Alles andere als tot
Dabei sind die Informationen im Netz zur französischen Band Dead eher rar, was aber auch daran liegen könnte, dass die gängige Suchmaschine bei dem Namen an ihre Grenzen stößt bzw. ca. 3.400.000.000 Ergebnisse liefert, und nun muss man die richtigen herausfiltern. Mit Dead von Mayhem hat sie z.B. nichts gemeinsam. Sie besteht aus Sänger Berne Evol, Brice Delourmel an der Gitarre und Bernard Marie, der den Drumcomputer und die Keyboards bedient. Nach den beiden EPs Transmissions (2012) und Verse (2014) sowie dem Debütalbum Voices (2016) haben Dead mit Dreams ihre dritte EP herausgebracht. Trotz des überaus Gothic-kompatiblen Bandnamens sind sie aber bislang unter meinem Radar hindurchgetaucht, aber das soll sich nun ändern.
„Ice sky“ beginnt mit einem Post-Punk-typischen Bass, wie ich ihn mag. Dazu der stringente Drumcomputer und kalte Synthies, was will man mehr. Die Stimme wird nur geflüstert und ist kaum wahrnehmbar, vielmehr wirkt sie hier wie ein zusätzliches Instrument. Von der Stimmung her erinnert mich der Track an manche Songs von Edward Helsing. Wie eine Reprise des Vorgängers beginnt „Dream“, aber dann steht der klare Gesang im Vordergrund, und auch die programmierten Drums werden mehr betont, denn sie sind der Gegenpol zum bewusst monoton inszenierten Gesang. Verzerrte Geräusche offenbaren dabei auch einen gewissen Noise-Einfluss. „Shine“ wird mit einer wahren Bassorgie eröffnet, die schließlich von einem Synthie-Teppich begleitet wird, bei dem mir „Maid of Orleans“ von OMD in den Sinn kommt. Der Gesang hält sich behutsam im Hintergrund, damit sich die Atmosphäre des Sounds voll entfalten kann. Auch bei „Disappear“ ist das Bassspiel leicht betont, aber hier im Zusammenspiel mit den anderen Instrumenten, wie im Post Punk in aller Regel üblich. Berne Evol flüstert hier eher als dass er singt, was noch einmal für eine neue Komponente sorgt. Die Keyboardspuren könnten fast New Wave sein, haben aber einen ganz eigenen noisigen Touch.
Fazit: Dem Namen zum Trotz präsentieren Dead sich alles andere als tot, im Gegenteil. Im weiten Feld des Post Punk verleugnen sie ihre Wurzeln nicht, die sicherlich auch bei Joy Division und den frühen The Cure liegen, aber sie experimentieren mit den Zutaten und entwickeln den Sound so weiter. Jeder Track ist eigenständig, und doch gibt es einen schwarzen Faden, der sich durch Dreams hindurchzieht. Und mich zieht es nun zum Backkatalog hin.
Anspieltipp: Shine
Dead: Dreams
Icy Cold Records, Vö. 18.09.2019
MP3 3,99 € erhältlich über Bandcamp, LP 16,00 € erhältlich über Icy Cold Records
Homepage: https://facebook.com/deadbandmusic
https://dead-band.bandcamp.com
https://www.facebook.com/icycoldrecords/
Tracklist:
01 Ice sky
02 Dream
03 Shine
04 Disappear
(3580)