Mach einfach dein Ding

Die_Dorks_Geschäftsmodell_HassTief aus der bayerischen Provinz stammen Die Dorks, genauer gesagt aus Marktl am Inn, und weigern sich seit 2006 beharrlich, sich den hiesigen bürgerlichen Normen anzupassen. Bons Dork sitzt am Schlagzeug der Metal Punks, Mark von Elend ist der Bassist, und am Mikro steht Liza Dork mit einer Gitarre bewaffnet. Mit Geschäftsmodell Hass ist mittlerweile der achte Album-Tonträger erschienen.

Ungestüm und voller Energie eröffnet „Niemals fehl am Platz“ das Album, das bestens geeignet ist, das (jugendliche) Selbstbewusstsein zu stärken und fordert alle auf, zu sich selbst stehen und „mach einfach dein Ding“. Dass wir in vielen Dingen gar nicht so frei sind, wie wir oftmals glauben, erklärt Liza in „Unbeliebt“. Energisch wie die Gitarren dazu fordert sie ihre Freiheit ein. Der ruhigere Zwischenpart strukturiert das Stück. Wut und Frust lässt Liza in „So stand es geschrieben“ in drastischen Worten raus, zur „Psychohygiene“. Entsprechend metallisch aggressiv fällt der Song musikalisch aus, der Refrain gerät gar fast zum Death-Growl. Einen Gang zurück schaltet nun „Seid gut zueinander“, was aber gut zum nachdenklich stimmenden Text passt. Pflegt eure Beziehungen zu lieben Menschen, denn niemand weiß, was morgen passiert in diesen unruhigen Zeiten, und ob es die Gelegenheit dann noch gibt. Der akustische Track „Wer nimmt mir die Angst“ knüpft an die letzte EP Sind das noch wir? an (Link zur Review), mit der Die Dorks bereits bewiesen haben, dass auch die leisen Töne ihnen gut stehen.
Akustisch knüpft auch „Weil die Erde brennt“ an, das die Umweltzerstörung anprangert. Doch der Refrain punkrockt dagegen richtig los, was einen schönen Kontrast erzeugt und die Aussage hervorhebt. Im Anschluss ist „Nein sagen“ von Metal Riffs durchzogen und kämpft für die Selbstbestimmung. Mit schönen rhythmischen Riffs wird der Titeltrack „Geschäftsmodell Hass“ eröffnet und deutlich Metal und Punk kombiniert. Überraschend ist dabei aber der Refrain, wo Liza mit bester Black-Metal-Stimme ihren Hass auskotzt. Das kommt richtig gut. „Hinterm Horizont“ hingegen schlägt sich mehr auf die Punk-Seite. Politische Rechtsausleger kriegen hier ihr Fett weg. In „Ich bin satt“ steht die Gitarre im Vordergrund, die Vibes aus den 70ern versprüht. Der Gesang unterstützt die Wirkung noch durch die psychedelische Note, doch gegen Ende wird aber wieder Punkrock-mäßig aufgedreht. „Wir sind nicht das Volk“ rockt noch deutlicher, und ebenso fällt die Distanzierung aus von Montagspaziergängern und ähnlich gelagerten Konsorten. Gut so.

Fazit: Die Reihenfolge der Songs ist wohl überlegt, denn jeder Track leitet schlüssig zum nächsten hin. So sitzen Die Dorks auch auf Geschäftsmodell Hass traditionell zwischen den Stühlen von Punk und Metal. Dort ist der Gesang ja oft gleichberechtigt zu den Instrumenten abgemischt, aber hier steht er deutlich im Vordergrund. Schließlich hat Liza in ihren Texten einiges zu sagen, fernab von stumpfen Deutschpunk. Überhaupt ist Lizas Stimme sehr eigenständig und besitzt einen hohen Wiedererkennungswert, da sie nicht weich und harmonisch ist, sondern stets ein wenig räudig klingt. Der Mix mag Puristen verärgern, aber Motörhead sitzt ja auch in der Schnittstelle und hat Fans auf beiden Seiten.

Anspieltipps: Weil die Erde brennt, Geschäftsmodell Hass

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: bis :mosch: je nach Tageslaune

Die Dorks: Geschäftsmodell Hass
Demons Run Amok Entertainment, Vö. 22.09.2023
MP3 9,99 € erhältlich über Bandcamp
CD 11,90 €, LP 19,90 € erhältlich über Demons Run Amok
Homepage: https://www.diedorks.de/
https://facebok.com/diedorksofficial/
https://instagram.com/diedorks/
https://shop.demonsrunamok.de/de/

Tracklist:
01 Niemals fehl am Platz
02 Unbeliebt
03 So stand es geschrieben
04 Seid gut zueinander
05 Wer nimmt mir die Angst
06 Weil die Erde brennt
07 Nein sagen
08 Geschäftsmodell Hass
09 Hinterm Horizont
10 Ich bin satt
11 Wir sind nicht das Volk

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