Metalhead

metalhead-filmplakatHauptcharakter im Film ist die heranwachsende Hera Karlsdottir. Sie ist 12, als sie mit ansehen muss, wie ihr Bruder Baldur bei einem Unfall ums Leben kommt. Baldur ist 16, Metalfan durch und durch und als großer Bruder auch Heras Vorbild und Leitfigur.

Metalhead beschreibt Heras jahrelange Trauerarbeit, ihren Umgang mit dem für sie zunächst unüberwindbaren Verlust. Sie beschließt, Baldurs Rolle zu übernehmen, trägt nur noch seine Kleidung, hört nur noch seine Musik, schlüpft ganz in seine Rolle und wird selbst zum „Metalhead“. Hera klinkt sich weitgehend aus ihrem Umfeld aus, sucht konsequent ihren völlig eigenständigen Weg, mit dem Verlust klarzukommen. Sie säuft wie ein Loch, lässt sich ziellos treiben und hat nur noch Zeit und Ohr für „ihre“ bzw. Baldurs Musik. Ihre Familie droht zu zerbrechen. Am Verlust Baldurs und der nicht verarbeiteten Schuldfrage und daran, wie Hera sich immer weiter in ihre eigene Traumwelt zurückzieht. Heras Wut steigert sich noch, als der einzige Mensch, mit dem sie offen reden kann und von dem sie sich verstanden fühlt – der neue Dorfpriester und Metalfan mit dem bezeichnenden Namen Janus –, ihre aufkommenden Gefühle nicht erwidert. Ganz nebenbei wird Hera zur immer besseren Musikerin, schreibt Songs und nimmt Demos auf, die sie an Plattenlabels schickt.
Heras Wut und Trauer gipfeln zuletzt darin, dass sie die Dorfkirche anzündet und sich für einige Zeit in die isländische Wildnis zurückzieht. Als sie zurückkommt, erlebt sie einige Überraschungen: Die Nachbarn zeigen ungewohntes Verständnis, tragen ihr nichts nach, nehmen sie wieder in die Gemeinschaft auf und gemeinsam wird eine neue Kirche gebaut. Hera verlässt augenscheinlich ihren Metal-Pfad, versucht, sich einzugliedern in ein normales Leben, und verlobt sich mit Jugendfreund Gunnar. Die zweite Überraschung ist, als drei gestandene Metalmusiker im Dorf auftauchen und Hera suchen. Ihre Demos haben in Reykjavik für Furore gesorgt, man will wissen, wer für die „böseste und gemeinste Musik aller Zeiten“ verantwortlich ist, und bietet ihr einen Plattenvertrag.

Erleichtert kehrt Hera zu ihrem Leben als Metalhead zurück, das jetzt nicht mehr sinnlos ist und eine Perspektive bietet. Zusammen mit den drei Angereisten gibt sie im Dorf vor ihren Freunden und Nachbarn ihr erstes Konzert und stößt zunächst erwartungsgemäß auf Unverständnis und Ablehnung. Bald aber sehen die Zuschauer, mit welcher Leidenschaft Hera bei der Sache ist, und der Knoten platzt. Selbst in Heras zuvor spröde und verhärmt wirkender Mutter Halldora erwacht neue Lebensfreude. Hera löst ihre Verlobung und geht zuletzt nach Reykjavik, um als Musikerin zu leben.

Metalhead ist – für das Thema sicher überraschend – ungemein feinfühlig und meist leise, aber gerade deshalb so gut. Dabei bewahrt sich der Film trotz aller düsteren Abgründe doch immer wieder einen augenzwinkernden Sinn für Humor und ungemein komische Situationen. Perfekt eingefügt ist das Ganze in die großartige Kulisse der isländischen Landschaft.

Metalhead wurde beim Fantasy-Filmfest 2014 in München gezeigt und kommt in Kürze in die deutschen Kinos.

Für mich einer der Filme des Jahres 2013.

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Originaltitel: Metalhead
Island 2013
Regie: Ragnar Bragson

Besetzung:
Þorbjörg Helga Dyrfjörð – Hera Karlsdottir
Ingvar Eggert Sigurðsson – Karl
Halldóra Geirharðsdóttir – Droplaug
Þröstur Leó Gunnarsson – Gunnar
Sveinn Ólafur Gunnarsson – Janus

– elmar

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