Kraft in Reinform
Über Imperium Dekadenz braucht man nicht mehr viele Worte zu verlieren. Eine Zwei-Mann-Institution – Vespasian (Guitars, Drums, Bass) und Horaz (Guitars, Lyrics, Vocals) – des hiesigen Black Metal Undergrounds, und das bereits seit der Gründung 2004. Ihr Debütwerk …und die Welt ward kalt und leer empfinde ich noch heute als Richtwerk für kommende Black-Metal-Bands. Das Ende August über Napalm Records erschienene neue Album When we are forgotten markiert die bereits achte Veröffentlichung in der Bandgeschichte. Gespannt und mit dem größten Vergnügen habe ich ein Ohr für euch riskiert. Sind Imperium Dekadenz ihren eingeschlagenen Weg fortgegangen?
Ich habe die Play-Taste selten mit so einer Inbrunst und Vorfreude gedrückt wie in diesem Fall. Bereits beim Opener „When we are forgotten“ wird klar, wohin die musikalische Reise geht. Mit einem Crescendo gleich zu Beginn des Stückes wird der Hörer langsam in den Kosmos des Silberlings eingesogen. Doch halt, kurz darauf breitet sich eine Gitarrenwand aus, und als noch die Drums einsetzen, hält es mich nicht mehr still. Melodischer Black Metal schallt uns entgegen, der gekonnt die Tempi wechselt. Ich meine sogar Post-Black-Metal-Elemente ausmachen zu können. „Bis ich bin“ stellt für mich persönlich das dar, was ich am deutschen Black Metal sehr schätze. Hypnotisierende Mid-Tempo-Parts im Wechsel mit elegischer Raserei, die sich aber immer als Herzstück des Tracks herausstellt (mal davon abgesehen, dass sie im Vergleich zu norwegischen Vertretern des Genres nie wüst ist). Der druckvolle Sound drückt einen förmlich in den Sessel und die Screams gehen durch Mark und Bein. „My solace I (Choirs of solitude)“ kulminiert im vollkommenen Depressive / Atmospheric Black Metal, der mich nicht selten an Bands wie Nocturnal Depression und Woods of Desolation erinnert. Mit „Trauma“, „Seance“ und „Reverie“ hat die Band drei instrumentale Intermezzi eingestreut, die mit ihrem spacigen Ambient dazu verleiten, sich tiefer in das Album zu buddeln. „A cave called wisdom“ sowie „Transcendence“ fügen sich nahtlos in diesem gar mächtigen Gesamtwerk ein. Musikalisch beide über jeden Zweifel erhaben, möchte ich besonders den Mittelpart von „Transcendence“ hervorheben, da hier eine fast schon misantropische Geschwindigkeit erreicht wird, die einen sofort nach Skandinavien Mitte der 90er Jahre versetzt. Mein Favorit des Albums ist jedoch eindeutig „Absenz elysium“. Es werden wirklich alle Stile miteinander vermengt. Hervorzuheben wäre da der choral anmutende, fast schon Trance-artige Sprechgesang, der über dem im Hintergrund herrschenden Sturm in Form von Darkthrone´schem Gewitter thront. Habe ich in dieser Form noch nie besser gehört. Es ist wirklich wie ein Fest! „My solace II (Paths of perception)“ lässt sehr wenig Platz für Licht. Eine ganz dunkle, zähe Hommage an Verzweiflung und Trauer, musikalisch eingebettet in fast Funeral Black Metal. „Frozen in time“ bestärkt den Eindruck, den ich zu Beginn hatte. Ein wirklich toller Song, der es geschafft hat, mich über die ganze Distanz mit auf Reisen zu nehmen. So viele verschiedene Gefühle und Stimmungen! „Beyond the flames of time“ erdet den geneigten Hörer mit seiner wundervollen Instrumentierung, bestehend nur aus einer Gitarre. Das danach abschließende „Owl oft he black forest“ ist so dermaßen Intensiv, das mir am Schluss der Mund offen steht.
Fazit: Ein weiterer Meilenstein in der eh schon erhabenen Discographie von Imperium Dekadenz. So muss ein solches Album produziert sein. Der Sound ist druckvoll und macht so das wirklich mehr als gelungene Material fast richtig fühlbar. Ein Highlight (wahlweise auch das Gegenteil, wenn jemand nicht so auf Licht kann) reiht sich ans andere. Wie oben bereits erwähnt, möchte ich als Vergleich Woods of Desolation, Forgotten Tomb und Nocturnal Depression anbringen. Die Intensität ist mehr als beeindruckend. Die knapp 63 Minuten Spielzeit solltet ihr euch gönnen. Ich sage nur: Balsam für die Black Metal Seele. Unbedingt kaufen!
Imperium Dekadenz: When we are forgotten
Napalm Records, Vö. 30.08.2019
14,99 €
CD https://napalmrecords.com/deutsch/imperium-dekadenz-when-we-are-forgotten-digipak-cd.html
Facebook: https://www.facebook.com/ImperiumDekadenz/
Band: https://www.imperium-dekadenz.de/
Tracklist
1 When we are forgotten
2 Bis ich bin
3 My solace I (Choirs of solitude)
4 Trauma
5 A cave called wisdom
6 Transcendence
7 Seance
8 Absenz elysium
9 My solace II (Paths of perception)
10 Reverie
11 Frozen in time
12 Behold the flame of time
13 Owl of the black forest
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