Your masters are calling

Zweieinhalb Jahre sind vergangen seit dem letzten Besuch von Pink Turns Blue in München, weshalb es definitiv mal wieder Zeit für eine düsterschöne Zeitreise wird. Wobei Pink Turns Blue sich ja nie auf den alten Lorbeeren ausgeruht haben, sondern in den letzten Jahren einige hochklassige Alben veröffentlichten. Das letzte – The Aerdt-Untold stories – stammt aus dem Jahr 2016. DJ Frankit hat die Band nun wieder im Rahmen seiner feinen Sacred Bones Party nach München geholt. Wir versammeln uns wie schon vor zweieinhalb Jahren im Orange House des Feierwerks, und die Vorfreude unter dem Münchner Schwarzvolk ist schon beim Betreten des Raumes zu spüren. 

DSC_3584Ganz pünktlich geht es allerdings nicht los, aber man kann die Wartezeit ja auch mit Kommunikation und dem Kennenlernen der Stehnachbarn überbrücken, mit denen man in Erinnerungen schwelgt, wann man Pink Turns Blue denn zum ersten Mal gehört oder live gesehen hat. Bevor man dabei allerdings feststellt, dass man schon verdammt alt geworden ist, betritt die Band glücklicherweise die Bühne und legt nach einem langen Intro mit „Something deep inside“ los – passenderweise dem Eröffnungstrack vom letzten Album. Mit dem etwas reduzierteren „Dirt“ bleibt man bei den Untold stories, mit „Walk away“ – fieser Ohrwurm – geht es weit zurück in der Bandhistorie. Mit „Walking on both sides“ vom legendären Album If two worlds kiss aus dem Jahr 1987 kommt ordentlich Bewegung ins Publikum, der Song hat offensichtlich viele begeisterte Fans – völlig zu recht natürlich. Mic, Ruebi und Paul bleiben daher auch gleich bei den Klassikern und spielen sich querbeet weiter durch ihr Debütalbum, worüber sich bei Songs wie „I coldly stare out“, „After all“ oder dem sehr rockig gespielten „Missing you“ auch keiner beschwert. Die Stimmung ist gut im Publikum, soweit ich das von weiter vorne beurteilen kann, die Band taut auch langsam auf, nachdem sie am Anfang noch sehr routiniert und distanziert gewirkt hat (was der englische Dank ans Publikum zwischen den Songs noch verstärkte), wir grooven uns jetzt alle richtig gut aufeinander ein, habe ich das Gefühl. Sehr melancholisch wird es mit „Tomorrow never comes“, bei „State of mind“ ist wieder Klassikeralarm, mit „Can’t be love“ wird zum zweiten Mal heute Abend das Ghost-Album berücksichtigt. Nach einer sehr intensiven und sehr langen Version von „Your master is calling“ verabschiedet sich die Band schon wieder. Das wollen wir natürlich nicht zulassen, denn jetzt herrscht wirklich eine sehr schöne Dynamik zwischen Band und Publikum, wir alle haben Spaß, und der soll bitteschön noch nicht vorbei sein. Folgerichtig kommen die drei Herren noch mal zurück und heizen uns mit „That was you“ und „A moment sometimes“ ordentlich ein. Der große Szenehit „Michelle“ darf natürlich auch nicht fehlen, und wie schon beim letzten Konzert in München hören wir dieses wunderschöne Lied auch wieder in einer ganz anderen, noch DSC_3620reduzierteren, noch melancholischeren Fassung, bei der Bassist Ruebi auf einem kleinen Keyboard neben dem Schlagzeug spielt. Sehr fein! Mic verlässt als Erster die Bühne, während Ruebi und Paul den Song noch ausklingen lassen und ihm schließlich folgen. Eigentlich könnte das jetzt ein perfekter Konzertabschluss sein, aber nein – wir haben immer noch nicht genug und klatschen die drei energisch zu einer wohl eigentlich nicht geplanten Zugabe zurück. Ruebi muss jetzt schon zum zweiten Mal seine wohlverdiente Zigarette hektisch ausdrücken, aber es hilft nichts, „When the hammer comes down“ geht vor. Und weil alle gerade so schön in Schwung sind, gibt es auch noch „Touch the skies“ und „If two worlds kiss“ zu hören, bevor endgültig Schluss ist und sich Mic mit einem „Dankeschön, München, schönen Abend noch“ von uns verabschiedet. Wieder verlässt er als Erster die Bühne, dann geht Ruebi, als Letztes Paul.

Nach einem etwas steifen Anfang hat man nach einer Weile gemerkt, wie es Klick zwischen Band und Publikum gemacht hat und der Funke richtig schön übergesprungen ist – der unterkühlten Wave-Atmosphäre zum Trotz, die die Band meisterhaft musikalisch zu transportieren vermag. War die reguläre Setlist noch weitestgehend die von vor zweieinhalb Jahren – mit unbestreitbar tollen Songs -, gab es dann in den Zugaben noch ein paar richtig feine Schmankerl zu hören. Der Fokus lag auf dem Debütalbum, das sicher alle Anwesenden kennen und lieben, ich persönlich hätte mich noch über ein, zwei neuere Songs gefreut. Aber das ist Nörgeln auf hohem Niveau, ich habe die zeitlos schöne Musik rundum genossen, und es war schön zu sehen, wie die Band immer noch in ihren Songs aufgeht.
Zur nachfolgenden Sacred Bones Party mit teilweise etwas klassisch-gothischerem Sound als sonst sind erfreulich viele Leute geblieben, sodass die Hütte und die Tanzfläche noch sehr lange gut gefüllt waren. Danke, PTB und DJ Frankit, für den schönen Abend!

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Setlist Pink Turns Blue:
1. Something deep inside
2. Dirt
3. Walk away
4. Walking on both sides
5. I coldly stare out
6. After all
7. When it rains
8. Missing you
9. Tomorrow never comes
10. State of mind
11. Can’t be love
12. Your master is calling

13. That was you
14. A moment sometimes
15. Michelle

16. When the hammer comes down
17. Touch the skies
18. If two worlds kiss

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