Nebel, Tanzfläche, schweben

a3871787772_10Bald ist wieder Katzenclub in München (02.11.2019), und auf dem Festival sind unter anderem Geometric Vision aus dem italienischen Neapel zu Gast, die ich euch vorstellen möchte. Sänger Ago Giordano hat sich zunächst solo im Darkwave ausprobiert, dann aber mit Gennaro Campanile, der den Bass bedient, und Gitarrist Roberto Amato Mitstreiter gefunden. Das Debütalbum Dream ist 2013 erschienen und zwei Jahre später folgte Virtual analog tears. Das aktuelle Album Fire! Fire! Fire! erschien bereits 2018 und soll nun endlich gewürdigt werden.

Der Titeltrack „Fire fire fire“ gleich zu Beginn setzt mich mit seiner Rhythmussektion sofort unter Strom. Bass und Drums sorgen für das Grundgerüst, über das die Gitarre zu tanzen scheint. Dazu kommt der prägnante Gesang von Giordano, der mit leichtem Hall belegt ist. New Wave und Post Punk verschmelzen hier zu einer perfekten Einheit. Bei „The head“ lassen die Drums eine Prise „Wild boys“ von Duran Duran erkennen, und in den instrumentalen Stellen des Songs dominiert moderner New Wave. Doch sobald der Gesang einsetzt, haben wir eher die dem Post Punk typische Melancholie, die auch das folgende „79 D.C.“ bestimmt. Dritter Song, dritter Treffer – wo soll das denn noch hinführen? Auf „Kimera“ bleibt das musikalische Konzept bestehen, aber beim Gesang ist Giordano in deutlich höheren Regionen unterwegs. Das weckt in mir Gefühle von Verzweiflung, ähnlich wie Robert Smith von The Cure beispielsweise in „The hanging garden“. Im folgenden „Apocalypse queen“ wird diese Wirkung noch verstärkt durch die ruhigere Grundnote im Song, das hypnotische Bassspiel und die atmosphärischen Synthie-Sounds.
„Jelly dream“ hingegen überrascht den Hörer mit düsterem Synthie-Pop, zumindest ich hätte diesen jetzt so nicht erwartet. Auch der Gesang klingt hier deutlich gruftiger. Die Wurzeln von Giordano treten hier deutlich zum Vorschein. Die Eröffnungssequenz von „Desert rain“ erinnert mich angenehm an Erasure, allerdings nur bis der Bass einsetzt. Trauriger Post Punk ist nun wieder angesagt, der von New-Wave-Sounds durchzogen ist. Auch „Tombs are seeds“ vollzieht diesen Spagat, wobei die Schwermut in Giordanos Stimme hier voll zuschlägt. Nebel, Tanzfläche, schweben – so muss das. „Made of stone“ besticht durch das fragile Gitarrenspiel, dem sich der Bass unterordnet. Synthies und Gesang runden den Song ab. Zum Abschluss haben No More einen Remix zu „79 D.C.“ beigesteuert, der nichg weniger schön als das Original ist, aber dafür länger und erwartungsgemäß die tanzbare Komponente des Songs verstärkt.

Fazit: Mit dem dritten Album Fire! Fire! Fire! haben Geometric Vision endgültig ihren Sound gefunden. Sie verstehen es meisterhaft, Post Punk und New Wave miteinander zu verschmelzen. Dabei verleugnen sie ihre Vorbilder nicht, bleiben aber mit einer zeitgenössischen Produktion im Hier und Jetzt, bieten daher frisches Blut für Alt-Gothen und solche, die einmal welche werden wollen. Also auf – Nebel, Tanzfläche, schweben.

Anspieltipps: Fire Fire Fire, Tombs are seeds

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Geometric Vision: Fire! Fire! Fire!
SwissDarkNights, Vö. 23.04.2018
CD 13,00 € erhältlich über SwissDarkNights
MP3 7,00 €, LP 18,00 € erhältlch über Icy Cold Records
Homepage: https://www.facebook.com/GeometricVision/
https://www.facebook.com/SwissDarkNights/
https://www.facebook.com/icycoldrecords/

Tracklist:
01 Fire fire fire
02 The head
03 79 D.C.
04 Kimera
05 Apocalypse queen
06 Jelly dream
07 Desert rain
08 Tombs are seeds
09 Made of stone
10 79 D.C. – No More Remix

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