We can be us, just for one Day

amanda palmer_bowie

Amanda Palmer erhielt die Nachricht über David Bowies Tod morgens um 3.00 Uhr. Die Tochter ihres Mannes Neil Gaiman hatte sie ihr geschickt. Amanda war mit ihrem neugeborenen Baby auf Familienbesuch. Sie telefonierte sofort mit Jherek Bischoff, einem guten Freund, der die Liebe zu David Bowie mit ihr teilt. Gleich war klar, dass sie irgend etwas Musikalisches auf die Beine stellen würden. Sie gaben sich hierfür eine Deadline von zwei Wochen. Jherek war für die Instrumentierung zuständig, Amanda für den Gesang. Sie luden Gastmusiker ein: die Indie Gitarristin und Sängerin Anna Calvi für „Blackstar“, John Cameron Mitchel (der seine Vocals per iPhone aufgenommen hat) von Hedwig and the Angry Inch für „Heroes“ und „Helden“ und schließlich Neil Gaiman, der den Countdown von „Space Oddity“ übernahm.

Die Deadline wurde eingehalten. Danach wurden befreundete Künstler angemailt, und sie haben binnen kürzester Zeit Beiträge zu den einzelnen Songs abgeliefert, wunderschöne Cover Art. Das EP-Cover ist von Sarah Beetson, die anderen Kunstwerke sind von Cassandra Long, David Mack, Sarah Beetson, Félix Marqués, HA-HA, Bill Sienkiewicz. Zu jedem Künstler gibt es eine kleine Geschichte dazu, warum er sich dieses Stück ausgesucht hat.

Schon das erste Lied, „Blackstar“, funktioniert. Es ist auch zweistimmig – ein wenig gewöhnungsbedürftig oder vielmehr ungewöhnlich, wie die ursprüngliche Version das auch ist. Die Coverversionen sind genauso temperamentvoll oder genauso zart wie die Originale, auch mit Streichinstrumenten statt mit Rockinstrumentierung. Wenn bei „Space Oddity“ die Violinen einsetzen, Amandas kräftige Stimme dazu, anfangs noch verhalten, und dann Neil den Countdown runterzählt, fast als wäre es David Bowie selbst: Gänsehaut. Auch „Ashes to Ashes“ ist eine wunderbare klassische Interpretation, meines Erachtens nur noch übertroffen von „Heroes“ und „Helden“. Amanda singt die erste Stimme, im Hintergrund John Cameron Mitchell, ergreifend. Das letzte Stück, „Life on Mars“, ist ein Instrumental. Beim ersten Hören vermisste ich die Singstimme, nun meine ich aber, dass es dadurch sogar noch ein bisschen düsterer und wehmütiger klingt. Ein adäquates Abschlussstück für diese in jeder Hinsicht wundervolle und künstlerisch wertvolle kleine EP.

Bowie, so meint Amanda Palmer, hat bis zu seinem Ende Musik gemacht, hat uns damit ein Geschenk gemacht, bis über den Tod hinaus. Das, was die Künstler hier gemeinsam vollbracht haben, ist ihre Art der Trauerbewältigung. Bowie für immer im Ohr und im Herzen.

Wer bei Amazon bezieht, bekommt die sechs Musikstücke als MP3 Download für 5,94 Euro.
Wer auf Amanda Palmers Homepage oder auf ihrem Blog vorbei schaut, kann selbst entscheiden, wie viel er ausgeben will, frei nach der “pay what you want” Philosophie. Ihrer Ansicht nach ist Musik frei und jeder kann selbst entscheiden, wie viel er zahlt. Leisten kann sie sich dieses Prinzip, weil ihr mehrere tausend Fans auf der Plattform Patreon finanziell helfen, die das Entstehen unabhängiger Kunst unterstützen: https://www.patreon.com/amandapalmer

Die 1976 geborene US-Amerikanerin Amanda Palmer (auf ihrer Homepage auch “Amanda Fucking Palmer“) ist Musikerin, Lyrikerin, Kabarettistin, eigentlich Allroundkünstlerin. Seit Januar 2011 ist sie mit dem britischen Schriftsteller Neil Gaiman verheiratet. 2015 kam ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt.

blog.amandapalmer.net
amandapalmer.net/strungoutinheaven/

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Amanda Palmer: Strung out in Heaven – A Bowie String Quartet Tribute
8FT Records, 5. Februar 2016
Gesamtlänge: 28:52
Amazon 5,94 Euro

Tracklist:
1. Blackstar (feat. Anna Calvi)
2. Space Oddity (feat. Neil Gaiman)
3. Ashes to Ashes
4. Heroes (feat. John Cameron Mitchell)
5. Helden (Single Version) (feat. John Cameron Mitchell )
6. Life on Mars (Instrumental)

 

 

(3438)