Die Rückkehr der wilden Jungs

Drei Gründe gab es für mich, in dieses neue Album von Duran Duran reinzuhören, alle sind nostalgischer Natur. Erstens sind mir die schmucken Jungs seit „Wild boys“ aus dem Jahr 1984 in liebevoller Erinnerung geblieben, zweitens verbinde ich mit dem Album-Titel Danse Macabre eine tolle musikalische Zeit Anfang der 90er Jahre mit einer Reihe von Dark Wave Samplern gleichen Namens, und außerdem gibt es ein Cover zu hören von einer meiner Musik-Göttinnen, Siouxsie Sioux.
Von außen ist das Album ansprechend, schaurig-schön fast. Es zeigt ein Bild aus einer Sammlung authentischer alter Séance-Fotos, die Bandmitglied Nick Rhodes bei einer Auktion ersteigert hat. Absolut passend!
  Duran Duran sind 1978 in Birmingham gegründet worden. Sie haben sich nach dem Bösewicht Durand Durand aus dem Science-Fiction-Film Barbarella benannt und gehören zu den Vorreitern der New Romantics. Schauen wir mal, was die bösen Jungs hier ausgeheckt haben!„Nightboat“ ist ein recht frühes Stück von 1981, das völlig neu arrangiert wurde. Es beginnt unheimlich, ist dann aber beim Einsetzen von Simon Le Bons prägnanter Stimme gleich wieder ihr Song. „Black Moonlight“, etwas Neues, ist weitaus beschwingter. Hier haben sie sich einen alten Freund eingeladen, Nile Rodgers von CHIC, das merkt man gleich am funkigen Sound. „Love Voudou“ spielt mit Grusel und Schaudern. Hier denkt man daran, dass Duran Duran auf die Idee zu diesem Album letztes Jahr auf einer Halloween Party kamen. Dann zieht kurzzeitig Tristesse auf. Alle von Duran Duran lieben Billie Eilish, und so haben sie sich ihren Titel „Bury a friend“ zu eigen gemacht. Simon verleiht dem Stück mehr Dramatik als Billie Eilish je aufbringen könnte. „Supernature“ war ein Disco-Hit von Cerrone aus dem Jahr 1977. Wie kommen die bloß da drauf? Aber er passt! „Danse Macabre“ ist wieder etwas Neues. Und es gibt ein irrwitziges, wunderschönes Video dazu, unbedingt ansehen!

 

Ein echter Halloween-Knaller mit tanzenden Marionetten, Totenköpfen, Ballerinas, vielen Kerzen in dunklen Gemäuern und den Männern von Duran Duran dazu, so verspielt wie seinerzeit das „Wild boys“-Video, wie von Tim Burton himself! Spätestens hierzu muss man auf einer Halloween-Party das Tanzbein auspacken! „Secret Oktober 31st“, das Stück über den 31. Oktober, den Halloween-Tag, ist alt, ist aber bislang noch nie auf einem Duran Duran-Album veröffentlicht worden. Mit „Ghost Town” haben sie wieder etwas Branchenfremdes gecovert, und zwar von The Specials aus ihrem 1981er Album „Ghost Town“. Gleich danach folgt eine Gothic-Version von „Paint it black“ von den Rolling Stones aus dem Jahr 1966. Mick Jagger ist ja selbst ein Untoter, der auch noch mit 80 Jahren über die Bühne fegt wie ein Derwisch. Gut gewählt, Duran Duran, und auch gut interpretiert! Nach dem schmissigen „Super lonely freak“ folgt der Song, auf den ich gewartet habe: „Spellbound“ von Siouxsie and The Banshees aus ihrem Album Juju von 1981. Ungewohnt ist es hier nicht Siouxsies Stimme zu hören, aber durchaus auch passend und vor allem tanzbar. Nun noch etwas, das alle kennen: „Psycho Killer“ von den Talking Heads. Unterstützt wurden sie hier von Victoria De Angelis von Måneskin, klar, dass das wild wurde! Mit dem neuen und etwas ruhigeren Stück „Confession in the afterlife” schließen sie fast würdevoll das Album ab.

Simon Le Bon meinte, beim Song „Danse Macabre“ ginge es um eine verrückte Halloween-Party. „Es soll Spaß machen.“ Und ja, das tut das ganze Album! Es ist wie eine Duran-Duran-Konfetti-Maschine, eine kunterbunte Mischung aus Liedern. Danse Macabre bedeutet zwar Totentanz, aber bei diesen Liedern fühlt man sich höchst lebendig!

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Duran Duran: Danse Macabre
Tape Modern / BMG, Vö. 27.10.2023
CD 16,99 Euro / MP3 9,99 Euro / Vinyl 33,99 Euro
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Tracklist:
1 Nightboat
2 Black Moonlight
3 Love Voudou
4 Bury a friend
5 Supernature
6 Danse Macabre
7 Secret Oktober 31st
8 Ghost Town
9 Paint it black
10 Super lonely freak
11 Spellbound
12 Psycho Killer (feat. Victoria de Angelis)
13 Confession in the afterlife

 

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