He’s a Wanker

Fuctifano42 Jahre sind Peter And The Test Tube Babies nun schon aktiv, und damit sind sie eine der letzten aktiven Bands aus der ersten Welle des Punk. Die beiden Gründungsmitglieder Sänger Peter Bywaters und Gitarrist Derek Greening alias Del Strangefish werden durch Bassist Nick Abnett und Sam Fuller am Schlagzeug ergänzt. Drei Jahre sind seit dem letzten Album That Shallot (Link zur Review) vergangen, und so freue ich mich auf ein neues Lebenszeichen abseits der alljährlichen Tournee in der Vorweihnachtszeit. Fuctifano heißt das neue Album, das im März erschienen ist.

Fuctifano startet mit „Liver’s lament“, einer kleinen Klaviermelodie, bevor „Facebook loser“ dem Hörer direkt einen angepisst vor den Latz knallt. Zum Songtitel muss ich wohl nicht viel sagen. Auch „Hell to pay“ legt ordentlich Tempo vor, in dessen Verlauf Peters Stimme immer rauer wird und so die Stimmung bis zum Höhepunkt am Ende stetig steigert. „Cydradet“ hingegen ist zwar mehr Midtempo Punkrock, überrascht dafür aber mit zusätzlichen Blechblasinstrumenten, die für Big-Band-Feeling sorgen. Diese sind reduziert auch in „Saturday dad“ enthalten, dafür macht Del Strangefish an der Gitarre mächtig Druck. Das Buchstabieren des Songtitels weckt natürlich Erinnerungen an das ikonische „Fire in Cairo“ von The Cure. Der Sprechgesang in „Gravy train“ zu Beginn erinnert mich an Justin Sullivan von New Model Army in „Here comes the war“, aber natürlich macht Peter dann sein eigenes Ding, und spätestens beim Refrain ist klar, dass hier die Test Tube Babies am Werk sind. „Ain’t missing her yet“ ist ein gelungenes Songexperiment, das augenzwinkernd mit ein wenig Swing-Einfluss musikalisch wie eine Stummfilm-Vertonung anmutet oder wie eine Nummer aus einem Wild-West-Saloon.
„He’s a ‚Wanker'“ erklärt plötzlich und unvermittelt eine Frauenstimme, und es ist unklar, ob Peter And The Test Tube Babies damit selbstironisch gemeint sind. Die unbekannte Dame übernimmt dann auch den Großteil des Gesangs, nur beim Refrain steigt die Band mit ein. Das folgende „Small victories“ empfinde ich als recht durchschnittlich, aber „Punched awake“ gleicht das namensgerecht wieder aus, und Peters Stimme klingt hier herrlich kaputt. Bei „Tales of the bleedin‘ obvious“ klingt im Gitarrenspiel ganz kurz ein Auszug aus dem legendären „The Jinx“ von 1982 an, aber ob das nun beabsichtigt oder unbewusst ist? Egal, auch wenn der Song nicht ganz mit der einstigen Hymne mithalten kann. Auf „Screwed down“ kehren die Blechbläser zurück und bereichern den Sound, ohne dass der Punk gleich nach Ska klingen muss. „Queen of fucking everything“ besitzt einen tollen Rhythmus und lädt beim Refrain naturgemäß zum Mitsingen ein. „Liver’s lament (Reprise)“ greift zum Abschluss den Beginn wieder auf, und Peter jammert dazu herzzerreißend, was man ihm so sonst gar nicht zutraut. Ein gelungener Abschluss.

Fazit: Peter And The Test Tube Babies sind nun schon so lange im Geschäft, dass niemand mehr große musikalische Überraschungen erwartet. Fuctifano ist ein gelungenes Album mit kritischen und witzigen Texten, das ganz nach dem Punk von PATTTB klingt, aber dennoch auch mit verschiedenen musikalischen Spielereien aufwartet und sich durchaus von That Shallot unterscheidet. Es macht definitiv Spaß, auch wenn ich einen richtigen Hitknaller zum Ausrasten ein wenig vermisse.

Anspieltipps: Facebook loser, Saturday dad, Wanker

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Peter And The Test Tube Babies: Fuctifano
Arising Empire, Vö. 06.03.2020
CD 15,99 €, LP 17,99 € erhältlich über Nuclear Blast
Homepage: https://www.testtubebabies.co.uk
https://de-de.facebook.com/PeterAndTheTestTubeBabies/
https://www.arising-empire.com

Tracklist:
01 Liver’s lament
02 Facebook loser
03 Hell to pay
04 Cydradet
05 Saturday dad
06 Gravy train
07 Ain’t missing her yet
08 Wanker
09 Small victories
10 Punched awake
11 Tales of the bleedin‘ obvious
12 Screwed down
13 Queen of fucking everything
14 Liver’s lament (Reprise)

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