Endlich wieder richtiger Old School Goth

a2905104856_10Für mich als Rezensenten ist es immer wieder aufregend und spannend, eine italienische Gothic-Rock-Band zu besprechen. Die aus Peligna Pratola (l´Aquila – Abruzzen) stammende Formation Christine Plays Viola, 2008 gegründet, ist eine der mittlerweile recht zahlhaften Bands der neuen italienischen Gothic-Bewegung. Christian, Daniele, Fabrizio und Desio spielen einen Sound, den man am ehesten als Gothic Rock / Post Punk / Shoegaze und einer Portion Joy Division umschreiben kann. Mir lag das neue Release Spooky Obsessions über ihre Bandcamp-Seite zum Review bereit. Eines kann ich sagen, ich hatte schon lange kein Album mehr, das ich durchhören konnte ohne auch nur einmal die Skip-Taste zu drücken.

Der schwarze Tanz wird mit einem recht interessant weil eigenwillig schrägen post-punkigen Track eingeläutet. „Osssessione“ klingt wie ein Hommage an die Götter Madre del Vizio (Amore, Fedem Speranza). Der Sound ist absoluter 80er Post Punk / Death Rock Kult! Das folgende Stück „Midnight Trauma“ ist mein Tipp für Euch, um richtig in die CD einzusteigen. Ich wage mal zu prophezeihen, dass dieses Stück in Zukunft in dem ein oder anderen Gothic Club zu hören sein wird. „Behind a wicked Mind“ wiederum führt mir Bauhaus vor das geistige Ohr! Hier schimmert ein wenig „Bela Lugosis Dead“ durch. Track Nummer 4, „Nefarious“, fällt für mich persönlich schwächer aus als die Stücke vorher, es klingt ein wenig zu Neuzeit anbiedernd, ergo zu modern. „Poles apart“ entschädigt dafür auf ganzer Linie: Diese Stimme, die direkt aus dem Grab zu kommen scheint, in Verbindung mit einer Hookline, die einem nicht mehr aus dem Ohr geht, sind einfach genial. Mit „Murderous Dementia“ beweist die Band, das man auch den Death Rock amerikanischer Prägung spielen kann. Geradlinig und sehr deathig / punkig. „Unneeded Burial“ und „N.D.E. (Life beyond Life)“ würde ich mal in die Ecke Progressive Gothic Rock schieben. Auch hier wieder ein Kompliment an die Band für die wunderbare Gitarrenarbeit. Es klingt nach schwirbelnde, von Luft getragene Melodien, die sich repetitiv ins Ohr friemeln. Mit „Slow sinking in Gloom“ haben sie den zweiten Club tauglichen Track auf CD gebannt. Gut geeignet für den drei-Schritte-vor-und-drei-Schritte-zurück-Tanzstil. Der letzte Song, „The last Sacrifice“, könnte wunderbarer nicht sein, um einen mit Sicherheit zum Erfolg der Band beitragendem Output zu beenden. Die Intensität erreicht Killing Joke „Love like Blood“.

Fazit: Ich bin begeistert! Das würde eigentlich schon alles sagen, aber es würde der musikalischen Vielfalt der Veröffentlichung nicht gerecht werden. In guter alter Tradition (Bauhaus, Joy Division, Alien Sex Fiend) wird hier mal wirklich Gothic Rock und Dark Wave geboten und nicht verwaschen mit ollen Trällerliesen bzw. diesen neumodischen Schnickschnack. Endlich mal wieder etwas aus der tiefsten Gruft für die Grufties! Kaufempfehlung!

Christine Plays Viola: Spooky Obsessions
Not on Label, 30.09.2016
CD 12 € https://christineplaysviola.bandcamp.com/album/spooky-obsessions

Tracklist
1 Ossessione
2 Midnight Trauma
3 Behind a wicked Mind
4 Nefarious
5 Poles apart
6 Murderous Dementia
7 Unneeded Burial
8 N.D.E. (Life beyond Life)
9 Slow sinking in Gloom
10 The last Sacrifice

Band https://christineplaysviola.bandcamp.com/
Facebook https://www.facebook.com/christineplaysviola

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