth-Boxen) übernimmt, und so sind wir erst wieder auf den Beinen, als Sturm Café schon mitten im Set sind. Die Plexiglas-Fenster des Pavillons tanzen auch ganz ordentlich zum gepflegten EBM, das Publikum scheint aber, zumindest da wo wir stehen, irgendwo zwischen freundlichem Mitwippen und betrunkenem Torkeln zu hängen. Das ist beides nicht so meins, und so verlasse ich den Pavillon recht bald wieder in Richtung DJ-Zelt.
Subkult-Grabyourface-1Da ist Syntax Error gerade fertig, und offensichtlich bin ich nicht die Einzige, die gespannt ist, was das DJ-Duo Grabyourface B2B Aux Animaux so auf dem Programm hat, denn das Zelt füllt sich merklich. Was dann kommt, übertrifft allerdings zumindest meine Erwartung noch mal deutlich, vom ersten Ton an wird die Tanzfläche quasi von einer Sturmflut ungezähmter Energie überrollt. Wäre das hier ein Comic, würden wir jetzt alle erstaunt unseren weggeblasenen Frisuren hinterherschauen. So gut wie keine Verschnaufpausen gönnt uns das schwedisch-französische Duo zwischen Industrialklängen, Szeneklassikern und gelegentlichen Ausflügen in metallischere Gefilde, und spätestens nach Combichrists „Hate like me“ dürfte der Zeltboden um einiges flacher gestampft gewesen sein. Zum Schluss habe ich 75 Minuten durchgetanzt und mehr Energie als vorher.
Subkult-Waveshaper-1Als letzter Künstler auf der kleinen Bühne ist jetzt noch Tom Andersson aka Waveshaper dran, einer der Acts, auf die ich mich im Vorfeld am meisten gefreut habe. Der abwechslungsreiche und nicht zu ruhige instrumentale Synthwave wäre jetzt eigentlich auch perfekt, um wieder runterzukommen, aber die Festivallogik folgt mal wieder keinem Plan, ich habe noch zu viel Energie im Körper, um schon zu chillen.
Subkult-Kettil-1Also geht es wieder zurück ins Zelt, wo inzwischen der Stockholmer Hardtechno-DJ KETTiL mit seinen schnellen, harten Klängen den Tanzenden ordentlich einheizt. So wird dann ein großer Teil der nächsten Stunde auch noch durchgetanzt.
Die anschließend auf dem Programm stehende Feuershow finden wir leider nicht, vielleicht ist sie aber auch einfach ausgefallen.
Pünktlich um halb zwölf ist aber dann so ziemlich fast jeder vor der großen Bühne versammelt, um den Festival-Headliner VNV Nation gebührend zu begrüßen. Das Wetter hält auch noch, und für die allermeisten steht hier ein wirklich großartiger Festival-Abschluss bevor. Auch ich würde es genießen, wenn da nur nicht die unselige Angewohnheit von Ronan Harris wäre, seine eigenen Songs konsequent kaputtzuquatschen.
Subkult-VNV-1Dabei kommt er anfangs auch noch relativ schlecht gelaunt rüber, auch wenn das vermutlich nicht so gemeint war und die echten wahren Fans genauso wenig stört wie die Betrunkenen im Publikum. Mich holt es aber einfach mal so gar nicht ab. Die Füße tun weh, und die Energie ist inzwischen vielleicht auch einfach alle, jedenfalls muss ich das obligatorische „Seid ihr schon müde?!“ nach dem zweiten Song innerlich mit einem schallenden „Ja“ beantworten und bin bald darauf mit dem Bus auf dem Weg zurück ins Hotel.

Eine gute Nachricht nehmen wir auf dem Weg aber noch mit: schon jetzt stehen die Chancen sehr gut, dass das Festival auch nächstes Jahr wieder stattfinden wird. Insofern:
Subkult 2025 – wir kommen!

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

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