Béla Lugosi’s Death Rock

coverAuf Bandcamp bin ich zufällig auf die Budapester Band Padkarosda gestoßen. Ungarn, das Land von Béla Lugosi, dem wohl berühmtesten Vampir der Filmgeschichte. In musikalischer Hinsicht ist mir da gothentechnisch wenig hängengeblieben, das soll sich nun ändern. Nach dem selbstbetitelten Demo Padkarosda (2012), dem Debütalbum Szabadulásom Művészete (2013), der EP Kórkép (2015) und Tétova Lelkek (2016) haben Padkarosda bereits letztes Jahr ihr drittes Album Visszatérő Rémálom herausgebracht. Rómeó übernimmt Gesang und Gitarre, Viktor bedient den Bass und Gergő spielt Schlagzeug.
Ein kurzes atmosphärisches Intro, dann wird gleich zu Beginn mit „Siralomház“ ein Death-Rock-Smasher rausgehauen, zu dem ich nur zu gern zu nächtlicher Stunde auf dem Gothenacker tanzen gehe. Das Tempo ist zwar gar nicht so hoch, aber das verspielte Wabern der Gitarre begeistert mich sofort, ebenso wie das Bassspiel und das Schlagzeug, das an den richtigen Stellen Akzente setzt. Dazu kommt der mit Hall belegte tolle Gesang von Rómeó, forsch und treibend. Außerdem ist er überraschend höher und fräst mit seiner Klangfarbe Rillen in Metall. Ich bin fasziniert, denn einem Mann hätte ich das so nicht zugetraut. Das musikalische Prinzip setzt sich auch auf „Hidekéreg“ fort wie auf Visszatérő Remálom generell, und damit wecken Padkarosda Assoziationen, als seien sie ein Kind von Rudimentary Peni und Christian Death. Erst mit „Meghasonlás“ wird ein Gang zurückgeschaltet, und die Instrumente halten sich zurück. Dafür ist das Schlagzeug besonders prägnant. Der Gesang klingt hier fast wie eine Beschwörungsformel, weil eher gesprochen wird. „Átjárók“ eignet sich wieder für die Tanzfläche, nicht zuletzt weil man auch eine Spur Bauhaus (richtig: „Béla Lugoisi’s dead“) heraushören kann.
Aber „Kívülálló“ gefällt mir noch besser, denn es besitzt eine tolle düstere Atmosphäre, und das Wechselspiel von Bass und Gitarre ist wieder einmal erstklassig. Hier wird auch der Einfluss der üblichen Post-Punk-Verdächtigen deutlich. Mit „Idézés“ geht es flott weiter, bevor es mit „Úzött Vad“ etwas ruhiger wird. Waber-Gitarre, Düster-Bass und Marsch-Schlagzeug bestimmen „Alkonyzóna“, dann zwingt mich „Titok“ förmlich wieder zum Tanzen, denn hier kommt einfach wieder alles zusammen, und der Gesang ist treibend und fordernd. Das folgende „Szellemjárás“ kommt etwas gemächlicher daher, ohne jedoch die Grundzutaten zu verändern. Zum Abschluss von Visszatérő Remálóm finden sich mit „Árnjak“ und „Az Őrző“ zwei neu eingespielte Titel vom Debütalbum Szabadulásom Művészete, die sich mit ihrer Frischzellenkur bestens einfügen.

Fazit: War der Sound anfangs vielleicht noch etwas roh, haben Padkarosda sich mit jeder Veröffentlichung verbessert und nun mit Visszatérő Rémálom ein großartiges Death-Rock-Album aufgenommen, quasi Béla Lugosi’s Death Rock. Das Verhältnis der Instrumente ist optimal abgestimmt, der ungarische Gesang ist für mich das I-Tüpfelchen bzw. der Nagel zum Sarg, der alles zu etwas ganz Besonderem macht. Sicher, den Gesang vesteht man ohne Ungarisch-Kenntnisse gar nicht, aber durch den Übersetzter gejagt erkennt man, dass sich die Band mit sozialkritischen Themen beschäftigt. Christian Death, Rudimentary Peni, Bauhaus, Joy Division vereint – ich bin verliebt.

Anspieltips: Siralomház, Kívülálló, Titok

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Padkarosda: Visszatérő Rémálom
Bat-Cave Productions, Vö. 25.09.2018
CD 11,00 € erhältlich über Bat-Cave Productions
MP3 Download ab 0,00 € erhältlich über Bandcamp. Trotzdem bitte die Band angemessen unterstützen.

Homepage: https://www.facebook.com/padkarosda/
www.batcaveproductions.pl

Tracklist:
01 Siralomház
02 Hidekéreg
03 Meghasonlás
04 Átjárók
05 Kívülálló
06 Idézés
07 Úzött Vad
08 Alkonyzóna
09 Titok
10 Szellemjárás
11 Árnjak (Version 2018)
12 Az Őrző (Version 2018)

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