Das große Kopfschütteln

Neck_Cemetery-BIACNeck Cemetery entstammen Köln und dem Ruhrgebiet und haben sich zwar erst 2018 gegründet, sind jedoch keine unerfahrenen Neulinge in der Musiklandschaft. Sänger Jens Peters war zuvor bei Aleatory und Season Of Flames aktiv, Gitarrist Boris Dräger bei Black Sheriff. Yorck Segatz spielt aktuell bei Sodom Gitarre und früher bei Beyondition, Bassist Matt Hauser ist auch bei Hornado aktiv und Drummer Lukas Strunck bei Black Sheriff. Gemeinsam frönen sie ihrer Leidenschaft für den guten alten Heavy Metal und agieren dabei so trve und authentisch, wie nur irgend möglich, und davon möchte ich mich mit Born in a coffin überzeugen. Gastauftritte liefern hierbei Chris Boltendahl (Grave Digger) sowie Gitarrist Michael Koch (Ex-Atlantean Kodex).
Das bemerkenswerte Albumcover stammt übrigens von Besil Wrathbone, der mit seiner Kunst auch schon für Sodom und die Kult-Skateboardmarke Koloss tätig war.

Neck Cemetery starten mit „L-F-I-R-S-“ als Intro, und das ist auch ganz gut so. Denn so bekommt man die Möglichkeit, die Nackenmuskulatur etwas aufzuwärmen, bevor mit „King of the dead“ das große Kopfschütteln beginnt, denn das Schlagzeug knüppelt, und die Riffs sitzen straight forward and in your face. „Raise king of the dead“ heißt es im Refrain. Für mich ist das wie eine Beschwörung, zu der man unwillkürlich die Faust emporreckt und die dem klassischen Heavy Metal der 80er Jahre gilt, der sich nun erhebt. Wir bleiben im Thema, aber mit ein bisschen mehr Speed kommt im Anschluss „Castle of fear“ daher, auch wenn der Refrain schon fast eingängig poppig klingt. Der Klargesang von Jens Peters besitzt einen schönen Ausdruck und kommt ohne Verzerrung aus. Nun schlägt „The fall of a realm“ leise Töne an, denn ohne Ballade geht es natürlich nicht. Oder doch? Nach dem gefühlvollen Intro rockt das Quintett munter weiter, variiert aber das Tempo und sorgt so für Abwechslung.
„Banging in the grave“ versetzt mit fetten Riffs den Nacken direkt wieder in Schwingungen, Heavy Metal, wie es sich gehört. Der mehrstimmige Refrain lädt zum Mitgrölen ein. In „Feed the night“ bekommt das Bassspiel eine dominante Ausprägung, die durch das Schlagzeug akzentuiert wird. Peters verlegt sich hier auf Sprechgesang, und natürlich dürfen auch hier wohlplatzierte Riffattacken nicht fehlen. Diese werden in „The creed“ zu einem Frontalangriff ausgeweitet und fahren ein Höllentempo, dass es eine Freude ist. Peters lässt sich aber vom Speed nicht mitreißen und behält mit seinem Gesang die Oberhand. Aus dem atmosphärischen Mittelteil allein hätten andere Bands zwei Songs entwickelt. Der darin eingebundene Spracheinspieler erinnert an Iron Maiden. Zum Abschluss ist „Sisters of battle“ die perfekte Mitsinghymne, um nach einem verschwitzten Konzert den finalen Höhepunkt zu bestreiten.

Fazit: Schönes Ding! Neck Cemetery legen mit Born in a coffin ein flottes Debüt hin, das sich nicht an moderne Trends anbiedert, sondern völlig trve und authentisch die gute alte Zeit des Heavy Metal aufleben lässt. Dabei agieren sie nicht monoton, sondern variieren das Tempo geschickt und abwechslungsreich und präsentieren Songs mit hohem Wiedererkennungswert.
Und das macht mächtig Spaß und lädt zum gemeinsamen Feiern und Kopfschütteln ein. Der Tag wird kommen. Die Erst- und auch die Zweitauflage des Demos Death by banging sind übrigens völlig zu Recht restlos vergriffen, und auch das mag großes Kopfschütteln auslösen, diesmal des Bedauerns.

Anspieltipps: King of the dead, Banging in the grave

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Neck Cemetery: Born in a coffin
Reaper Entertainment, Vö. 09.10.2020
MP3 9,99€, CD 14,99 €, LP 19,99 € erhältlich über Bandcamp

Homepage: https://www.facebook.com/neckcemetery
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https://www.reapermusic.de/

Tracklist:
01 L-F-I-R-S-
02 King of the dead
03 Castle of fear
04 The fall of a realm
05 Banging in the grave
06 Feed the night
07 The creed
08 Sisters of battle

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