Nebel des Grauens

Lord_Vigo_CoverMit ihrem dritten Longplayer Six must die melden sich Lord Vigo zurück. Bei der Namensfindung hat sich die Truppe um Sänger Vinz Clortho bekanntermaßen beim Ghostbusters Film-Kosmos bedient. Beim neuen Machwerk entstammt die Inspiration aus dem John Carpenter Film The Fog, der im deutschen den Untertitel Nebel des Grauens trägt. Sechs Seelen holen sich die untoten Seeleute zur Rache, und mit sechs Songs (plus In- und Outro) werden sie von Lord Vigo beschwört.

Das kurze „Elizabeth Dane“ stellt ein gefühlvolles Intro dar, bevor Lord Vigo bei „Doom shall rise“ in die Vollen greifen. Zu einem schön schweren Rhythmus gesellen sich klassische Gitarren, die NWoBHM lässt grüßen. In dieses Gesamtpaket fügt sich die Stimme von Vinz Clortho angenehm ein, und mein Kopf beginnt fast schon automatisch zu schwingen. Ein nahezu fröhlich klimpernder Zwischenpart irritiert mich zunächst, aber irgendwie schwingt da auch etwas Bedrohliches mit. Auf gleichem Niveau wird „I am the prophecy“ mit einer schönen Riffarbeit untermalt, das im Verlauf immer mehr Richtung Doom geht, bevor es einen kleinen Höhenflug gibt. Toll, wie der Bass gegen Ende hin in Szene gesetzt wird. „Thul-Rar“ stampft mit wuchtigen Gitarren voran, als ob hier weit mehr als die sechs untoten Seeleute vom Cover unterwegs wären. Vinz Clortho unterwirft sich gesanglich ganz dem Rhythmus. Die Gitarrenläufe im letzten Drittel klingen schön nach den achtziger Jahren, aber das Highlight des Songs ist das im Chor gesungene „Thul-Rar!“, das von Heavy-Metal-Riffmonstern begleitet wird und wie die animalische Beschwörung eines unaussprechlichen Kults wirkt. Nun ja, es werden schließlich auch sechs Opfer eingefordert. Zu Beginn von „Thal-Mun-Rar“ schlägt eine Kirchenglocke, und es entwickelt sich wieder eine düstere und okkulte Stimmung. Langsam schleppt sich der Song voran, und erst gegen Ende versetzen schwere Riffs den Nacken noch einmal in Bewegung, bevor der Song episch und mit Background-Chor endet.
Ähnlich agiert „Evil in disguise“, besitzt jedoch dank des schweren Sounds mehr Doom-Atmosphäre. Ein kleines Gitarrensolo sorgt für Abwechslung und strukturiert so den Track. Die Länge der Songs steigert sich stetig bis zum epischen dreizehnminütigen „Six must die“, das von einem Sprachsample einer Damenstimme eingeleitet wird. Mit stimmungsvollem getragenen Gesang geht es los, der mich wie schon auf dem letzten Album angenehm an Eddie Vedder erinnert. Doch dann übernehmen die rockigen Elemente das Ruder, bis etwa zur Hälfte hin erneute Sprachsamples einen Stimmungswechsel einleiten. Es wird düster und mystisch, ein Chor raunt „Six must die!“ Das hat schon fast Hörspielqualitäten. Anschließend werden die bisherigen musikalischen Themen wieder aufgegriffen, und konsequent wird der Song dann auch mit einem Sample beendet. Der Song sprengt nicht nur alle Längenkonventionen, sondern mit seinen Stilwechseln auch alle Genregrenzen. Zum Ausklang folgt mit „21. April 1880“ ein ungewöhnlicher Track, der Lord Vigo von einer gänzlich anderen Seite her zeigt. Scheinbar nur spärlich mit Bass und Gitarren instrumentiert wirkt der Song schon fast wie ein Akustiktrack. Der Gesang verbreitet dazu eine düstere Schwermut, und alles endet im Meeresrauschen. Aber nicht für lange, denn der Nebel des Grauens wird mit Sicherheit wiederkehren.

Fazit: Beim letzten Album Blackborne Souls hatte ich die Übermacht eines Songs kritisiert (Link zur Review). Das ist nun anders, denn auf Six must die ist das Songwriting sehr ausgewogen, aber zugleich auch sehr abwechslungsreich. Hier gibt es in jedem Song neue Details zu entdecken. Lord Vigo haben sich endgültig gefunden, verweigern sich engen Genregrenzen und verweben schweren Doom mit NWoBHM zu ihrem eigenen Sound. Als Referenzen dienen Candlemass, aber auch Cirith Ungol, Judas Priest und Iron Maiden. Von der Melodiösität des Songwritings und vom Gesang her steckt sicherlich auch eine Prise Ghost mit drin, wobei Vinz Clortho ganz klar seine ganz eigene Note hat.

Anspieltips: Doom shall rise, Six must die

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Lord Vigo: Six must die
No Remorse Records, VÖ: 25.05.2018
CD 13,00 €, LP 17,00 € erhältlich über No Remorse Records
Homepage: https://www.facebook.com/LordVigo666
https://www.noremorse.gr

Tracklist:
01 Elizabeth Dane
02 Doom shall rise
03 I am the prophecy
04 Thul-Rar
05 Thal-Mun-Rar
06 Evil in disguise
07 Six must die
08 21. April 1880

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