Nicht im goldenen Käfig

Golden-ApesGolden Apes sind mittlerweile ein echtes Urgestein der deutschen Untergrund-Szene, hatten sie doch seit ihrer Gründung in Berlin 1998 in wechselnden Besetzungen ganze zwölf Alben aufgenommen, wenn ich richtig gezählt habe. Die Konstanten im Bandgefüge sind die Brüder und Gründungsmitglieder Peer Lebrecht (Gesang und Keyboard) und Christian Lebrecht (Bass). Die weiteren Mitglieder sind aktuell Gerrit Haasler (Gitarre), Frank Flenz (Gitarre) und Joe Tyburn (Schlagzeug), mit denen zusammen das neue Album From the sky bei Icy Cold Records herausgebracht worden ist. Der Bandname ist übrigens einem Wortspiel aus Also sprach Zarathustra von Friedrich Nietzsche entlehnt.

Das Titelstück „From the sky“ eröffnet mit einer prägnanten Keyboardmelodie, bevor sich die Saiteninstrumente dazugesellen und kombiniert Wave und Gothic Rock. So weit, so gut, doch als der Gesang einsetzt, bin ich hin und weg. Die Stimme von Peer ist warm und gleichzeitig dunkel und geheimnisvoll, wie geschaffen für einen Gothic Sound.
„Hold me“ im Anschluss etwas ruhiger und atmosphärischer gehalten, und der Gesang wird noch gefühlvoller. Der Refrain ist schon eine kleine Hymne und hätte vielleicht noch eine Schippe Bombast vertragen können, aber sei’s drum. Ansatzweise wird das in „A new days dawn“ umgesetzt, das sich in Richtung Gothic Rock à la NFD entwickelt, wenn auch nicht ganz so rockig. Die Wave-Grundstimmung bleibt noch ein Stück weit erhalten. Für die erste Hälfte von „Hole (in my head)“ möchte ich O’Children zum Vergleich heranziehen. Die ruhigere und extrem atmosphärische zweite Hälfte rückt damit eher in die Nähe von Holygram. In „Satori“ geht es stimmlich noch einmal eine ganze Stufe tiefer runter, was die Melancholie und Traurigkeit unterstreicht, die der Song ausstrahlt. Zum Abschluss folgt noch einmal der Opener „From the sky“ im Gravitas-Mix, der ohne die Gitarren deutlich mehr nach (Dark) Wave Pop klingt. Auch wenn der Song auf diese Weise purer erscheint, bevorzuge ich persönlich die rockige Version.

Fazit: Die Golden Apes sitzen nicht im goldenen Käfig, sondern mit From the sky zwischen den Stühlen von Wave und Gothic Rock, und es scheint, als können oder besser wollen sie sich nicht entscheiden. Sie probieren auf From the sky einfach beides aus und offenbaren dabei so oder so großes Potential. Vor allem die Ausschläge in Richtung Gothic Rock haben es mir dabei angetan, und ich bin gespannt, wie sich die Band in Zukunft weiter entwickelt. Als Vergleich möchte ich insgesamt näherungsweise Bands wie Pink Turns Blue, And Also The Trees und The Chamaeleons heranziehen.

Abspieltipps: From the sky, A new days dawn

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Golden Apes – From the sky
Icy Cold Records, Vö. 22.07.2022
MP3 5,00 €, CD 13,00 € erhältlich über Bandcamp
Homepage: http://www.goldenapes.com/
https://www.facebook.com/GoldenApes/
https://www.facebook.com/icycoldrecords/
https://icycoldrecords.bandcamp.com/music

Tracklist:
01 From the sky
02 Hold me
03 A new days dawn
04 Hole (in my head)
05 Satori
06 From the sky (Gravitas-Mix)

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