Knallbunte, ungebändigte Energie

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Mit Chew Chew meldet sich das französische Post-Punk-Duo mit seinem zweiten Longplayer zurück. Federico Iovino und Claudine Sabatel spielen seit 2015 ihren ganz eigenen Sound – eine energiegeladene Mischung aus Post-Punk, Electroclash und Noise. Mit Oh my haben Dear Deer ein gelungenes Debütalbum hingelegt, das punkigen Pop, minimale Synths und die beiden unverkennbaren, exzentrischen Stimmen des Duos perfekt vereint. Das Album macht Lust auf mehr und mich neugierig auf die neue Scheibe von Dear Deer.

Gleich der erste Track ist eine Kür und der gleichnamigen rumänischen Kunstturnerin Nadia Comăneci gewidmet, einer Ausnahmeathletin der 70er Jahre, die als erste Turnerin bei den Olympischen Spielen die Bestnote 10,0 erhielt. Beim Anhören von „Nadia Comaneci“ fällt es nicht schwer, sich eine perfekt inszenierte Turn-Choreografie aus eingeübten Wiederholungen und einer perfekten Landung vorzustellen – Spannungsbogen inklusive! Hallende Synthesizer und Drums treffen auf raue Gitarren- und Bassklänge. Das stimmliche Zusammenspiel von Claudine und Federico verstärkt den (an-)treibenden Rhythmus des Liedes. Ähnlich rhythmisch und schnell geht es bei „Dogflight“ weiter. Klirrende Gitarren und dumpfe Bässe fordern einander heraus, lassen die elektronischen Klänge in den Hintergrund treten und bieten die perfekte Bühne für den eindringlichen Gesang des Duos. „Jog, chat, work & gula-gula“ ist vielschichtig und lebt von zahlreichen Kontrasten. Sägende Gitarrenklänge und impulsive, aggressive Vokals galoppieren über minimalistische Synths. Die ersten Töne und Rhythmen von „Deadline“ stimmen mich auf eine flirrende Elektro-Nummer ein, bis der Sound von Gitarre und Bass eingeholt wird – eine Gegensätzlichkeit, die wieder perfekt zueinander findet – eine meiner Lieblingsnummern auf der Scheibe. Mit „Earworm“ gesellt sich ein eher ruhiger Track zu den sonst durchwegs schnellen und tanzbaren Liedern von Chew Chew. Hier greift Loto Ball zur Trompete und haucht dem Lied etwas Melancholie ein. Fantastisch! Das elektronische „Stracila“ gefällt mir besonders gut. Die eingängigen Beats aus minimalistischer Elektronik gehen sofort ins Ohr. Der polnische Gesang von Claudine verleiht dem Lied eine sinnliche Note.

deardeer-band_promo„Disco-Discord“ und „Ozozooz“ sind mit ihrem eingängigen Refrain und pulsierenden Elektro-Beat besonders hartnäckige Ohrwürmer. Schneidende Gitarren und tiefe Bässe begleiten den melodischen Takt und lassen in Kombination mit dem Gesang des Duos einen herrlichen Post-Punk-Sound entstehen, der zum Tanzen einlädt. „Thanatomorphosis“ ist von der Wirkung etwas ruhiger. Die schöne und einfache Bassmelodie ergänzt hervorragend die synthetischen, rhythmischen Strings. Bei diesen Klängen möchte man gerne noch länger verweilen. „Thanatomorphosis“ ist mein absolutes Lieblingsstück der Scheibe und ein perfekter Abschluss für Chew Chew.

Dear Deer ist hier ein wirklich tolles Album gelungen. Chew Chew ist ein beeindruckendes Post-Punk Album mit Electro-Rock Flair, das viele unterschiedliche Musikelemente gekonnt miteinander kombiniert. Verzerrte Gitarren, tiefe Bässe, flirrende Synthies, ein angenehm schräger Gesang und starke Stimmen führen die Songs zu einer intensiven Klangfülle. Federico Iovino und Claudine Sabatel transportieren mit Chew Chew knallbunte ungebändigte Energie und viel Leidenschaft für Musik, die definitiv gute Laune macht.

Anspieltipps: Deadline, Disco-discord, Stracila

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Dear Deer: Chew Chew
Manic Depression Records, Vö. 11.10.2018
ab 8 €
erhältlich über Bandcamp
Manic Depression Records

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Tracks:
1 Nadia Comaneci
2 Dogflight
3 Jog, chat, work & gula-gula
4 Deadline
5 Earworm (feat. Loto Ball)
6 Stracila
7 Disco-discord
8 Ozozooz
9 Thanatomorphosis

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