Beiträge

Ground control to Milan Tom

Das bereits 1980 gegründete Künstlerkollektiv Laibach muss ich wohl nicht wirklich vorstellen, daher nur kurz: Sie sind ein Teil der Bewegung Neue Slowenische Kunst (NSK), die 1984 ins Leben gerufen worden ist. Ein immer wiederkehrendes Motiv in ihrem langen Schaffen ist die Ästhetik und Symbolik, Sprachgebrauch und die Musik totalitärer Systeme. Laibach sind ein ewiges Mahnmal daran, dass faschistische Elemente noch immer in der Gesellschaft vorhanden sind und leider wieder überall auf der Welt aufleben.
2019 haben sie die Musik für die finnische Nazi-Persiflage Iron Sky: The coming race beigesteuert. Das Stück „Love is Still Alive“ haben sie auf einer EP gleich achtmal bearbeitet, die nun live präsentiert wird. Weiterlesen

The King is dead

King-Dude-DeathAls Thomas Jefferson Cowgill mit seinen ersten beiden EPs 2010 als King Dude mit Dark American Folk bereits einen überraschenden Erfolg hat, befürchtet er seinen eigenen Worten nach, auf ewig an King Dude und dessen düsteren Folk gebunden zu sein. Er sieht die Gefahr, dass seine Kreativität einem strengen Korsett unterworfen wird und beschließt einen Pakt mit dem Teufel, sich selbst. Das Schaffen von King Dude soll nach zehn Alben enden, die sich um die thematischen Meilensteine Liebe, Angst, Sex und Tod drehen. Love (2011), Fear (2014) und Sex (2016) wurden bereits veröffentlicht, und nun ist mit Death auf Ván Records das letzte Kapitel in der Geschichte von King Dude erschienen. Weiterlesen

Dark as a dungeon

Dobler-CashDie erste Auflage von The beast in me: Johnny Cash erschien anlässlich des 70. Geburtstags von Johnny Cash, dem unvergesslichen Man in black. Nach dessem Tod 2003 hat Franz Dobler seine Biografie noch einmal für die Taschenbuchausgabe überarbeitet. Doch Johnny Cash ist als Thema noch lange nicht abgehakt, und so wurde das Buch auch 17 Jahre später noch einmal aktualisiert. Erst durch sein Spätwerk, den American Recordings, die in Zusammenarbeit mit dem legendären Producer Rick Rubin entstanden sind, wurde ich so richtig auf Cash aufmerksam. Denn wegen der abgrundtiefen Ausstrahlung sowohl von der Musik als auch von den Covermotiven stehen diese bei mir unter Gothic im Regal, und nicht unter Country. Man spürt den Tod jederzeit lauern, und was könnte mehr Gothic sein.
Wer dies noch nicht getan hat, sollte sich dringend seine Version von „Personal Jesus“ anhören (Link), die derart intensiv ist, dass das Original von Depeche Mode im Vergleich dazu nur mehr wie ein mäßiges Cover wirkt. Und wie Cash „Hurt“ von Nine Inch Nails intoniert (Link), das ist ein Song für die Ewigkeit und einfach nur zum Niederknien. Weiterlesen

Wundertüte

cover-TEKE-TEKE-ShirushiTEKE::TEKE, bitte, was? Aber von Beginn an: TEKE::TEKE wurde im kanadischen Montreal vom Gitarristen Serge Nakauchi-Pelletier, Drummer Ian Lettre und Posaune-Spieler Etienne Lebel gegründet. Rhythmus-Gitarrist Hidetaka Yoneyama, Bassist Mishka Stein, die Multi-Instrumentalistin Yuki Isami und Sängerin Maya Kuroki vervollständigen die Band. Als solche haben sie mit Coverversionen im Surf-Stil der in der westlichen Welt sträflich unbekannten japanischen Legende an der Gitarre, Takeshi Terauchi, begonnen. Doch dieses Konzept wurde schnell zu eng, sodass sie ihren Sound in der Breite weiterentwickelten, was schließlich in das Debütalbum Shirushi gemündet ist.
Zugegeben, ich habe von Surf Rock keine Ahnung und von japanischem Folk noch weniger. Aber ich finde den Sound von TEKE::TEKE so abgefahren, dass ich mich dennoch an eine Rezension wagen muss. Weiterlesen

Für immer neu

Einstuerzende_Neubauten_Alles_in_Allem_Albumcover1Das 40-jährige Jubiläum hat nun auch die Einstürzenden Neubauten ereilt. Zu diesem ehrwürdigen Anlass gibt es nun endlich auch wieder ein neues Studioalbum, das wieder mit Unterstützung der Neubauten Supporters aufgenommen wurde, die für Unabhängigkeit gegenüber der Musikindustrie sorgen. Einstürzende Neubauten, das war schon immer weit mehr als Musik. Klangforschung und Experimentieren mit allem, was Töne und Geräusche erzeugen kann, das sind von je her die Markenzeichen der Band, die längst zu den weltweit einflussreichsten deutschen Bands gehört. Sänger Blixa Bargeld zählt ebenso zu den Gründungsmitgliedern wie Perkussionist N. U. Unruh, Bassist Alexander Hacke ist ebenfalls seit den Anfangstagen dabei. Gitarrist Jochen Arbeit und Rudolf Moser als zweiter Perkussionist sind 1997 dazu gestoßen. Alles in Allem, mögen die Klänge beginnen.
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Unterwegs auf der Route Six Six Six

King Dude aus Seattle, Washington, ist für uns im Webzine schon fast ein alter Bekannter, verfolgen wir seine musikalische Reise doch schon eine ganze Weile. Auch auf den Münchner Konzertbühnen ist er ein immer wieder gern gesehener Gast. Und nicht nur da, wie die aktuell laufende Europa- und Russland-Tour beweist, die Thomas Jefferson Cowgill, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, nur leider nicht in hiesige Gefilde führt. Ein Grund mehr, sich bis zum Wiedersehen mit ihm und der Band erst einmal an das neue Album Full Virgo Moon zu halten, das seit Freitag in den Startlöchern steht und wieder bei Ván Records erschienen ist. Weiterlesen

„Ich wünschte, Jimmie Rodgers wäre tot, weil er jedem kleinen Jungen im Land das Jodeln beigebracht hat“

Wagner_JodelmaniaA bisserl komisch is scho: Neo Folk, Folk Punk, Folk Metal, Tribal, Metal mit Panflöte und Tulnic (dem Alphorn durchaus ähnlich), mit Pferdekopfgeige und Ober- und Untertongesang – geht alles. Andererseits: Wenn Bayern bis in seine hintersten Winkel, und gerade dort, irgendeine subkulturelle Musikrichtung wirklich kann, dann ist das Metal. Aber gibt es eigentlich eine Metalband, überhaupt irgendeine „dunkle“ Band, die mehr oder minder „hiesige“ musikalische Traditionen ernsthaft integriert? Die Betonung liegt auf ernsthaft (und irgendwelcher reaktionärer Stadionrockstadl zählt selbstredend ganz gewiss nicht). Schon mal einen Blackmetaller jodeln gehört? Nein? Alberne Vorstellung? Weiterlesen

Hellbilly storm

P1130292_SW„Alle Jahre wieder“ könnte man fast sagen, denn vor einem Jahr waren Demented Are Go ebenso mit King Moroi im Vorprogramm zu Gast im Münchener Strom (Link zum Bericht). Ich frage mich daher, ob der Laden überhaupt halbwegs voll wird, denn München erstickt noch dazu knietief im Schneematsch, und draußen bläst der Wind einem unablässig Schnee und Regen um die Nase. Keine guten Bedingungen also, und so hat man im Strom auch vorsichtshalber die hintere Bar abgetrennt und den Saal somit verkleinert. Weiterlesen

Lieder für die Nacht

BoG owlThe Beauty of Gemina – das sind schweißtreibende Rocksongs, harte Elektro-Rock-Hymnen, beschwingte Düster-Blues-Country-Lieder, melancholische Dunkelpoesie und großartige Musiker, die man unbedingt live erleben muss. Eigentlich sind The Beauty of Gemina aus der Schweiz nicht in Worte zu fassen, man muss sich völlig offen auf ihre Version düster-schöner Musik einlassen und sämtliche Genreeinteilungen vergessen. Denn darauf arbeitet die Band selbst schon seit einigen Alben hin, und mit dem achten Streich Flying with the owl könnte es ihr endgültig gelungen sein. Selbst so eine recht allgemeine Bezeichnung wie Dark Wave ist hier zu wenig, die Band hat mittlerweile definitiv ihr eigenes Genre erschaffen: The Beauty of Gemina. Was erwartet uns jetzt also beim Flug mit der Eule?  Weiterlesen

Pimmel Fotze Hodensack!

P1100603Isolation Berlin sind endlich wieder in München zu Gast, nachdem es zur Lesung im Rahmen des Literaturfestes letztes Jahr zumindest im Anschluss ein paar akustische Lieder gab. Mit ihrer Show im Feierwerk vor zwei Jahren (Link zum Bericht) katapultierten sich Isolation Berlin für mich ad hoc an die unangefochtene Spitze aktueller deutschsprachiger Bands. Heute präsentieren sie ihr aktuelles Album Vergifte dich (Link zur Review).
Als Vorband sind die Staatsakt-Labelkollegen Swutscher am Start. Klingt merkwürdig? Ist es auch, denn Swutscher ist ein Begriff aus dem Plattdeutschen und bezeichnet Herumtreiber und liederlich lebende Menschen. Die Mitglieder, die Gitarristen Sven Stellmach und Velvet Bein, Sänger und Gitarrist Sascha Utech, Drummer Martin Herberg, Bassist Mike Krumhorn und Keyboarder Sebastian Genzink, stammen aus dem sagenumwobenen Rehn (wenn Google Maps nicht lügt) irgendwo an der A7 zwischen Hamburg und Neumünster. Weiterlesen