Ein Begleiter in guten und besonders in schlechten Tagen

GhostlandBei Ghostland handelt es sich um eine Band aus Athen, die sich 2015 gegründet hat. Die Griechen zeigen sich dabei von Post Punk und New Wave beeinflusst. Neben der Frontfrau Makrina spielt Nikos den Bass, und Gitarrist Argyris programmiert außerdem den Drumcomputer und den Synthesizer. Bislang hatten sie Auftritte in der griechischen Untergrundszene, bei denen der Studiotechniker Stavros die Position hinter dem Synthesizer übernimmt. Bei Manic Depression Records ist nun das Debütalbum Dances on walls erschienen, mit dem sie hoffentlich auch hierzulande auftreten werden.
Die Soundcollage „Dances on walls“ eröffnet das gleichnamige Album, und dann bin ich baff. Diese Stimme auf „Leave behind (Hollow moon)“ klingt wie Katie Sketch von The Organ aus dem kanadischen Vancouver, die sich leider mit nur einem Album (Grab that gun, 2004) wieder aufgelöst haben. Der Sound ist ebenfalls im Post Punk verankert, ist bei den Athenern aber dunkler angelegt. Das Schlagzeugspiel bei „Wind of knives“ erinnert ein wenig an Marschmusik, trotzdem ist dies ein sehr getragenes Stück, der Stimme und dem düsteren Bassspiel zum Dank. „Don’t wait“ hingegen hat einen starken elektronischen 80er Jahre New Wave Touch, der zum Tanzen anregt. Der Gesang ist aber dennoch tief in der Melancholie verankert. Die Art des Songs hat durchaus auch etwas von Sixth June. Eine schöne Bassmelodie eröffnet „Sway“, und dann ist sie wieder da, diese TheOrgan-Stimme. Aber zusammen mit den Synthies ist klar, dass es sich hier um eine andere Band handelt.
Die Eröffnung von „The dancing crowd“ erinnert mich an „11:59“ von The Exploding Boy, aber dann nimmt der Song diese Ghostland-typische Richtung mit der fast schon wehklagenden Stimme. Gut geeignet also, um seinen Weltschmerz auf den schwarzen Tanzflächen auszudrücken. Die Schlagzeug-Beats des nächsten Lieds verhallen in der Leere und verströmen so Kälte, und passenderweise heißt es „Ice song“. Auch der Gesang wirkt hier deutlich kälter, der Einfluß von Cold Wave wird hier spürbar. Auf dem folgenden „Lifeblood“ treffen gewissermassen X-Mal Deutschland und Lebanon Hanover zusammen, Vergangenheit und Zukunft gehen hier eine wirkungsvolle Symbiose ein. Zum Abschluss wird es mit „Against the crowd“ noch einmal richtig schwermütig, und mit dem Ambient- und richtig coolen Drone-Einfluß offenbaren Ghostland noch einmal neue Facetten in ihrem Sound, den man so insgesamt gar nicht nach Griechenland verorten würde.

Fazit: Mit Ghostland habe ich endlich eine Band gefunden, die die Nachfolge der von mir innig geliebten The Organ antreten kann. Natürlich spielt da die ähnliche Stimmfarbe der Sängerin Makrina im Vergleich zu Katie Sketch mit rein, aber Ghostland sind weit mehr als eine bloße Kopie. Sie erschaffen auf Dances on walls ein wunderschönes Hybridwesen aus Post Punk und New Wave, das mich zukünftig in guten und besonders in schlechten Tagen begleiten wird. Auch Fans von Lebanon Hanover und Sixth June sollten hier unbedingt reinhören. Die sonst üblichen Mosher erscheinen mir einfach unpassend, also lauschen wir mit Kopfhörern.

Anspieltips: Don’t wait, The dancing crowd

Ghostland: Dances on walls
Manic Depression Records, Vö. 10.12.2018
LP 16,00 €, MP3 Download 7,00 € erhältlich über Bandcamp
Homepage: https://www.facebook.com/ghostlandband/
www.manicdepressionrecords.com

Tracklist:
01 Dances on walls
02 Leave behind (Hollow moon)
03 Wind of knives
04 Don’t wait
05 Sway
06 The dancing crowd
07 Ice song
08 Lifeblood
09 Against the crowd

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  1. […] der Entdeckung der wunderbaren griechischen Band Ghostland (Link zur Review) habe ich einen tieferen Blick in den dortigen Untergrund geworfen und bin mit der Band Chain Cult […]

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