Schweizer Träume

coverNein, es geht hier nicht um leckere Schokolade, sondern um Musik, die dafür aber nicht minder lecker ist. 2015 gründen Simon Schurtenberger und Sänger/Gitarrist Pascal Zeder im Schweizer Luzern Visons In Clouds als musikalische Ausdrucksform. Nur ein Jahr später erscheint bereits ihr beeindruckendes Debütalbum Masquerade, das auch das französische Ungerground-Label Manic Depression Records aufmerksam macht. Anfang des Jahres 2017 stoßen die neuen Mitglieder Michael Widmer, der den Sound mit seinem Synthesizer bereichert, und der Amerikaner Leopold Oakes hinzu. Zusammen spielen sie die EP levée en masse ein, die Grundlage dieser Rezension ist.

Die Eröffnung „Overture“ funktioniert gut in ihrer Funktion, dabei erscheint sie mir schon als fast zu gut, eher wie ein sehr vielversprechendes Songfragment, das man nur nicht fertig ausgearbeitet hat. Das ist zum Glück bei den folgenden Songs anders. Gleich zu Beginn nimmt mich der Sound von „Rage in silence“ gefangen, ich liebe dieses leichte Wabern der Gitarre, die vom Gothic Rock her stammt. Doch als der Gesang einsetzt, wird die Bassline mehr betont und es entwickelt sich ein toller, energiegeladener Song zwischen Wave und Post Punk mit einer irrsinnig schönen Melodie. „Rain song“ ist dagegen etwas langsamer und melancholischer angelegt. Die Stimme wird hier mehr betont, was dem Song zugute kommt, warm und angenehm fügt sie sich perfekt in die Musik ein. Dennoch sind die Arrangements drumrum ebenso ausgefeilt wie beim Vorgängerlied. Beim folgenden „Everyday I’m sorry“ steht der Gesang schließlich völlig zu Recht komplett im Mittelpunkt, weil er grandios diese im Post Punk typische Melancholie transportiert. Da werden Erinnerungen an „An end has a start“ von The Editors wach. Auf „Afraid no more“ ist die Stimme eine ganze Spur düsterer, was ihr aber ebenso gut steht und so noch einmal einen anderen Aspekt von Visions In Clouds beleuchtet, denn stimmungsmäßig ist der Song im Wave beheimatet.
Manic Depression Records bietet immer kleine Schmankerl zu Promotionzwecken als kostenlosen Download an. Trotzdem sollte man die Arbeit, die hinter so einer Veröffentlichung steckt, nicht unterschätzen und anerkennen. Auch ein Underground-Label muss wirtschaftlich arbeiten. Daher ist es nur fair, das Label mit einer Spende zu unterstützen. Support the underground!

Fazit: Das ist diese Art von Musik, die mich zu Träumen anregt. Selbst beim Schreiben dieser Rezension fällt es mir schwer mich zu konzentrieren und schweife immer wieder ab … Visions In Clouds brauchen auf levée en masse den Vergleich zu The Editors nicht zu scheuen und sind eine echte Alternative zum mittlerweile großen Mainstream-Act. Trotzdem haben sie sich mit der Fusion von Post Punk und Wave ihre Eigenständigkeit bewahrt.

Anspieltips: Rage in silence, Everyday I’m sorry

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Visions In Clouds: levée en masse
Manic Depression Records, 17.11.2017
MP3 Download ab 0,00 € – pay what you want – erhältlich über Bandcamp
Bitte die Labelarbeit angemessen unterstützen.

Tracklist:
01 Overture
02 Rage in silence
03 Rain song
04 Everyday I’m sorry
05 Afraid no more

Homepage: de-de.facebook.com/viclucerne/
visionsinclouds.com/
manicdepressionrecords.com/

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