Wucht und Verträumtheit

folderSeit dem Debütwerk Herbstklagen, das Waldgeflüster im Jahr 2009 veröffentlichte, ist bereits ein Jahrzehnt verstrichen. Es folgten weitere sehr beachtenswerte Alben und stilistische Weiterentwicklung. Im April dieses Jahres erschien das neue Werk Mondscheinsonaten über das kleine aber feine Label Nordvis Produktion. In fast schon klassischer Fünf-Mann-Besetzung agieren die aus München (diese Tatsache freut mich besonders) stammenden Musiker in einer musikalisch absolut spannenden Parallelwelt bestehend aus Post Black Metal, Folk und viel Atmosphäre. Genau die Zutaten, die mein Reviewerherz braucht. Dass ich darüber einen kleinen Bericht verfasse, war für mich schnell klar. Hier meine Eindrücke.

Gut positioniert für das, was bald kommen wird, beginne ich Mondscheinsonaten zu hören. Ein wunderschönes Intro, schlicht „Einleitung“ betitelt, klingt für mich so vertraut und schon jeher geschätzt. Ein von Gitarren getragener sakraler Folk, der an Ulver (allerdings vor Urzeiten) und Agalloch erinnert. Meine Erwartungen waren hochgeschraubt. Das folgende „Der Steppenwolf“ versetzt mich mit der strudelartigen Spielart der Akteure fast in positive Trance (man hat förmlich Wälder vor dem geistigen Auge). Majestätisch, im Midtempo gehaltener Post Black Metal versehen mit einer Hookline, dass einem der Kiefer eine Etage tiefer rutscht. Was soll da noch folgen! Shoegazige Raserei erwartet uns zu Beginn von „Gipfelstürme“. Herrlich oldschooliger Skandinavien Black Metal vom Feinsten, zwischendurch unterbrochen von Nackenbrecher-Drums, Clean Vocals und einem fast schon kosmischen Gitarrenriff. Zum Ende hin wird es richtig sphärisch. So stelle ich mir Folk vor! Mein persönlicher Anspieltipp für euch ist „Rotgoldene Novemberwälder“. Diesen Track habe ich ungelogen bestimmt fünfmal auf Repeat gehört. Ein wahnsinnig mitreißender Aufbau, während seiner sechs Minuten Spielzeit mutiert der Track zu einem Post Rock / Atmospheric Rock Monster. Wundervoll kann ich nur sagen! An manchen Stellen habe ich mich ein wenig an Autumnblaze erinnert gefühlt. In „Und der Wind …“ zeigen Waldgeflüster auch, dass sie einem den ganzen Hass um die Ohren hauen können. Das Wechselspiel zwischen shoegazigen Parts und rohem Black Metal finde ich hier besonders gelungen. Fast wie so eine Art Jekyll and Hyde. Absolut gekonnt finde ich auch die klaren Vocals, die der Musik eine besonders dystopische Note verleiht. Noch völlig beeindruckt von „Und der Wind …“ beginnt auch schon „Von Winterwäldern und Mondscheinsonaten“. Wow, was für ein Stück! Habe ich die Band vorher gemocht, so mag ich sie jetzt noch mehr. Eine atmosphärische Dichte, wie sie sonst nur Empyrium erzeugt. Das abschließende „Staub in der Lunge“ rundet eine mehr als gelungene Veröffentlichung sehr beeindruckend ab. Ein sehr schöner epischer Folk Metal Song mit klarem Skaldengesang.

Fazit: Die fast 57 Minuten dieses Albums vergehen wie im Flug, da man ständig in Traumwelten schwelgt, aber danach betätigt man gerne wieder die Playtaste. Was Waldgeflüster mit diesem Werk gelungen ist, ist die perfekte Symbiose aus ein wenig Shoegaze und vielen Post Metal Elementen ein Meisterwerk zu erschaffen. Diese Musikrichtung erhält immer mehr Aufmerksamkeit (was gut für den Rezensenten ist), aber es wird schwer das Gehörte zu überbieten. Für Liebhaber von Alcest, Agalloch und ähnlich gearteter Bands und nicht nur. Eine absolute Empfehlung.

Waldgeflüster: Mondscheinsonaten
Sound Pollution / Nordvis, Vö. 12.04.2019
Preis: 14,99 z.B. bei Amazon

Tracklist
1 Einleitung
2 Der Steppenwolf
3 Gipfelstürme
4 Rotgoldene Novemberwälder
5 Und der Wind …
6 Von Winterwäldern und Mondscheinsonaten
7 Staub in der Lunge

Homepage: https://www.waldgefluester.com/
Facebook: https://www.facebook.com/BlackMetalWaldgefluester

 

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