Alte Helden versus neue Helden

Die Zeit rast ja bekanntlich, und schon ist es wieder Zeit für einen Katzenclub. Für den heutigen Abend haben die Veranstalter wieder ein ganz besonderes Bandpackage zusammengestellt, das sicher viele begeisterte Besucher anlocken wird: Psyche aus Kanada geben sich die Ehre und eröffnen den Abend für die türkischen (nicht mehr ganz) Newcomer She Past Away, die sich in den letzten Jahren zum absoluten Szeneliebling entwickelt haben. Sie sind vor allem auf Festivals zu sehen, und der kleine, intime Rahmen der Kranhalle verspricht da doch ein sehr viel näheres Konzerterlebnis. Also nichts wie hin.

psyche-band-t-shirt-maenner-t-shirtPünktlich um halb zehn betritt Darrin C. Huss die Bühne, zusammen mit seinem neuen Soundmann, und legt gleich so energiegeladen und fröhlich los, wie man es von ihm gewohnt ist. Die ersten Songs sind alle bekannt, darunter „Angel lies sleeping“, doch die Publikumsreaktionen sind noch überraschend verhalten. Einen neuen Track gibt es ebenfalls zu hören, „Left out“, wenn ich es richtig verstanden habe, ein neues Album soll bis zum Jahresende fertig sein. Den restlichen Auftritt über verlässt Darrin sich auf die altbewährten Hits, aber genau diese wollen die Leute ja auch hören. Bei „The brain collapses“ gibt er alles, bringt seine immer noch brillante Stimme bis zum Äußersten, und den Jubel des Publikums kommentiert er leicht außer Atem mit „you like it when I’m dead“ – ganz so weit würden wir nun doch nicht gehen, aber jetzt sind wirklich alle im Konzert angekommen und tanzen und applaudieren. Weiter geht’s mit einem „Schmuselsong“, wie Darrin „Eternal“ in charmant-gebrochenem Deutsch ankündigt, das ein paar ruhigere Momente in den energischen Auftritt bringt. Doch dann „haben wir geschmust, und jetzt kommt das Elend“ – bei „Misery“ kann Darrin seine Stimme wieder brillieren lassen – unglaublich, was der Mann nach fünfunddreißig Jahren auf der Bühne noch fertigbringt. Ganz großes Kino! Extra für uns heute gibt es das Joy-Division-Cover „Disorder“, das auch sehr gut angenommen wird. „Sanctuary“, „Goodbye horses“ und das phänomenale „Unveiling the secret“ beschließen diesen wie immer richtig feinen Auftritt von Psyche.

xl_ee071b98Etwas verspätet betreten dann She Past Away die Bühne, Volkan Caner und Doruk Öztürkan sind leicht gruftig geschminkt, was schon mal eine schön düstere Stimmung erzeugt. Wie gewohnt passiert gar nicht viel auf der Bühne, als sie einen Querschnitt aus ihren beiden Alben Kasvetli Kutlama und Narin Yalnızlık präsentieren, doch die Songs entfalten schnell eine hypnotische Wirkung, der sich die merklich gefüllte Halle kaum entziehen kann. Vom ersten Song an wird getanzt und gejubelt, auch wenn wahrscheinlich keiner der Anwesenden mehr als vielleicht ein, zwei Worte Türkisch kann und versteht. Die Band hält sich zurück mit Ansagen, bedankt sich aber immer artig, und einmal wird Keyboarder und E-Drummer Doruk ganz ehrfürchtig, als er sagt, wie schön es doch sei, hier mit Psyche aufzutreten und diese überhaupt endlich mal live gesehen zu haben. Sehr sympathisch, wo doch She Past Away mittlerweile eindeutig die größere und beliebtere Band geworden sind.
Volkan und Doruk wirken insgesamt etwas souveräner und entspannter auf der Bühne als früher, die vielen Auftritte in den letzten Jahren haben ordentlich Routine gebracht, und es macht Spaß, den beiden bei ihrer Show zuzusehen. Nach einer guten Stunde Spielzeit beschließen sie ihren Auftritt mit dem großen Clubhit „Kasvetli kutlama“ und einer Zugabe, und sie lassen sich völlig zu Recht vom begeisterten Publikum feiern.

Ein wie immer beim Katzenclub toller Konzerteinstieg in die lange Partynacht, für die nächsten Termine sind auch schon große Sachen geplant, die dann zu gegebener Zeit angekündigt werden. Ich kann euch schon mal so viel verraten: Behaltet den Katzenclub im Auge!

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

(3445)