Es lebe die konstante Trauer!

Wenn von Gothic Doom Metal / Atmospheric Doom Metal die Rede ist, fallen sogleich vier Namen. Allesamt absolute Gottheiten für den Rezensenten dieser Review: My Dying Bride, Anathema, Katatonia und Paradise Lost. Ich gestehe, dass es nicht häufig vorkommt, dass ich auf ein Album mit Sehnsucht warte. Die mächtigen Katatonia betreten den Ring mit einem neuen Album, und ich war so gespannt, wie es wohl sein wird. Ihr bereits zwölftes Album (Wahnsinnszahl) hört auf den Namen Sky void of stars und erschien am 20.01. über Napalm Records. Musikalisch ist Katatonia über jeden Zweifel erhaben, aber insgeheim hoffte ich, musikalisch ein zweites Dicsouraged Ones (ihr Meisterwerk in meinen Augen) zu hören.

Beim Namen Katatonia denkt man unweigerlich an Melancholie, Hoffnungslosigkeit, Resignation und grau. Ich glaube eines kann ich schon verraten, es ist ein unfassbar gutes Album geworden. Gleich zu Beginn reißt einem „Austerity“ den Kopf ab, gewohnt vertrackt und unglaublich heavy. Katatonia wären nicht Katatonia, wenn einem der Refrain nicht in die Tiefe reißen würde. Daran kann man sich gar nicht satthören! „Colossal shade“ führt den eingeschlagenen progressiv vertrackten Sound fort. Diese Stimme könnte man sofort aus 1000 anderen Stimme heraushören. Ich denke am ehesten trifft es hier das Gefühl Stillstand, um das Stück zu umschreiben! „Opaline“ und „Birds“ wurden bereits vorher veröffentlicht. In meinen Ohren sind diese beiden Songs die Essenz der Entwicklung von Katatonia. Ihre von mir geliebten Trademarks kommen allesamt in diesen Songs zum Tragen. Melancholie, wohin das Ohr auch nur hört. Hoffnung? Wer braucht die schon? Eingängig und unglaublich gefühlvoll! Das folgende „Drap moon“ ist wohl der Grund, warum ich Depressive Rock liebe. Gewohnt trist und doch resignierter als sonst. Eine wahrhafte Trauerhymne! Das titelgebende „Sky void of stars“ könnte durch seine Perfektion fast als künftiges Referenzwerk dienen. Ein schön nach vorne gehender Rhythmus und geniale repetitive Riffs, die sich gemein ins Ohr fräsen. „Impermanence“ ist mein Tipp des Albums. Wer es etwas düsterer und zäher mag, der wird sich mit diesem Song am besten identifizieren können. Alleine der musikalische Aufbau hin zum schmerzerfüllten Refrain ist göttlich und geht unter die Haut. „Sclera“ ist der mythischen Übertragungen zufolge dem extra für Katatonia gegründeten Musikstil Depressive Rock zuzuordnen. Keine Zeit auch nur an etwas Positives zu denken. Geht sehr flüssig ins Ohr und erinnert an alte Tage. „Atrium“ wird mit Sicherheit ein Hit von Katatonia. Der Song hat das Zeug live ein Highlight zu werden. Nebenbei erinnern mich die Gitarrenläufe hie und da sogar an das oben angesprochene Discouraged Ones Album. Zum Abschluss gibt es mit „No beacon to illuminate our fall“ einen richtigen Hammer. Heavy Doom Metal vom Feinsten. Tonnenschwere Riffs, wie man sie von Meistern wie Saint Vitus kennt, treffen auf mechanisch unterkühlten Gesang, der durch gelegentliche clean Parts abgelöst wird. Gerade in diesen Momenten ist die Atmosphäre förmlich greifbar. Man möchte nicht mehr aus diesem Strudel heraus, der sich im geistigen Auge abspielt.

Fazit: Ein Album des Jahres Anwärter und das schon im Januar 2023! Das kann ja heiter werden. Mal im Ernst. Selten habe ich so ein organisch perfekt harmonierendes Album gehört, das es schafft über die gesamte Spielzeit konstant die Gefühle der Melancholie, Trauer und von grau aufrecht zu erhalten. Katatonia sind nun seit mehreren Jahren (ich möchte keine Zahlen nennen, sonst komme ich mir alt vor) im Geschäft, und konstant liefern sie ein besseres Album ab als das eh‘ schon perfekte davor. Wo soll das hinführen? Hoffentlich gehen sie ihren eingeschlagenen Weg fort und beglücken die Hörer mit weiteren Hammeralben! Absoluter Pflichtkauf auch für Leute die bisher an Katatonia vorbeigekommen sind (wie konnten Sie nur?).

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Katatonia: Sky void of stars
Napalm Records, Vö. 20.01.2023
15,99 € CD

Tracklist
1 Austerity
2 Colossal shade
3 Opaline
4 Birds
5 Drap moon
6 Author
7 Impermanence
8 Sclera
9 Atrium
10 No beacon to illuminate our fall

Band: http://www.katatonia.com/
Facebook: https://www.facebook.com/katatonia

 

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