Neue Perspektiven
Ash Code aus dem italienischen Neapel haben sich 2014 gegründet und bestehen aus Sänger Alessandro Bellucio, Keyboarderin und Sängerin Claudia Nottebella und Bassist Adriano Belluccio. Mit ihrem Auftritt beim WGT 2015 haben sie sich direkt einen festen Platz in meiner Playlist gesichert. Zuletzt waren sie mit ihrem 80er-Jahre-lastigen Dark Wave Sound zu Gast im Münchner Katzenclub (Link zum Bericht) und treten mit ihrem dritten Album Perspektive auch beim diesjährigen WGT auf, das zum Todestag von Ian Curtis am 18. Mai erscheint. Darin geht es darum, Sachverhalte bewusst aus allen Blickwinkeln zu betrachten, auch aus den des Gegners – einander zu respektieren, ohne den eigenen Standpunkt dafür aufgeben zu müssen. Mix und Mastering hat dabei übrigens Doruk Ozturkcan von She Past Away übernommen.
Das fängt ja schon mal gut an, denn beim Opener „Glow“ trifft alter Dark Wave auf Joy Division. Außerdem beinhaltet der Song diese unterkühlte Atmosphäre, für die Ash Code bekannt sind, und die ich besonders mag. Mit dem folgenden „Icy cold“ wird das noch besonders unterstrichen, sodass mich der Refrain wohl auch wegen Alessandros Stimme tatsächlich frösteln lässt. Zu „Betrayed“ müssen alle auf die Tanzfläche, denn der Song geht direkt in die Beine und ist zum Einsatz auf Partys bzw. in Clubs geradezu prädestiniert. Außerdem beinhaltet er eine gewisse Nähe zu den Senkrechtstartern She Past Away. Den Gesang übernimmt hier Claudia, bevor er beim folgenden „Flesh and words“ zu Alessandro zurückwechselt, es geht wieder ruhiger zu. Dies ist ein düsterer Electro-Track mit Sprechgesang. Diese Stimmung wird auf „Disease“ beibehalten, das sich durch den vertrackten Rhythmusteppich in Kombination zu den getragenen Synthie-Klängen auszeichnet. Eine echte Überraschung bietet der Titeltrack „Perspektive“, der erstmalig auf Deutsch vorgetragen wird und Gast-Gesang von Luca Gillian (Mitglied bei Die Selektion) beinhaltet. Die Cold-Wave-Atmosphäre erinnert mich ein bisschen an die erste Version von „Kalter Lippenstift“ von Velvet Condom, zusammen mit den deutschen Lyrics funktioniert das auch genauso schön.
Das folgende „If you were here“, von Alessandro gesungen, ist schön tanzbar ausgefallen, trotz der fehlenden Gitarren ist hier vom Rhythmus her der Einfluss von Gothic Rock spürbar. „Rivers“ wird von Claudia vorgetragen, der Dark Wave Song besitzt eine ganz eigene beklemmende Atmosphäre, weil hier eindringliche und leicht verstörend wirkende Sounds zum Einsatz kommen. „Ricky’s hands“ von Fad Gadget stand vielleicht Pate für „Black gloves“, ein vorwärts gehender und treibender Song von Alessandro, bei dem jedem Hörer das Stillhalten schwer fallen dürfte. Also lieber einfach mal dem Rhythmus hingeben, der auch ohne Bassgewummer auskommt. Das folgende „Redeem yourself“ besitzt ebenfalls einen schnellen Rhythmus, aber deutlich sanfter gespickt, um dem ruhigen Charakter des Songs Rechnung zu tragen, der von Claudias Stimme dominiert wird. Das letzte Stück des Albums, „Lie“, wirkt auf mich trotz des phasenweisen Gesangs wie ein Outro. Es hat eine klaustrophobisch anmutende Stimmung und könnte auch als Filmmusik zum Einsatz kommen. Als Bonus sind noch sechs Remixe verschiedener Künstler auf dem Album enthalten. Ich bin im Allgemeinen kein Fan von Remixen, also überlasse ich es dem Hörer, sich selbst eine Meinung zu den Versionen zu bilden.
Fazit: Ash Code haben ein vielschichtiges und abwechslungsreiches Album abgeliefert, wozu nicht zuletzt die wechselnden Stimmen beitragen. Aber auch die musikalischen Variationen und Stimmungswechsel auf Perspektive bieten Bandbreite, denn der Dark Wave der 80er wird mit Post Punk, Synthie-Pop und EBM-Elementen bereichert. Und dennoch schaffen es Ash Code, stets dabei nach Ash Code zu klingen.
Anspieltips: Betrayed, Icy cold, Perspektive
Ash Code: Perspektive
Swiss Dark Nights Records, VÖ: 18.05.2018
CD 14,00 €, LP 18,00 € erhältlich über Swiss Dark Nights Records, MP3 Download 10,00 € erhältlich über Bandcamp
Homepage: facebook.com/ashcodemusic/
ashcode.eu/
https://www.facebook.com/SwissDarkNights
Tracklist:
01 Glow
02 Icy cold
03 Betrayed
04 Flesh and words
05 Disease
06 Perspektive
07 If you were here
08 Rivers
09 Black gloves
10 Redeem yourself
11 Lie
12 Disease (Hante Remix)
13 Perspektive (We Are Contemporary Remix)
14 If you were here (She Pleasures Herself Remix)
15 Glow (Agent Side Grinder Remix)
16 Perspektive (The ne-21 Remix)
17 Icy cold (Selfishadows Remix)
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