Seligkeit im Glas und in den Ohren

Stellt euch vor, ihr sitzt in Chicago in einer Bar, draußen ist es dunkel, neben euch sitzt ein Gangster im dunklen Anzug mit Zigarre im Mundwinkel, vor sich ein Tumbler mit Whiskey, die Eiswürfel klingeln leise, wenn er daraus trinkt. Genau diese Atmosphäre erschafft die Münchner Band The Whiskey Foundation mit einigen der Songs auf ihrem neuen Album Blues and Bliss. Die Band bewegt sich scheinbar mühelos zwischen Blues, Jazz und Psychedelic Rock, verschmilzt diese Stile und bringt sie ins 21. Jahrhundert.

Credits: The Whiskey Foundation

Credits: The Whiskey Foundation

Das Album beginnt mit „Complaints“ – und nimmt einen mit diesem astreinen Blues sofort mit. Die Stimme von Murat Kaydirma, die leicht bis mittelschwer an Jim Morrison erinnert, passt perfekt zu dem Soundgefüge aus Hammondorgel, walking bass, und einem Schlagzeug, dem wir nachher noch einige Aufmerksamkeit schenken möchten. Beim nächsten Song ist der Name Programm: „Funk the Boogie“ hält ganz genau, was der Titel verspricht, und lässt einen ein bisschen an James Brown denken. Gegen Ende hält der von Tempowechseln und Breaks durchzogene Song noch eine wunderbare Eskalation aus Bluesharp und Hammondorgel für uns bereit. Hammondorgelig geht es gleich weiter beim nächsten Track „Juice’n’Jam“, allerdings sind wir hier wieder zurück beim guten alten Rhythm & Blues. „Try to handle“ bereitet uns stilistisch schonmal auf die zweite Hälfte der Platte vor, in der wir wesentlich mehr Anklänge an die Doors hören werden – allerdings entführt uns der klassische Blues „Chimes at midnight“ erst noch einmal in die oben erwähnte Bar in Chicago, in der sich der Pianist hinter Rauchschwaden verbirgt. „Unspoken dreams“ beginnt sehr leise und langsam, mit unverzerrter Gitarre und Gesang, irgendwann schleicht sich eine dezente Orgel ein, aber der Star des Songs ist die Stimme. Die anderen Instrumente dürfen sich in den letzten beiden Tracks, die jeweils stolze acht bis neun Minuten auf die Uhr bringen, noch genug austoben.

„Free my mind“ erinnert nun so stark an die Doors, dass ich nach dem ersten „nebenbei Durchhören“ noch stundenlang „Riders on the storm“ vor mich hinsummte, ohne zu wissen, warum. Allerdings ist hier ein Klavier prominent, wo man bei den Doors eine Orgel erwartet hätte. Es wird wunderschön über dem Grundthema improvisiert, mal leise, mal laut, mal nur Klavier – hier darf Julian Frohwein mal die Finger tanzen lassen – dann setzen Bass und Schlagzeug wieder ein, und später auch eine verträumte Trompete.
Aber dieses Schlagzeug! Bei Drummer Janis Gursky vermute ich mal ganz schwer einen akademisch-jazzigen Hintergrund. So leicht, wie er die vertracktesten Rhythmen klingen lässt … ich habe keine Ahnung von Musiktheorie, aber beim letzten Track „Soul Man“ komme ich beim Zählen auf 6/8 und 7/8 abwechselnd. Schreibt in die Kommentare, falls ich mich verzählt habe. Nach einem gefühlvollen Saxophonsolo dürfen nochmal die Hammondorgel und diese wahnsinnige Stimme ran, bevor das Schlagzeug endgültig in einem Solo eskaliert. Für Musiker ist das akustischer Porno. Wirklich. Endlich ein wohliges Aufseufzen, als alle gemeinsam den Song und das Album zum Abschluss bringen (Hirn, komm wieder raus aus der Porno-Metapher!).

Von Musikern für Musiker, aber auch durchaus für Laien geeignet – von mir auf jeden Fall ein eindeutiges „Prädikat wertvoll“!

The Whiskey Foundation: Blues and Bliss
Sun King Music, 20. Oktober 2017
15 €
Auf der Band-Website erhältlich auf CD und Vinyl

Homepage: http://www.thewhiskeyfoundation.de/
Facebook: https://www.facebook.com/thewhiskeyfoundation
Youtube: https://www.youtube.com/user/TheWhiskeyFoundation

Alle Tourtermine findet ihr in unserer bereits veröffentlichten Ankündigung: http://schwarzesbayern.info/news-the-whiskey-foundation-auf-blues-and-bliss-tour-2018/

Bildquelle: Facebook

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