Spannung in Wien

Eine Geiselnahme in der Wiener Kaisergruft! Das löst natürlich große Aufregung aus, sei es bei der Polizei, den Medien oder in der Chronik-Redaktion des Wiener Boten. Sarah Pauli klemmt sich hinter die Story, hält wieder einmal ihre Augen offen und vertraut auf ihren Instinkt. Und dann gibt es Schüsse und Tote, unter ihnen ist auch der Geiselnehmer. Aber warum hat er auch die Modeschöpferin und einen weiteren Mann mit ins Grab genommen? Es gibt anfangs keine Zusammenhänge, nur der abgelegte Totenkopf könnte ein Zeichen sein. Aber für derartige Symbole bzw. Allegorien hat die Journalistin einen Faible, wie die Leser auch schon aus den vorangegangenen Krimis von Beate Maxian wissen.

Ein Puzzlestück kommt zum anderen, die guten, bewährten Kontakte und das für Sarah Pauli typische Einfühlungsvermögen führt zur Auflösung einer perfiden Tat. Sie ist ihren journalistischen Kollegen immer eine Spur voraus, geht einfach überlegter vor. Interessant sind auch immer wieder die beschriebenen Gedankengänge des Täters bzw. dessen Unterstützer. Das trauernde Mutterherz, das der Amokläufer hinterlässt, kann man nur zu gut verstehen, ihre Welt ist auf den Kopf gestellt, auch daran dürfen wir teilhaben. Wir tauchen ein in die Wiener Modewelt. Die Tote war Mitinhaberin des Modehauses Schönegg, die trauernde und konservative Schwester der Ermordeten trotzt einem Respekt ab. Wir sind natürlich auch wieder in das Privatleben von Frau Pauli eingebunden, wie auch schon in Mord in Schönbrunn und Tod in der Hofburg, auch hier entwickeln sich Liebesgeschichten weiter.

Mit Tod in der Kaisergruft nimmt uns die Autorin mit auf eine Art fortgesetzte Krimitour zu touristischen Sehenswürdigkeiten in Wien. Sie verteilt kleine Dosen sprachlichen Wiener Schmähs und unterhält die Käufer ihres Buches gut. Dieses Mal war ich allerdings schnell auf der richtigen Täter-Spur, das hat dem Ganzen etwas die Spannung genommen. Aber das mindert die Qualität des Buches nur minimal. (Vielleicht sollte ich weniger Krimis lesen.)

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Beate Maxian: Tod in der Kaisergruft
Goldmann, 19.03.2018
352 Seiten
€ 10,–

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