Ménage à trois

Varsovie-pressionBereits 2005 wurde Varsovie im französischen Grenoble von Arnault Destal und Grégory Cathérina gegründet, Sänger und Gitarrist der Band, während Arnault sich für Texte und Schlagzeug verantwortlich zeigt. Dennoch ist bereits letztes Jahr erst ihr fünftes Album Pression à froid bei Icy Cold Records erschienen. Gut Ding will eben manchmal Weile haben.

Bei „Perspective Nevski“ verspüre ich direkt Vibes von Joy Division mit dem Unterschied, dass hier auf französisch gesungen wird. Das ist eine tolle Kombination. Im Anschluss tritt bei „Pochodec cislo jedna“ das Bassspiel prägnant hervor, und leichte Noise-Elemente im Hintergrund unterstützen die Atmosphäre. Rhythmisch betont besitzt „Synesthésie“ eine treibende Energie, die eine gewisse Unruhe verspüren lässt. In „Artefacts“ sind die Drums nun besonders auffällig und treiben den Sprechgesang an. Vor allem in den instrumentalen Strophen rockt „Sous les radars“ mit hoher Energie, was jetzt eine kleine Überraschung ist, aber Varsovie auch gut steht.
Das folgende „Une force dehors“ fällt wieder atmosphärischer aus, was am Wave Rock Richtung Pink Turns Blue und dem entspannten Sprechgesang liegt. „Structure“ hingegen erhöht den Elektronik-Anteil und rückt damit in die Nähe von Charles de Goal, was mir richtig gut gefällt. Beim Titelstück „Pression à froid“ ist das Tempo und die Energiedichte besonders hoch, deswegen ist es vielleicht auch mein Favorit. Teile davon erinnern mich an The Exploding Boy, wie auch der lange instrumentale Beginn von „The Ghost of Kyiv“, in dem mensch sich verlieren kann. Erst die ukrainische Frauenstimme erinnert eindringlich an die schreckliche Realität, die eine*n so um so härter trifft. Sie rezitiert ‚Oi u Luzi Chervona Kalyna‘ von Stephan Charnetsky. Der Widerstand ist ungebrochen.

Fazit: Irgendwo in der Schnittmenge von Joy Division und Charles de Goal agieren Varsovie auf Pression à froid und fügen ihre eigenen Ideen hinzu. Gewissermaßen eine Art ‚ménage à trois‘ also. Die Musik ist im dunklen Soundspektrum verhaftet, melancholisch und dennoch tanzbar, zwischen Post Punk und Dark Rock. Die französische Sprache passt toll dazu und macht das Ganze zu etwas Besonderem. Damit haben sie ein tolles Album erschaffen, das seine Kraft aus den musikalischen Wurzeln zieht und gleichzeitig ein Stück weit zeitlos ist.

Anspieltipps: Perspective Nevski, Structure, Pression à froid

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Varsovie: Pression à froid
Icy Cold Records, Vö. 06.10.2023
MP3 8,00 €, CD 14,00 €, LP 23,00 € erhältlich über Icy Cold Records

Homepage: https://www.facebook.com/varsovie.propaganda/
https://www.instagram.com/varsovie.propaganda/
https://icycoldrecords.bandcamp.com/

Tracklist:
01 Perspective Nevski
02 Pochodec cislo jedna
03 Synesthésie
04 Artefacts
05 Sous les radars
06 Une force dehors
07 Structure
08 Pression à froid
09 The Ghost of Kyiv

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