Nach einigen bereits 2017 veröffentlichten Songs hat das Passauer Trio Rue Oberkampf mit Waveclash im letzten Jahr ein großartiges Debüt-Album herausgebracht – ein genialer Sound aus pulsierenden Coldwave-/Minimal-Elektro-Klängen und eindringlichen französischsprachigen Vocals. Sie selber beschreiben ihre Musik als „ColdEBMigerTechnoPunkWave“. Am 6. Juni spielen Rue Oberkampf auf dem WGT EBM Warm-Up in Leipzig. Hier habt ihr schon jetzt die Gelegenheit mehr über das Trio zu erfahren.

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(Foto: task77_fotografie)

Wer verbirgt sich hinter Rue Oberkampf?
Rue Oberkampf
sind Julia (Songwriting, Programming, Vocals, Design/Video), Damien (Songwriting, Sounddesign, Programming, Vocals) und Michael (Songwriting, Battery, Programming, Mixing).

Wie kam es zur Bandgründung? Was verbindet euch?
Ursprünglich kommen wir alle aus Passau und haben uns dort vor ewiger Zeit im Club „Camera“ kennengelernt (dazu gibt’s auch ein Lied: hier reinhören). Wir haben uns dann ein paar Jahre aus den Augen verloren, auch durch die Verteilung auf München und Passau.
Damien und Michael verbindet schon länger eine gewisse Leidenschaft für analoge Synthesizer. Nach den ersten, eher ziellosen Jam-Sessions zu zweit kam irgendwann Julia dazu – das war so der Startpunkt von Rue Oberkampf. Nur wie anfangen? Wir hatten an sich gar nicht so den großen Plan und wollten uns erst mal an einem Cover von Absolute Body Controls „Melting away“ versuchen und sehen, ob das so funktioniert mit der Band. Im Prinzip sind da bereits die ersten Ideen zu Strukturen und Songdynamiken entstanden, die wir auch später wieder verwendet haben. Da Julia zu dem Zeitpunkt auch bereits relativ viel im audiovisuellen Bereich gemacht hatte, haben wir dann auch im Anschluss ein Video dazu aufgenommen. Nach ersten echt positiven Reaktionen haben wir mit „Congélation“ das erste eigene Stück nachgezogen, und von da an ging es eigentlich irrsinnig schnell mit Label, ersten Konzerten, Festivalanfragen, Videos etc.

Wie seid ihr auf euren außergewöhnlichen Bandnamen gekommen – gibt es dazu eine Geschichte?
Julia: Ja, der Name ist nicht ganz einfach. Ich bin als Kind manchmal mit meiner deutsch-französischen Familie an der „Rue Oberkampf“ bzw. Metro-Station „Oberkampf“ in Paris vorbeigefahren. Diese Verbindung aus dem französischem „Rue“ und dem deutschen „Oberkampf“ hat mich damals immer total irritiert und eine Mischung aus Unwohlsein und Neugier ausgelöst – als Kind habe ich aber nicht weiter nachgefragt.
An dieses seltsame Gefühl habe ich mich wieder erinnert, als wir auf der Suche nach einem Namen waren, der zu unserer Musik passt. Ich habe dann mal recherchiert, welchen Hintergrund der Name hat: Er stammt vom Industriellen Christophe-Philippe Oberkampf, der im 18./19.Jahrhundert eine Tuchfabrik in dieser Gegend hatte. Wir fanden, dass der Gegensatz zwischen dem harten Klang des Namens und der bunten Szene, die heute in der Rue Oberkampf zu Hause ist, zu uns und unserer Musik passt.

Müsste man eure Musik in eine Schublade stecken und ein Genre-Etikett darauf kleben, welches wäre das?
Wenn man sich unsere erste EP anhört, wäre das mit Sicherheit „Waveclash“. Mittlerweile reden wir hier von der brandneuen Schublade „ColdEBMigerTechnoPunkWave“.

Beschreibt euren Sound mal außerhalb aller Genre-Schubladen: Die Musik von Rue Oberkampf klingt wie …?
… Disco in Twin Peaks.

Durch welche Bands / Musik wurdet ihr musikalisch beeinflusst oder geprägt? Welche Musik / Bands hört ihr gerade am liebsten?
Das ist bei uns dreien ziemlich unterschiedlich und wahrscheinlich hört man das auch in der Musik, die wir machen. Julia ist eher geprägt von Clan of Xymox, Franz Schubert und Nitzer Ebb und hört gerade Essaie Pas, Keluar und Die Antwoord. Damiens musikalische Prägung kommt eher von Bands wie Sad Lovers and Giants, Wovenhand und Mentallo and the Fixer. Aktuell hört er Musik von Person:A, Silent EM und Police des Moeurs. Michael hingegen kommt eher von Sachen wie DAF, DAFT Punk und Atari Teenage Riot und hört gerade Lizette Lizette, Schwefelgelb oder HGich.T.

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(Foto: task77_fotografie)

Aus welcher Stimmung heraus ergeben sich für euch die besten Lieder?
Dazu muss man wissen, dass wir die Songs meistens nicht zuhause schreiben, sondern uns alle paar Monate mal in einer abgelegenen Hütte im Bayerischen Wald einige Tage einschließen. Diese Abgeschiedenheit und Stille ist eigentlich für uns drei die beste Inspiration für neue Songs. Bei Stimmungen helfen natürlich generell eher Extreme, muss aber nicht zwingend.

Welches Instrument wird sicherlich NIE auf einem Rue Oberkampf-Album zu hören sein?
Konis Hupen. Wer die nicht kennt, einfach mal auf YouTube suchen (grinst).

In eurem Song „Le soir bleu“ beschreibt ihr eure Natureindrücke. Wie wichtig ist Natur für euch?
Julia:
Bisher steht bei uns immer erst die Musik und dann kommen die Texte. Zum Text von „Le soir bleu“, in dem es tatsächlich um den sich zur Nacht wandelnden Abend am Rande eines Waldes geht, haben mich verschiedene Dinge beeinflusst: Einerseits die wabernden, düsteren Synthies des Songs, andererseits die österreichischen Alpen, in denen ich zu dem Zeitpunkt war, und auch mein damaliges Buch, in dem ein Mann in der französischen ländlichen Einöde sein Glück sucht. Aus der Kombination dieser Eindrücke sind dann die Lyrics entstanden. Natur ist uns natürlich wichtig, wir holen unsere Inspiration und Kraft generell aber aus beidem – urbaner Kultur und Natur und auch deren Spannungsfeld.

Welche Rolle spielt Rue Oberkampf in eurem Leben?
Rue Oberkampf
spielt eine sehr große, bestimmende Rolle in unserer Leben. Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem wir nicht irgendetwas für die Band tun.

Die gute Fee steht plötzlich vor euch und sagt, ihr hättet einen Wunsch frei. Was wünscht ihr euch?
Einen Delorean mit Fluxkompensator, damit wir als Vorband von Metallica 1991 in Moskau auftreten können.

Was sind eure Pläne, was steht als Nächstes an – Konzerte? Studio? Auszeit? Ganz was anderes?
Nach dem doch recht anstrengenden letzten Jahr hatten wir die ersten zwei Monate in 2019 erst mal eine Auszeit. Jetzt geht’s aber wieder voll los und wir freuen uns auf die kommenden Konzerte. Auch eine neue EP oder sogar LP wird es dieses Jahr noch geben und Kooperationen mit anderen Künstlern, hier wollen wir aber noch nicht zu viel verraten.

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Rue Oberkampf live:

13.04. Nürnberg (GREY AREA)
19.04. Antwerp (WAVETEEF)
06.06. Leipzig (WGT EBM WARM-UP)
30.08. Regensburg (THE WAVE)
02.-03.11. Hamburg (DAMAGED GOODS FESTIVAL)

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