Tribal Gothic Rock aus Frankreich

NovaEtVeteraDie französische Band Nova Et Vetera aus Paris besteht schon seit 1998, dennoch ist jetzt erst ihre zweite LP Lightnings erschienen. Sie selbst haben für ihre Musik die Schublade Tribal Gothic Rock kreiert, was mich neugierig gemacht hat. Auch von Performance-Kunst lassen sie sich inspirieren und führen bei Konzertauftritten ein Pagan-Ritual durch. Das Cover der LP ziert ein Kreis aus unzähligen Einzellinien, der mich irgendwie an Neo-Tribal-Tattoo-Art erinnert und gleichzeitig sowohl sehr hohes Alter als auch Unendlichkeit ausstrahlt. Aber lassen wir die Langrille selbst sprechen.
Lightnings beginnt mit einer coolen Bassmelodie des Songs „Hit by the lightning“, die von hypnotischen Drums begleitet wird. Der Sound zieht mich direkt in seinen Bann. Die weibliche Stimme von Miss Lamort passt super dazu und klingt, als würde Monica Richards von Faith and the Muse sich an Batcave-Gesang versuchen. Ein gelungener Auftakt, dem „Emptiness“ in nichts nachsteht. Der Focus sitzt hier allerdings mehr auf der wabernden Gothic-Gitarrre, und Mr. Lamort übernimmt den Gesang. Die Stimmung ist sehr düster und steigt nur für den Refrain kurzzeitig aus der Gruft, der mehrstimmig unterstützt wird. Die Drums bleiben tribalartig dabei. Bei „Travel light“ geht die Richtung mehr zum melancholischen Postpunk, dem die dominanten Drums das besondere Etwas verleihen. Diese werden für „Leave me alone“ etwas zurückgefahren, und der Gesang überrascht mit französischer Sprache, die sich mit Englisch abwechselt. Ein Song wie gemacht für jede Batcave-Party. Das folgende „Icône glacée“ beginnt als eine Art Ballade komplett in Französisch. In einem Zwischenpart übernimmt Miss Lamort wieder den Gesang, der Song legt ab hier an Energie zu und erinnert mich dann an Cinema Strange. Batcave bleibt auch bei „Be yourself“ die vorherrschende Richtung, wobei die Drums aber wieder verstärkt werden. Der Gesang ist erneut aufgeteilt, was mir in der Wirkung sehr gut gefällt. „Looking for a sign“ ist ebenfalls sehr rhythmusorientiert und klingt mit seinem düsteren Bass eher nach Gothic Rock und dann gleichzeitig auch wieder nicht, weil der Gesang eine dafür untypische Art hat. Die Gitarre arbeitet über weite Strecken mit einem Nachhalleffekt, alles in allem eine ungewöhnliche, aber starke Kombination. „Lighthouse“ vereinigt düsteres Bassspiel mit Tribal-Drums und einer Verzweiflung, aus der man Joy-Division-Einflüsse heraushören kann. Das Zusammenspiel der Saiteninstrumente beim Schlusslied „Les eaux calmes“ ist absolut perfekt. Die Melodie ist im Grunde genommen total schlicht, wirkt auf mich aber absolut hypnotisch, dazu muss ich einfach tanzen. Der französische Gesang dazu wird wieder von beiden vorgetragen und bildet das I-Tüpfelchen. Das ist wie Minimal, nur ohne Elektronik.

Fazit: Tribal Gothic Rock, besser könnte man das nicht bezeichnen, und besser könnte man es auch nicht spielen. Irgendwie ist das Album viel zu schnell vorbei, weil es so abwechslungsreich ist und absolut keine Längen oder Lückenfüller beinhaltet. Aber man kann es ja einfach nochmal abspielen. In den starken Drums kann man sich dank ihrer hypnotischen Wirkung verlieren. Lightnings ist der perfekte Ausgleich, wenn die Frühlingssonne zu viel der gepflegten gothischen Melancholie vertreiben will. Das klassische Zielpublikum besteht aus der Gothic-Rock- bis Batcave-Szene, aber auch Anhänger von Neofolk sollten wegen der Drums einmal reinhören.

Anspieltips: Hit by the lightning, Icône glacée, Les eaux calmes

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Nova Et Vetera: Lightnings
Manic Depression Records, 17.10.2016
LP 16 € – erhältlich über manicdepressionrecords.com
MP3 Download 7 € – erhältlich über Bandcamp Link

Homepage: novaetvetera.net
facebook.com/LegroupNovaEtVetera/
novaetvetera.bandcamp.com/

Tracklist:
01 Hit by the lightning
02 Emptiness
03 Travel light
04 Leave me alone
05 Icône glacée
06 Be yourself
07 Looking for a sign
08 Lighthouse
09 Les eaux calmes

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