Eine dunkle, selbsterschaffene Maschine

DiaryOfDreams_CoverDa liegt sie also die schwarze Schönheit, hell in Eden. Das Artwork des limitierten Panorama DigiPacks ist sehr gelungen, ganz langsam kann man durch die aufklappenden Textseiten blättern, bis man die schön gestaltete Scheibe erblickt. Das Konzeptwerk von Diary of Dreams, das ein Traum-Tagebuch darstellt, erschien am 6. Oktober und ist das 13. Album von Mastermind Adrian Hates. Die Electronic-Darkwave-Band ist mit einzelnen Tracks fest verankert in meiner Playlist, mit dieser neuen Veröffentlichung wird mir die Auswahl, welcher Song dazukommt, nicht schwer gemacht.

Eden ist in Aufruhr, aber Eden ist nicht als Ort anzusehen, sondern es ist eine Maschine, die unser Bewusstsein spiegelt, wie der Begleittext erzählt. Genauso aufgewühlt wie die Maschine bin ich nach dem ersten Anhören. Dieses runde, dunkle Kleinod lässt eine erhabene, düstere, aber auch zerbrechliche, warme Fantasie auferstehen.
„Made in shame“ eröffnet mit klassischen Akzenten, die einem während des Albums immer wieder begegnen. Es klingt düster, die Zeit tickt elektronisch, diese tiefe, einprägende Stimme wirkt, wie schon in der Vergangenheit, überzeugend. Ein beeindruckend gut umgesetztes Video gibt es zu „Epicon“, Adrian Hates ist älter geworden, aber seine dunkle Präsenz ist nach wie vor spürbar:

„decipher me“, er, sie, es denkt, lebt, der Gleichklang des Synthesizers unterstreicht das, gleichmäßig aber doch eigenbestimmt, eine Mitteilung mit Nachhall. Feinsinnig, melodiös, berührend tritt „hell in Eden“ mit deutschem Text auf. Sehr poetisch wirkt „perfect halo“, bis einen der Refrain mit dem Schlagzeug und Synthesizer einholt; was so leicht klingt, fast poppig, ist mit trüben Gedanken besetzt: anhören, einfühlen, durchatmen. Einige Gegensätze stehen sich bei „listen and scream“ gegenüber, sehr wirkungsvoll, bedrohlich mit dem einsetzenden „I don’t let you in“. Sphärisch und lichtdurchflutet beginnt „Traces of Light“, kurz darauf setzt ein Synthesizer-Stakkato ein, das die Stimmung verändert. Herrlich elektronisch klingt „Mercy me“ und „Sister Sin“, macht euch zum Tanzen bereit! Traurigkeit senkt sich herab, ein zurückhaltendes elektronisches Gewand umfängt einen in „Bird of Passage“. Viel Gefühl steckt in „nevermore“, Streichinstrumente untermalen den Trübsinn und Hilflosigkeit bei „hiding rivers“, das so plötzlich endet.

Adrian Hates Bewusstseins-Maschine ist gespeist von dunklen Gedanken, Erlebnissen, Wahrnehmungen, die sich in Träumen widerspiegeln, es können auch Alpträume daraus werden. Dies trifft aber wahrlich nicht auf diese energievolle CD zu, hier gibt es nichts, vor dem man sich fürchten müsste bzw. mit dem man argwöhnen könnte. Die melancholischen Zeilen innerhalb der Tracks hängen einem nach, man stößt vielleicht auch auf (eigene) Wahrheiten, aber genau das zeichnet doch Diary of Dreams seit Jahren aus. hell in Eden ist ein kunstvoll erschaffenes Werk mit passenden klassischen Elementen, man geht durch einen sonnenabgewandten Dom, begleitet von düsteren Gedanken. Was immer wieder nachhallt sind die Texte und die Stimme des Frontmanns, die so klar und verständlich ankommt. Sie fräst sich in das Unterbewusstsein ein, traurige Schauer und düstere Erhabenheit senkt sich herab. Das Arrangement der Instrumente sitzt perfekt, das ist man aber auch schon von den vorangegangenen Veröffentlichungen der Band gewöhnt.
Bald sind Diary of Dreams in München zu Besuch (24. November), ich bin gespannt, ob dieser melancholische, dichte Musikteppich live auch so gut ankommt.

Tourdaten
12 Oct 2017, Frankfurt, Batschkapp
13 Oct 2017, Krefeld, Kulturfabrik
14 Oct 2017, Hamburg, Markthalle
20 Oct 2017, Leipzig, Täubchenthal
21 Oct 2017, Dresden, Reithalle
22 Oct 2017, Nürnberg, Hirsch
16 Nov 2017, Hanover, Musikzentrum
17 Nov 2017, Bremen, Tivoli
18 Nov 2017, Berlin, Huxleys Neue Welt
24 Nov 2017, München, Backstage Werk
25 Nov 2017, Stuttgart, Im Wizemann – Club

Anspieltipp: sucht euch einen aus (jeder einzelne findet sich auf meiner persönlichen Playlist)

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Diary of Dreams: hell in Eden
Accession (Indigo), Vö. 06.10.17
17,99 € (Ltd. Panorama DigiPack)

Tracklist:
01 Made in shame
02 Epicon
03 decipher me
04 hell in Eden
05 perfect halo
06 Beast of Prey
07 listen and scream
08 Traces of Light
09 Mercy me
10 Bird of Passage
11 Sister Sin
12 nevermore
13 hiding rivers

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