Ein Trip durch das All

indexWas es nicht alles gibt im Kosmos des Black Metal! Violet Cold aus Baku (Azerbaijan) sind nicht nur aufgrund ihrer für Metal sehr ungewöhnlichen Herkunft eine außergewöhnliche Erscheinung, sondern auch wegen ihres als Depressive Space / Post Black Metal propagierten Sounds. Das Ein-Mann-Projekt wurde 2013 vom Multiinstrumentalisten Emin Guliyev gegründet und wirbelt seither den Underground gehörig auf. Das Anfang März 2017 erschienene Album Anomie lag mir zur Review vor, und ich zögerte keine Sekunde, ein Paar Zeilen darüber zu verfassen.

Das feine Scheibchen wird mit dem mehr als kolossalen und titelgebenden Track „Anomie“ eingeleitet. Normalerweise sind die unangefochtenen Könige des melodischen Black Metal die Norweger von Emperor, aber hier erstarrt man ob der rasenden Geschwindigkeit, die einen förmlich umweht. Space Synths legen sich wie ein Teppich über das Stück. Es wird gekreischt, was die Stimmbänder hergeben. Immer wieder schimmern Rhythmen der Heimat Azerbaijan durch, und man denkt unweigerlich an Wüste und Beduinen. „She spoke of her devastation“ ist mein Anspieltipp für euch. Beim Hören bin ich Eins mit dem Stück geworden. Pure misanthropische Erhabenheit in seiner elegantesten Form. Leicht an Trip Hop angelehnte Rhythmen ziehen den Hörer in ihren Bann, nur um im nächsten Moment in hochtechnischen Black Metal überzugehen. „Lovegaze“ ist genau das, was der Titel suggeriert: eine Liebeserklärung an das aufstrebende Genre des Blackgaze! Verträumte Gitarren und repetitive Rhythmen, gepaart mit einer einzigartigen Atmosphäre. Wenn ich ein Bild malen müsste, würde ich wahrscheinlich einen lila Himmel, umgeben von Nebel und einer Burg auf einem Hügel zeichnen. Göttlich ist der Mittelpart, bei dem wieder alle Register aus Synthflächen und Raserei gezogen werden. „My Journey to your space“ könnte einem Soundtrack eines Endzeit-Science-Fiction-Filmes entsprungen sein. Verzweifelte Screams und eine Kühle, dass es einem die Nackenhaare aufstellt, am ehesten vergleichbar mit der Band Darkspace. „Violet girl“ ist ein getragenes Epos, das mit folkloristischen Einflüssen daherkommt. Das experimentierfreudigste Stück des Albums kommt zum Schluss, es heißt „No escape from dreamland“. Für mich ist es eindeutig ein Cliffhanger zum neuen Album. Martial Folk / Industrial Parts treffen auf pompöse Arrangements und verschmelzen zu einem fast schon early Dimmu Borgir-artigen Sound.

Fazit: Spannend ist es mitanzusehen, dass auch in den entferntesten Ländern guter Metal gespielt wird. Als Musikentdecker kann ich euch dieses Album nur ans Herz legen. Wer mit Bands wie Darkspace und Vertretern der Avant Garde Black Metal Bewegung etwas anfangen kann, für den ist Anomie sicherlich eine kleine Perle. Für mich ist es einfach ein tolles Album, das Hunger auf mehr davon macht. Kaufen!

Violet Cold: Anomie
MP3 Download, Vö. 01.03.2017
€ 9,99
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https://violetcold.bandcamp.com/

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Tracklist:
1 Anomie
2 She spoke of her devastation
3 Lovegaze
4 My journey to your space
5 Violet girl
6 No escape from dreamland

 

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