Reminiszenzen an längst vergangene Tage

coverMit England haben wir es hier zu tun – ehrlich gesagt dachte ich zu Beginn des Hörprozesses an Norwegen, Schweden oder auch Finnland. Die erst 2014 gegründete Band Fellwarden, deren Debütalbum Oathbearer ich euch hier vorstelle, vereint für mich alle Trademarks, die den von mir geliebten norwegischen Black Metal Mitte der 90er ausmachten. Von je her mochte ich den atmosphärischen Black Metal der Marke Burzum und Dimmu Borgir. Lange, mit Folklore versetzte Stücke, die allesamt eine Spieldauer zwischen sechs und acht Minuten vorweisen. Am 16.06.2017 wurde über Eisenwald Tonschmiede Oathbearer veröffentlicht.

Wie gesagt, ich dachte an Skandinavien. Der Track zu Beginn des Albums, „Guardian unbound“, könnte nicht stimmiger gewählt sein, um euch in dieses Werk eintauchen zu lassen. Eine Epik, die schon bei der herrlich zum atmosphärischen Black Metal passenden Produktion beginnt und bis hin zu den nebulös, leicht in den Hintergrund gemischten Instrumenten Vollendung findet. Raserei im Wechsel mit epischen War-Black-Metal-Parts, durchsetzt von folkloristischen Einsprengseln. Ich habe förmlich Norwegens Berge und Fjorde vor dem geistigen Auge. Am schönsten finde ich die Keyboardteppiche, die mich an Dimmu Borgir Stormblläst denken lassen. „Sun of Ending“ beginnt ähnlich, entwickelt sich im Laufe der recht üppigen Länge zu einem astreinen Mid-Tempo-Banger, der durch seine surrenden Gitarren eine gewisse Dramatik aufkommen lässt. Fast schon traurige, desolate Melodien – super! „In death, valiant“ wird folkloristisch durch Akustikgitarren eingeleitet, als plötzlich das Tempo anzieht kam mir sofort Ulver in den Sinn. Nicht ganz so folklorehaftig, aber man merkt das Herzblut der Band. Es werden doomige Parts eingewoben, und der sich dazugesellende Gesang, der mal growlt wie aus der tiefsten Gruft und mal leidend ganz in Doom-Tradition die Härchen zum Stehen bringt. „Wayfarer eternal“ hätte in dieser Form genauso gut auf Darkthrones Transylvanian Hunger oder auch auf Satyricons The Shadowthrone enthalten sein können. Das ist wahrer Black Metal! Das vorletzte Stück des Albums bildet „A Cairn-Keeper’s lament“. Ein rein akustisch gehaltenes Stück, das mich verdammt nochmal an Alcest und Agalloch erinnert. Schön gespielter Neofolk, der in das letzte Lied der CD leitet. Frei nach dem Motto „das Beste zum Schluss“ zeigen die Jungs hier noch einmal meisterlich wie melodischer, atmosphärischer Black Metal zu klingen hat. Katatonie, Desolation und Hoffnungslosigkeit machen sich breit und nehmen den Hörer mit auf eine transzendentale Reise, in der man am liebsten lange verweilen würde.

Fazit: Eine unglaubliche Veröffentlichung. Mir war diese Band nicht bekannt, aber zum Glück hat sich dies nun geändert. Ein für mich heißer Anwärter auf mein Album des Jahres 2017. Gekonnt wird hier den alten Helden gehuldigt und diese mit viel Eigenständigkeit ergänzt, sodass während des Hörens eine Reise beginnt, die sich bis zum Ende durchzieht. Eine Superproduktion rundet alles ab. Für Fans alter Burzum, Helheim, Enslaved, Darkthrone und Dimmu Borgir ein Muss. Für Metaller, die genug von hirnlosen Blastbeats haben, eine willkommene Abwechslung. Ich werde die Jungs im Ohr behalten!

Fellwarden: Oathbearer
Eisenton, 16. Juni 2017
7 € über Bandcamp https://fellwarden.bandcamp.com/

Facebook https://www.facebook.com/fellwarden/
Label https://www.eisenton.de/label/

Tracklist
1 Guardian unbound
2 Sun of ending
3 In death, valiant
4 Wayfarer eternal
5 A Cairn-Keepers lament
6 Sorrowborn

 

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