Tanz mit mir den Galgentanz

Neues Jahr, neuer Katzenclub. Die wunderbare, viermal jährlich stattfindende Konzert- und Partyreihe geht in eine neue Runde und wartet gleich mal mit einem Doppelschlag auf: Lebanon Hanover und Ash Code geben sich an diesem eiskalten Samstag die Ehre und werden dem Publikum sicher ordentlich wohlig-düster einheizen. Beide Bands mischen seit einigen Jahren die Dark-Wave-Minimal-Szene auf, haben einen jeweils absolut eigenständigen Sound und überzeugen zusätzlich durch sympathische beziehungsweise ein wenig geheimnisvoll-distanzierte (Lebanon Hanover) Bühnenpräsenz. Da kann ja nichts mehr schiefgehen, oder?

DSC_3618Kurz nach halb zehn betreten die drei Italiener von Ash Code die Bühne, Alessandro Belluccio am Gesang und Synthie, sein Bruder Adriano an Bass und E-Drums und Claudia Nottebella am Keyboard und ebenfalls Gesang. Die Musik von Ash Code ist düsterer, elektronischer Wave mit aber trotzdem ordentlich Schwung, Tracks wie „Crucified“, „Empty room“ oder „Unnecessary songs“ gehen sofort in die Beine und den Gehörgang. Untermalt werden alle Lieder von Videoeinspielungen – wohl in den meisten Fällen die dazugehörigen offiziellen Videos, wenn ich es richtig überblicke. Hier sticht vor allem „Posthuman“ heraus, dessen Video in Berlin gedreht wurde. Nicht fehlen darf natürlich das The-Sound-Cover „I can’t escape myself“. Das höchst tanzbare „Want“ reißt das Publikum noch mal schön mit, bevor es mit „Fragments“ etwas zurückhaltender wird. Bei „Drama“ übernimmt Claudia das Mikro, was mir sehr gut gefällt, von ihr würde ich gern mehr hören! Das sicher aus den einschlägigen Clubs bekannte „Dry your eyes“ bildet den Abschluss dieses fast einstündigen Gigs, der zumindest mir großen Spaß gemacht hat – dem restlichen Publikum aber sicher auch, es herrschte doch ordentlich Bewegung im Raum. Mille grazie, Ash Code!

DSC_3784Nach kurzer Umbaupause müssen Lebanon Hanover dann leider ihren Soundcheck nochmal im Schnelldurchlauf wiederholen, da die Elektronik offensichtlich nicht mehr so mag, wie sie soll. Nachdem diese Minihürde dann überwunden ist, wird es eisig, William Maybelline nimmt uns mit in die „Ice cave“, was sich inhaltlich auch in den meisten der nächsten Songs fortsetzt („Die world“, „Die world II“ sowie „Hall of ice“). Wie immer wechseln sich William und Larissa Iceglass mit dem Gesang und an den Instrumenten ab und verbreiten eine wahrlich düstere Atmosphäre, bei der es einen oft wohlig schaudert, in der man sich aber auch sehr aufgehoben fühlt. Zwischendurch hakt die Technik noch mal, was aber so wunderschöne Songs wie „Invite me to your country“ oder „Albatross“ sofort vergessen lassen. Das allseits bekannte „Gallowdance“ untermalt Larissa mit ausdrucksvollen Gesten und Mikrofonkabelschlingen. „Tanz mit mir den Galgentanz“ – nur zu gern leistet das Publikum dieser Aufforderung Folge und bewegt sich so gut wie möglich in der mehr als gut gefüllten Kranhalle. Und natürlich gibt man sich damit auch nicht zufrieden und klatscht William und Larissa schnell zurück, als sie die Bühne verlassen wollen.
Zwei Songs gibt es noch als Zugabe, die mich persönlich noch mal mehr mitreißen als das bisherige Set. „Kunst“ mit trockenem Minimalbeat und leicht dadaistisch angehauchtem Gesang und Text mit Larissa am Mikro, sowie „Totally tot“, bei dem William die ganze Bühne für sich hat – und sie auch einnimmt – und völlig im Gegensatz zur bisherigen Performance komplett ausflippt. Großes Kino, weshalb mir der Song seither auch nicht mehr aus dem Kopf gehen mag. Zum endgültigen Abschied gibt es noch ein paar Tulpen fürs Publikum, die vorher schon bei einigen Liedern Verwendung fanden.

Beide Bands haben mir sehr gut gefallen (Ash Code war eine Premiere für mich, Lebanon Hanover hatte ich bisher immer nur kurz irgendwo auf Festivals gesehen), das Publikum war ebenfalls begeistert und der Merchandise-Stand nach dem Konzert umlagert. Alles richtig gemacht, danke, Ash Code und Lebanon Hanover, danke, Katzenclub, fürs Veranstalten (und natürlich die schöne Party danach)!

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