I blame Gordon

Vergleiche mit ihrem Vater Sting (im bürgerlichen Leben Gordon Sumner) hört sie nicht gern, daher mache ich es kurz: Die Stimme und das musikalische Talent hat Eliot Sumner in die Wiege gelegt bekommen. Ihren eigenen Stil musste sie sich selbst über Jahre erarbeiten. 2010 erschien unter dem Namen I blame Coco das erste Album The Constant. Interviews von damals zeigen ein schüchternes, sich in der femininen Schminke und Frisur und der ganzen Situation sichtlich unwohl fühlendes junges Mädchen.
Jetzt, obwohl immer noch schüchtern, scheint Eliot ihren Stil gefunden zu haben: Am liebsten in schwarzem T-Shirt und Shorts, die langen Haare hinter die Ohren geklemmt, ohne Make-Up, beweist Eliot Sumner an Bass und Mikrofon eine außerordentliche Bühnenpräsenz (z. B. im Oktober 2015 im Münchner „STROM“) und Ausstrahlung. Ein Musterbeispiel für „Gender Fluidity“. Ein Coming Out hatte die mit dem österreichischen Model Lucie von Alten liierte 25-jährige nie – das war nicht notwendig. Sie selbst und ihre Familie wussten schon immer Bescheid.

Aber zurück zum wirklich wichtigen Thema, der Musik. Weiterlesen

Klettern ohne Netz

Mesh_LookingDrei Jahre sind seit dem Über-Album Automation Baby vergangen, drei Jahre, in denen Mesh ihren Status als eine der wichtigsten derzeitigen Synthie-Bands noch weiter ausbauen konnten. Mesh existieren seit Anfang der Neunzigerjahre und haben sich mit Hits wie „Trust you“, „Not prepared“ oder dem Tanzflächenkracher „Born to lie“ beharrlich in die Herzen der Synthie-Fans gespielt, was vor allem an ihrem ausgezeichneten Gespür für eingängige Melodien und herzzerreißend intensive Texte liegt. Mark Hockings‘ brillante Stimme, die einem ganz besonders live einen Gänsehautmoment nach dem anderen beschert, veredelt die Musik von Mesh noch mal ganz besonders. Automation Baby hatte die Messlatte vor drei Jahren verflixt hoch gelegt, und dementsprechend sind auch die Erwartungen an Looking skyward. Ob sie wohl erfüllt werden? Weiterlesen

Der Neuntöter ist gelandet

Der Rotrückenwürger ist ein unheimlicher Vogel, der Piepmatz ist auch unter dem Namen Neuntöter bekannt, und genau nach diesem geflügelten Wesen haben Unzucht ihre neue CD benannt, die am 02.09. geschlüpft ist. Weiterlesen

Sehr intensiv!

 

a4072323303_16Ui, Neues aus unserem schönen Nachbarland Österreich! Für mich hat sich die dortige Black- und Death Metal Szene in den letzten Jahren zu einer Einheit geformt, und ich persönlich habe eine Schwäche für Metal made in Austria. Harakiri for the Sky ist nur ein weiteres Beispiel! Die tatsächlich erst 2011 in Wien / Salzburg gegründete Band spielt eine Art von Black Metal der hypnotischeren Sorte. Ihr neues Werk III: Trauma, das über das Label Art of Propaganda erscheint, war für mich eine Offenbarung beim Rezensieren. Folgend meine Höreindrücke: Weiterlesen

Rabenschwarzer Lieblingssong

Da gibt es einen deutschen Rapper namens Casper, der für mich völlig im Verborgenen schon mehrere Alben heraus brachte und in den Charts sogar schon auf Platz eins war. Mir fiel er aber vor kurzem erst auf mit einem Song, der nicht sehr an HipHop erinnert, eher an Düsteres und Morbides von Nick Cave. Und wen wundert’s? Blixa Bargeld ist mit dabei.
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Doomed, psychedelic and stoned

These Hands Conspire sind eine 2013 in Berlin gegründete Band, von der nach nur zwei Demo-Songs mit THC-Photo[1]Sword of Korhan nun das Debütalbum vorliegt.
Um einen eigenen Stil zu kreieren, unterwerfen sie sich keinerlei Beschränkungen und bedienen sich musikalisch schamlos gleich bei mehreren Genres. Klassischer Heavy Metal der 80er Jahre wird zusammen mit psychedelischen Elementen der 70er geköchelt, und abgeschmeckt wird das Süppchen mit ein wenig Stoner Rock und einer ordentlichen Portion Doom. In dieser Fusionsküche offenbaren sich neue Möglichkeiten, und diese kann man sich in der Tat auf den Ohren zergehen lassen.
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Ein frischer Synth-Pop-Wind weht

DeVision 13Im Juni 2016 erschien das neue Album von De/Vision, seitdem hörte und las ich nur positive Beurteilungen darüber. Seit 1988 begeistert die Berliner Electro-Pop-Formation ihre Fans mit Melodien und mitreißenden Refrains, mit 13 haben sie es sich mit der Namensgebung einfach gemacht, da es das 13. De/Vision-Album ist. Aber genug Einleitung, jetzt wollen wir doch mal hineinhören: Weiterlesen

Alles und noch viel mehr

Rio1[1]Zum 20. Todestag am 20.08.2016 von Rio Reiser, dem unvergesslichen „König von Deutschland“, erschien eine neue Sammlung seiner besten Lieder bei Sony Music. Schon wieder eine Best Of könnte man jetzt denken, denn es sind ja schon diverse Collections erschienen. Und die alten und langjährigen Fans haben ohnehin schon alles daheim. Aber diese sind so gar nicht die direkte Zielgruppe, sondern vielmehr geht es zum einen darum, den einflussreichsten deutschen Musiker der Neuzeit entsprechend zu würdigen, und zum anderen damit auch einer neuen Generation vorzustellen, die ihn vielleicht noch nicht kennt.

Dies wird vor allem deutlich, wenn man sich die Künstler anschaut, die Rio zu Ehren jeweils eine Coverversion beigesteuert haben: Allesamt namhafte deutschsprachige Interpreten, die entweder in den letzten Jahren oder auch in jüngster Vergangenheit in den Charts waren und damit quasi ein Sprachrohr der jungen Generation.
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Der König ist tot – lang lebe der König!

Rio Reiser wurde am 9. Januar 1950 mit dem bürgerlichen Namen Ralph Christian Möbius in West-Berlin geboren. Er war ein deutscher Sänger und Musiker, komponierte, schrieb Texte und war auch als Schauspieler tätig. Vor seiner Zeit als Solokünstler war er Sänger und Texter der legendären Polit-Rockband Ton Steine Scherben, Rio1[1]außerdem schrieb er Musik für zahlreiche Bühnenstücke und Filmmusiken. Er starb am 20.08.1996 in Fresenhagen.

Aber eigentlich war Rio Reiser viel mehr als das. Er war ein Rockpoet, der heute noch seinesgleichen sucht. Er war quasi der erste, der abseits von schwülstigen Schlagerschnulzen und Herz-Schmerz-Klischeereimen deutsche Texte voller Poesie und Ausdrucksstärke schrieb. Und mit seiner Band Ton Steine Scherben machte er im Grunde genommen schon Punk bevor Punk sechs Jahre später überhaupt geboren wurde. Somit gibt es in Deutschland bis heute keine etablierten Musiker, die nicht irgendwie von ihm beeinflusst sind. Weiterlesen

Oldschool im neuen Gewand

Blood_Incantation_CoverColorado – Land der Rocky Mountains, der wilden Flüsse, der weiten Landschaft, der Einsamkeit (oder des Skizirkus im Winter, je nach Vorliebe). Und der Musik. Herausragendste Vertreter sind hier sicher 16 Horsepower beziehungsweise Woven Hand, aber auch harten Stoff wie Velnias oder eben Blood Incantation bringt die Gegend hervor. 2011 von Paul Riedl und Isaac Faulk gegründet, in den nächsten Jahren von Morris Kolontyrsky und Jeff Barrett komplettiert, hat der Vierer mittlerweile einige kleinere Veröffentlichungen sowie das vorliegende Debütalbum Starspawn herausgebracht. Atmosphärischen Death Metal will das Quartett spielen, das Chaos des sich ständig verändernden Universums mit seiner Musik einfangen – gelingt das? Weiterlesen